Details

Mit:
Datum: 4. März 2006
Location: Bürgerhaus Stollwerck
Dreikönigenstraße 23
50678 Köln
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

"I Bet You Look Good ...": Die Affenbande feiert in Köln.

Review von Bine Jankowski

Der Abend scheint insgeheim unter dem Motto "I Bet You Look Good On The Dancefloor" zu laufen. Nicht nur, dass der Inselstaat Großbritannien seine derzeit meist gehypte Band ins schneevermatschte Köln schickt. Nein, schon vor dem heißersehnten Auftritt der Arctic Monkeys, die sich mit oben genanntem Hit und jeder Menge Rotznasencharme direkt in die Charts kegelten, bebt das Bürgerhaus Stollwerck dank Hunderter Tanzwütiger. Die Auswahl des musikalischen Vorprogramms macht der flammenden Vorfreude der Fans zusätzlich Feuer unterm Hintern. Das bunt gemischte Publikum schwingt Hüften, Hufe und andere Körperteile zu Art Brut, den Libertines oder White Stripes. Auch reges Gequassel stellt sich ein.

Dabei fällt auf, dass viele der aufgeschnappten Wortfetzen englischsprachiger Natur sind. Engländer, soweit das Ohr lauscht. Die Arctic Monkeys lockten jedoch nicht nur viele Insulaner ins Stollwerck , sondern stopfen sich ihre Landsleute auch als Vorband ins Gepäck. Während zahllose "Sheffield"-Rufe durch den Raum schallen, betreten fünf Herren überraschend pünktlich die Bühne.

Wer sich noch immer fragt, wie die großartige Kapelle des Vorprogramms heißt: Mystery Jets. Die Jungs aus London verwehren ihren Zuhören zwar jegliche Namensnennung, liefern aber eine überzeugende Show ab. Der Bassist im Franz-Ferdinand-Look, der erste Gitarrist im Holzfällerhemd und Zweiterer von deutlich älterer Statur brauen sich einen düsteren und melodischen Rocksound zusammen. Ein harmlos ausschauender Lockenkopf, der mit Krücken zu seinem Platz humpelt, schlägt dazu auf diverse Percussioninstrumente ein, darunter auch ein rosa Mülltonnendeckel.

Die Affenbande beweist ein geschicktes Händchen in Sachen Auswahl: Die Mystery Jets hinterlassen ein zufriedenes Publikum. Viele nervenstrapazierende Minuten für Soundchecks später, schreiten die Monkeys themselves unter Jubel und Mädchengekreisch (die erste Reihe besteht wie immer nur aus lärmenden Weibern) zu ihren Instrumenten. Von "Dancing Shoes" über "Scummy" und "Fake Tales Of San Fransisco", die Jungs spielen ein starkes Rockbrett. Und die Masse tobt.

Bei all den Surfern, die sich vom Händemeer bis in die Arme der Securities tragen ließen, erübrigt sich eigentlich die höfliche Nachfrage von Frontman Alex Turner: "Habt ihr Spassss, Cologne?" Das auswendig gelernte Deutsch verdankt seine übertriebene Betonung wohl dem Zustand des hübsch zerzausten Gitarristen: Alex ist sehr, sehr betrunken. Das gelegentliche Schwanken, der verschleierte Blick und die leicht gelallten Ansagen übertragen sich zum Glück nicht auf seinen Gesang. Der geht ihm tadellos über die Lippen.

Abgesehen vom übermäßigen Alkoholgenuss schleichen sich keine weiteren Rockstarallüren in den Auftritt der Arctic Monkeys ein. Für einen kurzen Flirt plus Liedwidmung und ein selbstgemachtes Foto mit einer aus den Zuschauerreihen gereichten Kamera langt es bei Alex allemal. Bassist Andy Nicholson lugt dagegen etwas verschüchtert unter seiner Kapuze hervor, und auch Jamie Cook greift lieber sicher in die Saiten, anstatt sich gewagter Gitarrenakrobatik hinzugeben. Außer Alex macht nur Matt Helders am Schlagzeug mit seiner verspiegelten Sonnenbrille den Eindruck, als wäre ihm Lampenfieber bei ausverkauftem Saal voll euphorischer Fans ein Fremdwort.

Und selten erlebt man ein Konzert mit derart liebenswürdigen Fans. Keiner tritt dem anderen absichtlich auf die Füße, und alles denkt nur ans Mitsingen, Tanzen und Feiern. Friede, Freude, Eierkuchen mit Rock'n'Roll. Ein Beispiel britischer Herzlichkeit stürmt während des Auftritts mehrmals vom Graben aus an mir vorbei und grinst. Mit dem Kommentar: "I'm soaked in wet!" greift er schließlich nach meinem Arm und zieht mich mitten in die brodelnde Menge. Wenige Sekunden später trägt mich eine schwankende See aus Händen Richtung Bühne. Wahnsinn.

Nachdem die Stars des Abends ohne Zugabe verschwinden, versucht ein DJ die Anwesenden mit einem Technosong zu verjagen. Die wenigen Furchtlosen, die den Schock ohne anschließende Flucht überstehen, bekommen zur Krönung eine feine Aftershowparty mit Indiedisko geboten.

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Artistinfo

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