laut.de-Kritik

Genre-Diffusion in Perfektion.

Review von

Neuauflagen von Rap-Alben als Dub-Remix-Versionen scheinen der neueste Clou zu sein. Die Free Download-Alben "Mos Dub" und "Dub Kweli" des amerikanischen Produzenten Max Tannone legten unlängst die Hip Hop-Veteranen auf ein neues und vor allem höchst angenehmes Gewand, das allerorten höchsten Anklang fand. Neu ist das alles jedoch nicht.

Bereits 2002 veröffentlichte der Brite Roots Manuva den Dub-Remix "Dub Come Save Me" seines Albums "Run Come Save Me" und legte die Latte für Rap/Reggae-Bastarde hoch. Dass der Ausflug in jamaikanische Sound-Gefilde damals keine berechnende Trend-Entscheidung war, sollte sich aus der stets dezidiert am karibischen Sound-Fundus speisenden Diskografie des Engländers von alleine erklären. Roots Manuva liebt den Dub. Deswegen hat er sich für "Duppy Writer" den DJ und Produzenten Wrongtom ins Boot geholt.

Wrongtom remixte bereits für "Slime & Reason" einige Stücke Manuvas in neuer Dub-Ästhetik. Roots Manuva holt traditionell mehr aus einem Album heraus. Dieses Mal durfte sich Wrongtom sogar am gesamten Schaffen des Rodney Smith vergreifen.

Musikalisch gibt es da nichts zu beanstanden. Und auch optisch hat sich Big Dada Mühe gegeben. Für die Gestaltung war Tony McDermott verantwortlich, ein langjähriger Kreativer für das britische Traditionslabel Greensleves.

Die Dub-Sounds wechseln dabei so konsequent wie die Tempi. Dadurch wirkt "Duppy Writer" wie eine Zeitreise durch ganz unterschiedliche Epochen des Reggae. Klassische Riddims ("Big Tings Redone ft. Seanie T") treffen auf in die Zukunft schießende Videospiel-Töne ("Dutty Rut ft. Ricky Ranking"). Tief in der Magengegend wühlende Hall-Effekte ("Worl' A Mine") changieren mit bekanntem Achtziger Reggae-Vibe ("Motion 82").

Am besten wird "Duppy Writer" dann, wenn sich Manuvas Raps, wie etwa auf "Son Of Booda", kongenial und taktgenau auf die Beats legen und die Realität der Ungenauigkeit des Remix-Albums quasi komplett ausblenden. Die Zusammenkunft von Roots Manuva und Wrongtom ist Genre-Diffusion in Perfektion.

Trackliste

  1. 1. Butterfly Crab Walk ft. Riddla
  2. 2. Chin Up
  3. 3. Duppy Writer (Skit)
  4. 4. Worl' A Mine
  5. 5. Big Tings Redone ft. Seanie T
  6. 6. Jah warriors ft. Ricky Ranking
  7. 7. Proper Tings Juggled
  8. 8. Dutty Rut ft. Ricky Ranking
  9. 9. Dub Decay (Skit)
  10. 10. Lick Up Ya Foot
  11. 11. Rebuff
  12. 12. Son Of Bodda
  13. 13. Motion 82

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Roots Manuva

Bei der Frage nach Hip Hop aus England blickte man lange Jahre in ratlose Gesichter. Zwar bildet der Inselstaat die Heimat einiger bedeutender Bands aus …

9 Kommentare