Porträt

laut.de-Biographie

Saigon

Entgegen allgemeiner Vorstellungen führen die Komponenten motivierter Newcomer mit unbestreitbarem Talent, Majorlabel-Vertrag und beste Kontakte zur Industrie nicht zwangsläufig zum weitläufig beworbenen Solo-Debüt. Brian Daniel Carenard, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Saigon, kann davon ein Liedchen rappen.

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Geboren Ende der Siebziger in den sozialen Brennpunkt Brooklyn, New York wächst der junge Brian zu einem Klischee-Problemkind heran. Die vermeintlich logische Konsequenz folgt prompt: Hasch-Dealer mit nur elf Jahren, aktives Gang-Mitglied mit 13 und mit 15 bereits für sieben Jahre eingebuchtet. Die Anklage lautet: zweifach versuchter Mord. Sieht schlecht aus für den impulsiven Jugendlichen, dessen junges Leben seiner kriminellen Energie und dem aberwitzigen Justiz-Wahnsinn der New Yorker-Gesetzgebung zum Opfer fällt.

In Saigons Fall jedoch passiert das, was im amerikanischen Rechtssystem selten funktioniert. Die Freiheitsstrafe ist nicht nur Bestrafung, sondern bedeutet auch Möglichkeit der Besserung und Wiedereinführung in ein normales Leben. Erstens entdeckt Saigon im Knast Rap für sich. Zweitens, und das führt schließlich zu der Verkürzung seiner Haftzeit, schließt sich der junge Mann der Resurrection Study Group an. Ein Projekt, das kriminelle Jugendliche wieder auf den Weg des nicht-kriminellen Lebens bringen will. Dazu gehört, neben einer klassischen Schulbildung, die Arbeit mit Musik. Dadurch sollen Jugendliche dem Teufelskreis der Kriminalität entfliehen können und ihre Energie in sinnvolle Tätigkeiten stecken. Im Falle Saigons geht die Rechnung auf.

Nach fünf Jahren kann er das Gefängnis verlassen und konzentriert sich sofort auf seine neu gewonnene Leidenschaft, die Musik. Zusätzlich engagiert er sich jedoch in der Organisation, der er seinen Sinneswandel zu verdanken hat. Er gründet einen neuen Ableger Abandoned Nation Entertainment, der genau am gleichen Konzept ansetzt: Die Unterstützung von kriminellen Jugendlichen durch Bildung und Musik. Die Teilorganisation In Arms Reach hilft außerdem Kindern und Jugendlichen, deren Eltern im Gefängnis sitzen und sich nicht um ihre Sprösslinge kümmern können.

Den Musiktraum verliert Saigon jedoch nicht aus den Augen - er knüpft Kontakte in der Industrie und überzeugt durch ein stetig steigendes Talent. In dem aus Puerto Rico stammenden Rapper Tru-Life hat er einen Partner gefunden, der bereits Kontakte zu Studios hat, wo die beiden ihre Mixtapes aufnehmen können. Saigon gelingt dies mit großem Erfolg - die Fachmedien stilisieren ihn zum "next big hype", Promi-Produzent Mark Ronson ist ein großer Fan und Unterstützer und sein Mixtape "Da Yard Father" verkauft sich auf New Yorks Straßen wie geschnitten Brot. Saigon profiliert sich als viel versprechender, weil hoch talentierter Newcomer.

Das fällt auch Produzent Just Blaze auf, der als Hausproduzent von Roc-A-Fella nach der Jahrtausendwende die ganz großen Rap-Brötchen backt. Für sein gerade frisch gegründetes Label Fort Knocks Entertainment - eine Zusammenarbeit mit dem Major Atlantic - verpflichtet er Saigon schließlich 2004 und kündigt alsbald Großes an. Sofort beginnen Sai-Giddy und Justin Blaze mit der Arbeit am Debüt "Greatest Story Never Told".

Tatsächlich beweist Saigon mit dem Titel des Albums ein fast prophetisches Händchen - die Ansage bewahrheit sich nämlich. Das erste Mal angekündigt, ist das Album für Mitte 2005. Zweieinhalb Jahre später hat es die Platte noch immer nicht in die Plattenläden geschafft. Am fehlenden Buzz in der Szene liegt es nicht. Durch etliche Vorkommnisse bleibt Saigon immer wieder im Gespräch. Von hochkarätigen Mixtapes, über Schlägereien mit Prodigy von Mobb Deep, bis hin zu Messerstechereien ist alles dabei, was das Gangsterrap-Fan-Herz begehrt. Neu angekündigte VÖ-Termine für "Greatest Story Never Told" jedoch avancieren zum besten Treppenwitz seit Dr. Dres "Detox" - beide Alben konkurrieren um den Titel des am längsten verschobenen Hip Hop-Albums des neuen Jahrtausends.

Kein Wunder, dass sich bei Saigon Frust aufbaut. Der sich auch immer wieder in Form von bösen Blog-Einträgen entlädt. Seine MySpace-Balladen machen Öffentlichkeitswirksam im Weltweitweb die Runde. Mal ist Just Blazes fehlende Loyalität Schuld am Desaster, mal das Desinteresse der Marketing-Abteilung von Atlantic. Irgendwie schafft es Saigon aber immer wieder die Wogen zu glätten und durch etwa seinen Auftritt in der amerikanischen Serie "Entourage" oder dem Monstertrack "Come On Baby" mit Swizz Beatz und Jay-Z positiv auf sich aufmerksam zu machen.

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Surftipps

  • Saigon bei MySpace

    Dürftig, trotz knapp 100.000 Freunden.

    http://www.myspace.com/saigonthayardfather
  • Abandoned Nation

    Unübersichtlich und überladen.

    http://www.abandonednation.com/

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