Details

Mit:
Datum: 25. Februar 2004
Location: Capitol
Kaiserstraße 106
63065 Offenbach
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

"Elephunk"-Kracher für Hip Hop-Fans und kreischende Mädels.

Review von Klaus Hardt

In den letzten Wochen und Monaten räumte die amerikanische Combo richtig ab. Ein Chartbreaker nach dem anderen bestimmte die Verkaufslisten in Deutschland. Folglich war auch das Konzert im Offenbacher Capitol, einem fantastischen Saal mit verschiedenen Stufen und hohen Rängen, bis auf den letzten Platz besetzt.

Doch was für ein Publikum kommt zu einer Band, die eigentlich richtig geilen Hip Hop macht, sich andererseits mit überproduzierten Popbeats in die Herzen und Geldbeutel einer sehr jungen Klientel spielte? Vorne in den ersten zehn Reihen konnte man die neusten Produkte der Kieferorthopädietechnik bewundern. In den nächsten zehn Reihen mischten sich die Bravo-Leserinnen mit den gewöhnlichen Hip Hop-Liebhabern, dahinter standen "normale" Fans zwischen 18 und 30 Jahren.

Mit drei Krachern des "Elephunk"-Albums ("Hands Up", "Hey Mama" und "Smells Like Funk") brachte die Band das Publikum in dem mittelgroßen Saal zum Rasen. Um die exstatischen Teenager beobachten zu können, bot sich ein Platz seitlich relativ nahe die Bühne an. Dort stand auch ein Herr mittleren Alters mit gepflegter Oliver Bierhoff-Frisur und kariertem Hemd, der nicht so recht ins Bild passte. 'Ok, bei so viel chartkompatiblem Sound kommt jetzt sogar so jemand zu BEP', konnte man sich denken. Doch kurz darauf offenbarte sich der wahre Grund seiner Anwesenheit, als beim nächsten Stück eine hysterische Kinderstimme von einem Podest herunterrief: "Papa, mach doch auch mal mit!" Papa hielt jedoch lieber seine Zurückhaltung bei, obwohl die drei Rapper und die blonde Stacey sich mächtig ins Zeug legten.

Ständig war Action auf der Bühne, und die Band spielte die Beats mit mächtig Energie. Alle Akteure schienen einen Wahnsinnsspaß bei dem Gig zu haben, was wohl daran lag, dass die Europatour gerade erst begann. So glänzte Will.i.am mit geiler Beatbox, und die Band bekam immer wieder Zeit für Improvisationen eingeräumt. Tim Izo und Printz Board sind echte Multiinstrumentalisten und zeigten ihr können an Keyboard, Saxophon, Trompete, Querflöte und Bass.

Bei solchen Freestyle-Einlagen spürte man nichts mehr von den Popallüren des "Elephunk"-Albums, es ging nur noch um die Musik. Dieser Funksound entsprach sicherlich nicht den Wunschvorstellungen des noch minderjährigen Publikums, doch es kreischte nun genauso begeistert bei einem Querflötensolo oder einem Rap-Gewitter, wie wenn Stacey Ferguson zu einer Melodie in Sopranlage ihre Stimme hob. Was wohl an der allgemein aufgeheizten Stimmung lag. Generell machte der BEP-Neuzugang seine Sache sehr gut. Die Frau hat viel Power, kann sich auch rappend gegen ihre männlichen Mitstreiter behaupten und stellt musikalisch durch die ordentlichen Gesangseinlagen eine gute Erweiterung dar.

Nachdem "Weekend" und "Retarded" die etwas reiferen Fans ansprach, kam zum Ende des regulären Sets ein emotionaler Höhepunkt. "Where Is The Love" brachte das gesamte Haus zum Mitsingen. Black Eyed Peas formten mit ihren Daumen und Zeigefingern ein 'L', und alle machten es nach. Ja, Love und Peace das brauchen wir, da können auch die Eltern nicht meckern. Natürlich gab es danach noch eine Zugabe. Mit "Bounce" und "Latin Girls" präsentierte die Band noch zwei Kracher, wobei beim ersten Stück zunächst Will.i.am am Schlagzeug saß und die anderen Freestyle boten. Das artetet zu einer richtigen Session aus, bei der die einzelnen Instrumentalisten sich mit einem Solo vorstellten.

25 Minuten dauerte die Zugabe bereits, und alle fragten sich: 'Wann kommt es denn endlich?' Das Stück, wegen dem doch die Hälfte der Zuschauer sich eigentlich ins Capitol bemühten. Ganz zum Schluss brachten sie dann ihren Kracher "Shut Up" mit dem sie die Popwelt in letzter Zeit aufgemischt hatten. Und siehe da, wenn eine ganz normale Band das Stück spielt, und es nicht im Studio noch durch den elektronischen Fleischwolf gedreht wird, klingt es sogar ganz vernünftig. Das dachte wohl auch Papa, der nun doch begann, die Hüften ein wenig zu bewegen. Aber leider war nach eineinhalb Stunden bereits endgültig Schluss. Mit Rücksichtnahme auf die jungen Fans schien das vielleicht ganz vernünftig. Schließlich mussten die kreischenden Mädels am nächsten Tag wieder fit sein in der Schule ...

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Artistinfo

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