laut.de-Kritik

Von Mogwai bis 65daysofstatic.

Review von

Glockenklare Akkordläufe, zwischen drückenden Gitarrenriffs strahlen Synthie-Arpeggios hervor. Und bevor man sich versieht, ist man schon mittendrin: in dritten Platte der Errors. Die Glasgower Formation, deren Sound zwischen den Polen gitarrenlastiger Rock und diffizile Elektronika pendelt, verschieben die Parameter ein weiteres Mal - diesmal zugunsten der Synthesizer.

Diese gellen und lichtern auf "Have Some Faith In Magic" wie selten zuvor. Schon im Opener übernehmen sie langsam aber stetig den Lead, bis die verhallten Gitarren allmählich ins Off torkeln. Schlackernde Synthiepassagen, gewittrige Gitarren, der wummernde Bass und zackige Cymbals zählen zu den Stilprinzipien.

Die Synthies geben dem Album aber die schiefe Note, die sich wie ein roter Faden durchs Werk zieht. Was sich einerseits durch die deutliche Liebe zum Sinfonischen, wird so oftmals durch leicht misstönende, atonale Klänge gebrochen. Mit solchen Brüchen und scheinbaren Widersprüchen spielen Errors gern.

Bleibt "Magna Encarta" zunächst weitschweifig, nimmt dem Stück der klare Beat in der zweiten Hälfte dem die Flächigkeit. Beginnt "Blank Media" erst hell und in unverkennbarer 80s-Synthpop-Manier, wird der Eindruck durch einen trashigen Charakter, das stockende, fast lähmende Tempo unterlaufen.

Die Band liebt es, eingeführte Bezugspunkte zu kontrastieren, indem sie der Verfremdung frönt: Kakophone Effekte und quengelnde Gitarrenparts widersprechen der schönen Harmonieseligkeit, zurückgeschraubte Rhythmen erzwingen Trägheit, halbtonschiefe Synthies versetzen Tracks wie "Pleasure Palaces" in die Schräglage.

Die taktweise eingestreuten Vocals, die die Glasgower erstmalig einsetzen, bleiben schwammig und unverständlich. Somit sind sie, mal langgedehnt, mal stakkat-artig, lediglich ein weiteres Instrument im vielschichtigen Repertoire. Die Einflüsse des Synthiepops vergangener Jahrzehne ist nicht zu überhören, dennoch wendet die Band kaum einen glattpolierten Studioton an.

Extravaganter, ingesamt etwas dunkler in Klangfarbe als der Vorgänger "Come Down With Me", muss man sich in diese Platte erst hineinbegeben. Besonders die zweite Hälfte der Platte mit Tracks wie "Canon", "Cloud Chamber" oder "Barton Spring" driftet zusehends in mystische Soundscapes ab, die dank leise trippelndem Ryhthmus, geisterhaft anmutenden Synths und kaum in den Vordergrund tretenden Effektspielereien, traumhaft anmuten.

Die Kompositionen sind komplex und dicht und bewegen sich trotz ihrer Melodieaffinität stets auf weniger ausgetretenen Pfaden, deren Kategorisierung kaum an der für schwer fassbare Musik gern gebrauchten "Post"-Präfix vorbeikommt. Den Vergleich mit Mogwai werden sie schon ob ihrer Labelheimat bei Rock Action wohl niemals loswerden. Und auch 65daysofstatic sind nicht fern, zumindest wenn es um die nicht selten vertrackten Ryhthmuskonstruktionen geht.

Ganz im Zeichen dieser Genreverortung halten sich die Glasgower auch nicht an konventionellen Soundschemata: Strophen, Refrains, Lyrics gibt es nicht, und das, obwohl das dritte Album eingängiger denn je ausfällt. Zugleich ist es experimenteller als der Vorgänger - ein bloß vermeintliches Paradoxon, wie die Band eindringlich demonstriert.

Trackliste

  1. 1. Tusk
  2. 2. Magna Encarta
  3. 3. Blank Media
  4. 4. Pleasure Palaces
  5. 5. The Knock
  6. 6. Canon
  7. 7. Earthscore
  8. 8. Cloud Chamber
  9. 9. Barton Spring
  10. 10. Holus-Bolus

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