laut.de-Biographie
Klaxons
"Ich habe die Klaxons mit Kasabian in Ibiza gesehen. Das war die reinste Folter. Entweder waren all ihre Instrumente kaputt oder sie wissen wirklich überhaupt nicht, was sie machen."
Jenes Statement hat Noel Gallagher einmal vom Stapel gelassen. Mit dieser Meinung gehört der Ex-Oasis-Rüpel jedoch zu einer äußerst kleinen Minderheit, schließlich werden die Klaxons rund um den Globus, speziell in Großbritannien, nahezu frenetisch gefeiert. Das Londoner Trio sticht vor allem durch sein schrilles Auftreten hervor: Hang zur Ästhetik der Neunziger, freakige Outfits, schrille Sirenenklänge ... Mit einem Faible für Science-Fiction, Mythologie und Geheimkulte sowie einem Hang zu flotten Synthie- und Disco-Sounds, basteln Jamie Reynolds (Gesang, Bass), Simon Taylor alias Captain Strobe (Gitarre, Backround-Gesang) und James Righton a.k.a. The Cat (Gesang, Keyboards/Synthesizer, Bass) allerlei wilde Partysongs und zetteln damit aus Versehen mal eben die Nu Rave-Revolution an.
Mit traditionellem Manchester-Rave haben die Jungs allerdings eher wenig zu tun – außerdem spielen sie auf ganz klassischen, analogen Instrumenten. Kategorien und Schubladen sind ihnen aber ziemlich wurscht. Mit ihrer Musik verfolgen die Klaxons primär einen Zweck: "Wir wollen, dass die Leute vor Glück weinen", sagt Jamie. Und das am besten bei einer großen, nicht enden wollenden Party. Denn die Jungs haben ein ehrgeiziges Ziel: "Wir wollen die Party zurückbringen." Dass sie dank NME und anderen Revolverpostillen zum Anführer einer musikalischen Trendbewegung erhoben wurden und fortan mit Bands wie Datarock, New Young Pony Club, Hot Chip oder Shitdisco in einer Schublade stecken, kümmert sie wenig. "Ich denke, die englische Presse hat generell ein Problem damit, einen Namen für Bands zu finden, die mit elektronischen Klängen oder Samples arbeiten. Sie nennen es dann DIY-Disco oder halt Nu Rave. Sie scheinen sehr zufrieden zu sein mit diesem finalen Namen", erklärt Reynolds.
Simon Taylor lernt Jamie Reynolds über seine Mitbewohnerin kennen, mit der Jamie liiert ist. 2005 entscheiden sich die beiden, eine Band namens Klaxons (Not Centaurs) zu gründen. Kurz zuvor ist Jamie nach London umgezogen und hat sich eine kleine Studio-Grundausrüstung zugelegt. Derweil studiert Simon Kunst an der Nottingham University. Jamie hat bereits Erfahrungen als Basser in der Indieband Thermal gesammelt. Simon lernt das Gitarrespielen von seinem Schulkollegen James Righton – den man später mit ins Boot holt. Den Bandnamen entlehnen sie Filippo Tommaso Marinettis futuristischem Manifest von 1909 - der Zusatz (Not Centaurs) verschwindet irgendwann.
Bereits nach fünf Tagen Proben gibt das Trio seinen ersten Gig: "Wir haben viel geschrien und auf die Instrumente eingehämmert. Das war die größte Punkshow für all die Leute im Publikum." Leuchtende Neonstäbchen erhellen den Konzertsaal und werden zum Markenzeichen. Danach machen sie sich an die Produktion der ersten Single. Heraus kommt die Sci-Fi-Prog-Punk-Nummer "Gravity's Rainbow", von der Angular Records gerade einmal 500 Kopien presst, und die die Klaxons anschließend mit selbstbemalten Covern versehen. Der Debüttrack erscheint im April 2006 und mutiert zum "geilsten Indie-Dancefloor-Füller 2006" (NME). Pate für den Titel steht Autor Thomas Pynchon, oder besser gesagt dessen gleichnamiger Roman.
Doch nicht nur Pynchon, auch andere Schriftsteller inspirieren die Klaxons. Etwa William S. Burroughs, der einst eine Kurzgeschichtensammlung namens "Interzone" verfasste. Als große Sci-Fi-Fans kennen Jamie, Simon und James den Essayband natürlich und adaptieren ihn für ihre zweite Auskopplung "Atlantis To Interzone". Diesmal veröffentlichen sie auf Merok Records in einer 1.000er-Auflage. Diese Single, so munkelt man, tritt den Nu Rave-Hype los. Laute, jaulende Rave-Sirenen zu Beginn des Tracks erhitzen die Gemüter von Presse und Fans und machen die Londoner im UK reichlich bekannt.
Jamie, Simon und James unterschreiben beim Universal-Ableger Polydor. Ihre erste Single ist "Magick" – ein Verweis auf Satanisten-Altmeister Aleister Crowley. Der Track erscheint Ende Oktober und entert wie alle nachfolgenden Singles die UK-Single-Top 20. Das von James Ford (Simian Mobile Disco) produzierte Debütalbum "Myths Of The Near Future" (gleichfalls Titel einer Kurzgeschichtensammlung von J.G. Ballard) steht Anfang 2007 in den britischen Läden.
Die Erklärung zum Titel liefert Simon: "Wir wollen mit unserer Musik neue Mythen erschaffen. Jede Band, die heute behauptet, etwas total Originales zu machen, ist nicht ehrlich. Wir arbeiten mit Versatzstücken aus alten Mythen, um daraus unsere eigenen zu machen. Das Ganze ist schon ein ziemlich schräger Trip. Und wir wissen eigentlich auch nicht, wohin er uns führen wird."
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