laut.de-Biographie
The Beach Boys
Wer mit dem Namen Strand, Sonne und gute Laune verbindet, liegt nicht ganz falsch. Verkennt aber, dass die Beach Boys weitaus mehr waren als nur eine schnucklige Rock'n'Roll-Band.
1961 veröffentlicht die Band aus Los Angeles auf dem kleinen Label Candix das Stück "Surfin'", das zum lokalen Hit avanciert. Wenig später erscheint beim Major Capitol "Surfin' Safari" und gerät überraschend zum Chartserfolg. Das Line Up der damaligen Besetzung besteht aus den Brüdern Carl (Gitarre, Gesang), Dennis (Schlagzeug, Gesang) und Brian Wilson (Bass, Keyboards, Gesang), sowie deren Vettern Mike Love (Gesang) und Schulfreund David Lee Marks, der wenig später durch Al Jardine (Gitarre, Gesang) abgelöst wird. Treibende Kraft hinter dieser Familienbande ist Vater Murry Wilson, der auch den ersten Plattenvertrag beschafft.
In rascher Folge produzieren sie Hit auf Hit und immer wird das Strand- und Surfthema neu variiert und von Mastermind Brian soundtechnisch umgesetzt. Brian geht nach 1964 aufgrund dreier Nervenzusammenbrüche nicht mehr mit der Band auf Tour, hält im Hintergrund jedoch die Fäden in der Hand und somit die Beach Boys auf der Erfolgsschiene. Sein Nachfolger am Bass: der Chicagoer Bruce Johnston.
Das 1966 erscheinende Album "Pet Sounds" dient unzähligen Bands als Inspirationsquelle und zählt mit zu den besten Platten, die je das Licht der Welt erblicken. So soll es zum Beispiel die Beatles zu "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" inspiriert haben. 33 Jahre nach dem offiziellen Erscheinungsdatum verleiht man den Beach Boys für diese Platte schließlich den Grammy. Mike Love meint dazu, es sei lächerlich, dass die Juroren das erst jetzt bemerken.
"Pet Sounds" markierte den Wendepunkt in der musikalischen Entwicklung der Band. Wesentlich experimentierfreudiger zeigen sich die Beach Boys hier und legen - bewaffnet mit allerlei komischem Gerät wie Fahrradklingeln, Colaflaschen, Flöten und Ähnlichem - Soundfragmente übereinander, die zusammen etwas Symphonisches ergeben, wie man es vorher noch nicht zu Ohren bekam.
Der immer komplexere Klang führt zu Spannungen, sowohl innerhalb der Band als auch mit dem Label. "Don't fuck with the formula", soll Love im Streit Brian Wilson an den Kopf werfen. Ausgerechnet das komplexe "Good Vibrations" wird dann zu ihrem bis dahin größten Hit. Was Wilson ermutigt, den experimentellen Weg weiter zu gehen. Mit Van Dyke Parks versucht er im Anschluss, das mehrstündige Epos "Smile" vertonen, gibt das Projekt schließlich aber auf. Erst 2004 nimmt sich er der Songs nochmals an und veröffentlicht sie auf einem Album.
Mit den progressiveren Elementen kann sich auch die Fangemeinde nicht so recht anfreunden, was sich in sinkenden Verkaufszahlen niederschlägt. Die Alkohol- und Drogenprobleme der Geschwister Wilson führen dazu zu großen Spannungen mit Cousin Love, der die Fahne der Band weiterhin hoch hält. Brian Wilson benötigt aufgrund seiner psychischen Instabilität teilweise sogar eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Zu einem Schicksalsschlag kommt es am 28. Dezember 1983, als Dennis, der beste Schwimmer und Surfer der Familie, sturzbesoffen ertrinkt. Am 7. Februar 1998 erliegt Carl Wilson den Folgen eines Krebsleidens. Die Band bricht endgültig auseinander: Love sichert sich die Rechte auf den Namen und ist mit wechselnder Besetzung als Beach Boys unterwegs, Brian Wilson tourt unter eigenem Namen um die Welt. Wie tief der Graben ist, zeigt sich auch daran, dass Love mehrmals Wilson verklagt, unter anderem um Songwriting Credits für einige frühe Hits zu einzufordern.
So kommt die Nachricht überraschend, dass die Gruppe 50 Jahre nach ihrem Debütalbum "Surfin' Safari" 2012 eine Welttournee sowie ein neues Album ("That's Why God Made The Radio") in Angriff nimmt. Mit Brian Wilson, Mike Love, Al Jardine, David Marks und Bruce Johnston stehen die noch lebenden Mitglieder der legendären 1960er Jahre gemeinsam auf der Bühne.
Ein Happy End ist es allerdings nicht, denn nach dem letzten Auftritt in London gehen Wilson und Love ohne Gruß auseinander. Wilson feilt mit dem sehenswerten Indie-Streifen "Love & Mercy" (2015) an seinem Image des tragischen Genies, während Love nach wie vor versucht, seinen Ruf als geldgieriger Bösewicht loszuwerden. 2016 legen beide mit schonungslosen Biografien ihre Sichtweisen dar.
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