laut.de-Kritik

Seine Sechssaitigkeit trifft mal wieder die richtigen Töne.

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Die verspiegelte Sonnenbrille sitzt perfekt und auch die Chrom-Gitarre (die demnächst erscheinende Neuauflage von Satchs legendärer Chromeboy) blitzt und funkelt. Alles beim Alten also? Fast. Für sein neues Album "What Happens Next" hat Joe Satriani die Außerirdischen und Space-Alter-Egos mal außen vorgelassen und sich auch thematisch wieder dem Weltlichen gewidmet. Dafür hat er sich zwei Bandkollegen an Bord geholt – der eine, Glenn Hughes von Deep Purple ehemalig und kurzzeitig, der andere, Chad Smith von Red Hot Chili Peppers aktuell bei dem All-Star-Projekt Chickenfoot. Prominentes Line-Up also, da kann fast nichts mehr schief gehen, oder kann es doch?

Nope, da geht nichts schief – im Gegenteil. Während Satrianis Alben zwar nie immer ein Qualitätslevel halten konnen und das Spiel des Meisters sowieso über alle Zweifel erhaben ist, schlich sich mit der Zeit eine Art Beliebigkeit ein. Nicht so, dass man als Fan nicht dennoch getrost zugreifen konnte, den außergewöhnlich großen Wurf konnte Satch mit den letzten Alben aber auch nicht landen.

"What Happens Next" fühlt sich frisch an. Es sind immer noch die altbekannten Bestandteile: die Blues- und elektrischen Boogiestampfer, die Balladen, die Rock-Säue, die tonale Finesse, dieser singende Ton Satrianis, dessen Gitarre gerne die Gesangslinie übernimmt. Natürlich muss es gleich am Anfang gut zur Sache gehen, da kommt ein Opener wie "Energy" genau richtig, das in der Gangart von "Satch Boogie" vom Album "Surfing With The Alien" daher kommt.

"Catbot" ist dann gleich der erste Ausreißer. Der Beat stampft stoisch, dazu gibt's eine fuzzige, wummernde Basslinie, Satriani macht wenig. Erst später, als sich sphärische Keyboards über all den Fuzz legen und die tonale Sonne aufgeht, schwingt sich Satriani zum Solo auf. Hier kommt dann der Roboter doch wieder etwas durch. "Thunder High On The Mountain" fußt auf einer Tapping-Melodie, dazu gibt's Viertelbassdrum, düstere Sphären und einen treibenden Bass. Alles sehr grooveorientiert, alles sehr riffzentriert. Das Trio versteht sich allem Anschein nach ganz prächtig.

Für "Cherry Blossom" schlägt Chadwick die Tribal-Trommel, Satriani spielt darüber süße, eingängige Lines. "Righteous" ist dann ein solider Mid-Tempo-Rocksong mit sehr viel Pop-Appeal. Satch schüttelt solche wohl aus dem Ärmel wie kein anderer. "Righteous" klingt nicht weniger eingängig.

Dann muss mal wieder ein flotter Boogie her: "Headrush" schafft auch genau das, was der Titel verspricht. Stücke mit Gesang oder Albernheiten wie "I Just Wanna Rock" spart sich Satch dieses Mal, dafür gibt's mit "Forever And Ever" noch eine Verbeugung vor Jimi Hendrix.

Auf "What Happens Next" wollte Satriani das Rad gar nicht neu erfinden oder neue Grenzen ausloten. Dafür ist ihm ein rundes, eingängiges Album mit – ach, ehrlich – exzellenter Gitarrenarbeit und der Besinnung auf alte Stärken gelungen. Sein vielleicht bestes Seit "Crystal Planet".

Trackliste

  1. 1. Energy
  2. 2. Catbot
  3. 3. Thunder High On The Mountain
  4. 4. Cherry Blossoms
  5. 5. Righteous
  6. 6. Smooth Soul
  7. 7. Headrush
  8. 8. Looper
  9. 9. What Happens Next
  10. 10. Super Funky Badass
  11. 11. Invisible
  12. 12. Forever And Ever

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