Porträt

laut.de-Biographie

Earth

Als "ein Album, das sogar die Melvins merkwürdig finden würden", bezeichnet Ned Raggett von Allmusic Earths Debüt "Earth 2: Special Low Frequency Version". Statt herkömmliche Songstrukturen auf den Kopf zu stellen und durcheinanderzuwirbeln, verzichtet der dafür Hauptverantwortliche weitestgehend darauf beziehungsweise ertränkt sie in einer diffusen Noisewolke aus schier endlos gehaltenen, tiefe Noten in dräuender Gitarrendistortion und Amp-Feedback. Lange bevor Sunn O))) unter Berufung auf ihn zur Speerspitze des Genres aufsteigen, etabliert sich Carlson damit als einer der Geburtshelfer des Drone Metal.

Earth - Full Upon Her Burning Lips Aktuelles Album
Earth Full Upon Her Burning Lips
Ermüdender Tauchgang im Algenteich.

Die erste kurzlebige Inkarnation Earths (den Namen stibitzen sie sich ganz einfach von Black Sabbaths Urform) ersteht 1989 gemeinsam mit dem späteren Kill Rock Stars-Labelgründer Slim Moon und Greg Babior in Olympia in Washington. Alle drei Musiker spielen Gitarre. Schon 1990 nehmen aber Dave Harwell (Bass) und Joe Preston (Schlagzeug) die beiden Plätze neben Carlson ein.

Die Aufnahmen von "Earth 2" stemmen der Leader und Harwell nur noch zu zweit, nur für einen Track engagieren sie einen Perkussionisten. Die damit weitgehend fehlende rhythmische Ordnung eines Drummers prägt die Frühphase der Band entscheidend und ebnet den Weg für ihren eigenwilligen Stil. "Ambient Metal" nennt Carlson ihn anfangs. Auf "Phase 3: Thrones And Dominions" baut er ihn weiter aus.

Obwohl Earth ihren Sound im Studio auch mit Hilfe von Overdub-Technik schaffen, bringen sie ihn früh auf die Bühne und liefern damit die Blaupause für die später von Sunn O))) perfektionierten dröhnenden, basslastigen Drone-Lärmorgien. Bezeichnend hierfür: das 1995 erst als Bootleg veröffentlichte, später auch offiziell erschienene Livealbum "Sunn Amps And Smashed Guitars". Neben dem halbstündigen Center-Piece "Ripped On Fascist Ideas" stehen auf der Platte noch vier Songs einer Session aus dem Jahr 1990, unter anderem mit Gastsänger Kurt Cobain, einem engen Freund Carlsons.

Als der Nirvana-Frontmann sich 1994 das Leben nimmt, bleibt das für Earths Mastermind nicht folgenlos. Seine Musik bleibt zwar weiter ein Untergrundphänomen, doch plötzlich macht er Schlagzeilen als der Mann, der Cobain eine Schrotflinte besorgt hat. Wegen geschädigten Rufs, einer zunehmend schlimmer werdenden Heroin-Abhängigkeit und Schwierigkeiten mit dem Gesetz legt Carlson Earth 1997 auf Eis.

Erst 2001 beginnt der Gitarrist wieder damit, für die Band zu schreiben. Wie schon vor der vorübergehenden Auflösung steht ihm dabei Ian Dickson (Bass, Gitarre) zur Seite, wenigstens kurz. Bis 2003 sammeln sie Aufnahmen und kehren mit dem Livealbum "EARTH070796LIVE" offiziell zurück. Dabei bildet sich eine neue Konstante im Lineup: Carlsons Freundin Adrienne Davies sitzt am Schlagzeug und bildet fortan die zweite Hälfte des Bandkerns.

Mit dem Neuzugang wandeln Earth ihren Sound hin zu verhältnismäßig strukturiertem Rock. Die Droneflächen und das schleppende Tempo bleiben zwar, doch die Stücke auf dem für diese Bandinkarnation wegweisenden Album "Hex; Or Printing in the Infernal Method" verfügen über klarere Rhythmen und Melodien. Carlson integriert Country-Elemente und nennt unter anderem Ennio Morricone und Duane Eddy als Einflüsse. Inzwischen wabern Instrumente wie Posaune, Glockenspiel und Banjo durch den Mix.

Bei der EP "Hibernaculum" und dem folgenden "The Bees Made Honey In The Lion's Skull" kommen außerdem verschiedene Orgeln hinzu, beim zweiteiligen "Angels Of Darkness, Demons Of Light" Cello. Die üppigeren, atmosphärischen Kompositionen rücken Earth nahe an die wachsende Post-Metal-Welle. Jim Jarmusch verwendet die Musik der Band in seinem Film "The Limits Of Control".

Noch einen Schritt weiter in neues Territorium wagen sich Earth mit "Primitive and Deadly". Zum ersten Mal seit dem 1997 erschienenen "Pentastar: In The Style Of Demons" erklingen wieder Vocals auf einem Album der Band. Sie stammen von Mark Lanegan und der Sängerin Rabia Shaheen Qazi. "Sie erlaubten sich, eine Rock-Band zu sein", heißt es in der offiziellen Pressebiografie zum Album und tatsächlich geraten die Songs recht eingängig, jedenfalls für Earth-Verhältnisse.

Einer weiteren Entwicklung in Richtung Zugänglichkeit schiebt Carlson aber vorerst den Riegel vor. In der längsten Album-Pause seit Wiedervereinigung schreibt er an einer neuen Version der Band, die den Kern als Duo betont. "Ich hatte das Gefühl, dass auf den vorangegangenen Earth-Alben die übrige Instrumentierung so viel sonischen Raum einnahm, dass das Schlagzeug in die Ecke gedrängt wurde", erklärt er. Folgerichtig rückt Davies auf "Full Upon Her Burning Lips" von 2019 im Mix deutlich nach vorn. Um ihre sich langsam entwickelnden Drumpatterns webt Carlson endlose, meditative Gitarrenmelodien und hält Overdubs in Grenzen.

Carlson zufolge kommt diese Inkarnation dem ursprünglichen Spirit Earths seit Langem am nächsten. Die Aufnahmen beschreibt er wie folgt: "Es fühlte sich einfach an wie Earth – einfach wie zwei Spieler, die ihre beste Arbeit abliefern und der Musik dienen. Es wirkt, als sei dies der vollständigste Ausdruck und das reinste Destillat dessen, das Earth ausmachen, seit ich mit der Band neu angefangen habe."

Alben

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