Porträt

laut.de-Biographie

Jaheim

Es gibt sie wie Sand am Meer. Fast jeden Monat sprießen talentierte schwarze R'n'B/Soul-Newcomer aus dem nahrhaften Boden amerikanischer Ghettoviertel. Doch nur die wirklich guten, ehrgeizigen Jungs und Mädels überleben die knallharte Auslese der übersättigten Fans. Man braucht schon eine charismatische Stimme und eine gewisse körperliche Ausstrahlung, um sich zu etablieren. Und wenn das Ziel erst mal erreicht ist, muss man sich immer wieder aufs Neue beweisen, um nicht im Wandel der Zeit unterzugehen.

Jaheim - Ghetto Classics
Jaheim Ghetto Classics
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Einer, der diese Voraussetzungen erfüllt, ist Jaheim Hoagland. Seine Stimme unterscheidet sich meilenweit von den perfekten und aalglatten 08/15-Künsten seiner Konkurrenten. Jaheim steht mehr in der Tradition rauer Soulcrooner wie Luther Vandross oder Teddy Pendergrass. Mit 22 Jahren feiert Jaheim jenseits des Atlantiks bereits Erfolg auf Erfolg und schickt sich im Sommer 2001 an, auch die europäische Black Music-Szene zu erobern. In London gilt Jaheim bald als Ghetto-Superstar. Sein Debüt wird dort rasch mit dem ehrenhaften Titel "Most bootlegged record on the street" belegt. Jaheims ausverkauftes Konzert mit Kelly Price im Hippodrome wird zur Megaparty.

Jaheim wächst, wie so viele, in armen Verhältnissen auf. Sein Ghetto liegt in New Brunswick, New Jersey. Der Vater stirbt, als Jaheim zwei Jahre alt ist. Die einzigen legalen Möglichkeiten, aus dieser Misere zu entkommen, bieten Basketball oder Musik. Die meisten aber wählen das illegale Thug-Life des crackdealenden Hustlers. Auch Jaheim vertickt zuerst Drogen, um Geld zu verdienen. Nebenbei versucht er jedoch, die freie Zeit zum Singen zu nutzen. Sein Großvater, selbst Musiker, nimmt ihn früh unter die Fittiche.

"Mein Weg zu mir selbst hieß Singen. Ich konzentrierte mich darauf, meine eigene Stimme auszubilden und hatte den ganzen Tag Luther Vandross auf den Lippen." Zu den weiteren Vorbildern zählen so unterschiedliche Artists wie Marvin Gaye, Sam Cooke, Stevie Wonder, 2Pac und Notorious B.I.G.. Zwar gewinnt er schon früh bei diversen Talentwettbewerben, doch erst nach dem Tod seiner Mutter beendet er seine kriminelle Karriere endgültig. "Als ich meine Mutter verlor, dachte ich, ich hätte alles verloren. Aber ich musste stark sein, um meinen jüngeren Bruder durchzubringen."

Jaheim beginnt, seine Tapes auf der Straße zu verkaufen. Durch diese Street Promotion erregt Jaheim Aufmerksamkeit: Kay Gee, Ex-DJ der Hip Hop-Formation Naughty By Nature und Produzent von Next, bekommt im New Jersey Naughty Gear Store eines seiner Demos in die Finger und reagiert begeistert. Sofort gehen die beiden ins Studio und arbeiten an Tracks für Jaheim.

Bis Jaheim mit seinen Songs an den Start gehen kann, wird es jedoch noch etwas dauern, da es Unstimmigkeiten mit Warner Bros. Records gibt. Kay Gee gewinnt dieser Verzögerung Positives ab: "Jaheim hatte so genug Zeit, um sich als Songschreiber zu entwickeln. Er konnte sich zudem mit den technischen Dingen im Studio beschäftigen. Hätten wir ihn mit einem halbgaren Album den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, würde ihn heute keiner mehr kennen." Zudem muss Jaheim mit einem Tanzlehrer und Choreograph in L.A. an der Beweglichkeit arbeiten, um auf der Bühne zu überzeugen. "Ich habe mich früher nicht viel bewegt, das Tanzen war nicht mein Ding. Doch du musst die Menge im Griff haben und animieren können."

Die Mühe und das Warten hat sich gelohnt. Mit seinem Debütalbum "Ghetto Love" schafft es Jaheim gleich nach Veröffentlichung direkt in die Top 10 der amerikanischen Billboardcharts: Ein Riesenerfolg für den R'n'B-Newcomer, von dem man vor seiner Hitsingle "Could it be" noch nie etwas gehört hat. Die Platte bezieht ihre Faszination aus dem Zusammenspiel von gutem, alten 70er Soul und straighten Hip Hop-Beats. Moderne Timbaland-Hektik sucht man hier zum Glück vergeblich.

Zwei Jahre darauf legt Jaheim "Still Ghetto" nach. Nicht nur der Titel, auch die musikalische Seite setzt auf das bewährte Konzept, die Kombination von Jaheims dunkel-rauer Soulstimme mit knackigen Beats. Obwohl meist die Balladen-Karte gespielt wird, überzeugt Jaheim gerade in den bouncenderen Tracks. Mit Mary J. Blige geht für "Beauty & Thug" ein namhafter Gaststar ins Rennen. Wie "Ghetto Love" zuvor trägt Jaheim auch "Still Ghetto" Platin ein.

Ausschließlich die Kuschel-Schiene fährt "Ghetto Classics" von 2006. Unter anderem sorgen Kay Gee, Bink und Altmeister Scott Storch für klassische, streicher-lastige Arrangements, Styles P und Jadakiss absolvieren rappende Gastauftritte. Musikalische Experimente sucht man vergebens, dennoch verleiht Jaheims Stimme dem Album einen unverwechselbaren Anstrich.

Alben

Jaheim - Ghetto Love: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2001 Ghetto Love

Kritik von Stefan Johannesberg

Könnte mit seinem Soul vom Feinsten sogar R. Kelly vom Thron stoßen. (0 Kommentare)

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