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Datum: 29. Juni 2010
Location: Oberschwabenhalle
Ravensburg
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Amphetamine en masse? Oder doch nur Rohkost?

Review von Giuliano Benassi

Bei bestem Wetter in den Biergarten WM-Achtelfinale schauen - oder doch lieber in eine düstere Halle, um einen Altrocker zu begutachten? Eine Frage, die offenbar viele mit Biergarten beantworteten, denn die Ränge der Ravensburger Oberschwabenhalle waren kaum mehr als bis zur Hälfte gefüllt.

Doch Billy Idol ist schon zu lange im Geschäft, um sich von so etwas entmutigen zu lassen. "Räivensbörg! Yeah?" brüllte er auf die Bühne springend. Den Namen erwähnte er nicht wieder. Hört sich auch nicht so gut an wie Berlin oder Hamburg, zumindest wohl nicht aus Rockstar-Sicht.

Mit "Ready Steady Go" brachte der Blondschopf dann ein frühes Stück von Ende der 70er Jahre, als er noch bei Generation X am Mikro stand. "Dancing With Myself" folgte auf den Fuß und zeigte, dass Steve Stevens die Riffs immer noch drauf hat, auch wenn Drecksarbeit ein Rhythmusgitarrist erledigte. Kein überaus anstrengender Abend für Steve - wäre ja auch schade um die toupierten Haare gewesen.

Nicht nur die Frisur versetzte die Besucher 25 Jahre zurück. So war eher Wehmut als Abrocken angesagt. Ab und zu den Arm heben oder sich die Griffel am Feuerzeug zu verbrennen waren Action genug. Die Lage in der Halle war so gemütlich, dass selbst der Sanitätsdienst Fotos schoss.

Neues Material interessierte hier keinen. Recht früh kamen "Flesh For Fantasy" und die zwei Stücke, auf die die meisten gewartet hatten: "Sweet Sixteen" und "Eyes Without A Face". Da war es auch für Billy an der Zeit, die Brust zu entblößen: Erstaunlich, wie hager er angesichts seiner Exzesse geblieben ist. Amphetamine en masse? Oder doch Rohkost ohne Fettzusatz? Wahrscheinlich Letzteres, so mühelos wie er rumhüpfte.

Das Pflichtprogramm war bald abgehakt: Noch "L.A. Woman", "Rebel Yell" und "White Wedding" bevor das Konzert mit "Moni Moni" samt Bandvorstellung zu Ende ging. "I'm Billy fucking Idol", rückte sich der Alt-Poppunker schließlich noch selbst ins Licht, bevor eineinhalb Stunden nach Beginn Steppenwolfs "The Pusher" vom Band tönte.

Ein ehrlicher, wenn auch nicht mitreißender Gig - und die Spanier kickten derweil müde die Portugiesen raus. Wenigstens war das Bier überall kalt.

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Billy Idol

Allzu viele seiner Sorte gibt es auf den Bühnen der Welt nicht mehr: Billy Idol ist eine Ikone der punk- und popinfizierten Rockmusik. Eine, die spätestens seit den Achtzigern begeistert. "Rebell Yell", mitgeschrieben von Steve Stevens, Idols Partner in Crime, von 1983 ist ein Beispiel dafür. Die Nummer ist schlichtweg Kult.

Man denke aber auch an legendäre Songs wie "White Wedding", "Dancing With Myself" oder die Ballade "Eyes Without A Face". Später dann Tracks wie "Sweet Sixteen" oder "Shock To The System". Man könnte diese Liste mühelos weiterschreiben. Alles schon ewig her, dabei startete der Engländer seine Rockkarriere bereits Mitte der Siebziger als Frontmann der Punkband Generation X.

Noch bis heute veröffentlicht Idol Studioalben: Noch in diesem Jahr erscheint die eine neue Scheibe "Dream Into It". Seit 2023 nennt der Engländer auch einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame sein Eigen.

Und nun steht gar der Einzug in die Rock an Hall of Fame auf dem Plan. Man wird sehen, ob es soweit kommt. Aber eines steht dafür immer fest: Wer ein Billy Idol-Konzert besucht, bekommt Hits am Fließband serviert. Groß!

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Billy Idol

William Michael Albert Broad, so sein bürgerlicher Name, kommt am 30. November 1955 in Stanmore (England) zur Welt. Zuerst in den späten Siebzigern …