laut.de-Kritik
Rotzfrecher Rock'n'Roll mit viel Poesie!
Review von Jasmin Lütz"We Formed A Band", grölt Sänger Eddie Argos ins Mikro. Der heitere Art Brut-Abend im völlig überladenen Bürgerhaus Stollwerck zu Köln ist hiermit eröffnet. Das erste fetzige Konzert nach einer langen Weihnachts-Durststrecke erhellt das Indierocker-Herz. 2005 war das sensationelle Jahr für die englische Sympathienband aus London. Mit ihrem Album "Bang Bang Rock'n'Roll" nahmen sie keine Blatt vor den Mund und beflügelten die alte und neue Punkgeneration. Sie erfanden keine neue Musikrichtung, aber vor allem schreiben sie ehrliche Songs, die man ernst nehmen kann - oder auch nicht.
Doch bevor Frontmann Eddie und seine deutsch/englische Freundschaft für rotzfreche Poesie sorgten, gabs Power Pop-Support von The Chalets aus Irland. In bunter Kleidung sorgten die Jungs und Mädchen in sexy Fußballtrikots mit rhythmischen Tanzbewegungen à la B-52's und Abba-Mania-Gesangseinlagen für positives Muskelzucken. Mit "Check In" hat das Quintett aus Dublin ebenfalls eine echte Hitplatte vorgelegt. Synthie-Pop-Punk und schöne Noise-Lofi-Allüren, die man sich merken sollte.
Mit Art Brut wurde die dann doch eher zurückhaltende Euphorie im Publikum ein wenig gesteigert. Jedoch haben sich wohl auch Eddie und Co. ein wenig mehr Einsatz vom Kölner Zuschauer erhofft. Waren sie doch schließlich zum zweiten Mal zu Gast in der Hochburg des Karnevals. Und da zeigen die Narren und Närrinnen normalerweise mehr Frohsinn. Dennoch gab es zumindest in den vorderen Reihen einige Rangeleien bei Songs wie "Formed A Band" (Ja, lass uns nach dem Konzert sofort die Gitarre aus dem Keller holen, und mit unseren Liedern zur Völkerverständigung beitragen), "Emily Kane" (die erste große Liebeserklärung, die mitreißender nicht sein könnte) und "My Little Brother" (auch dein Bruder wird noch den R'n'R entdecken).
Am Ende der Show konnte es sich der Sänger nicht verkneifen: "I'm really disappointed ... You're so lazy." Is halt ehrlich der Mann. Wobei man dazu sagen muss, dass die selbsternannten "Darkplay" (eine Mischung aus Darkness und Coldplay) auch noch das ein oder andere einige Weihnachtsplätzchen in den Gliedern steckten. Außer flotten Sprüchen blieben ein Bad in der Menge und sonstige Rock'n'Roll Aktionen weitgehend aus. Egal, sie gaben noch ihre Zugabe zum Besten und am Ende waren doch alle zufrieden.
2006 kann kommen und wir sind gespannt auf das neue Album. Einige Songs durfte man schon an diesem letzten Tour-Konzert glücklich mit nach Hause nehmen. Und wer seine Ohren nach dem Konzert nicht völlig ramponiert hatte, der bekam dann noch den heißen Tipp, dass beide Bands in Richtung Stereo Wonderland unterwegs waren, um dort auf wie Weezer, Guns N'Roses (Art Brut lieben Axl Rose!), Kinks oder die Beatles Schnäpse zu trinken.
Und wie immer wurde in der Höllenkneipe bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein geschwungen. So jet jibt et nur in Kölle, mitten in der Woche, mitten im Veedel ... Nee, wat wor dat scheen. ART BRUT, TOP OF THE POPS!