laut.de-Kritik
Mit einem nagelneuen Song nähren Cynic die Hoffnung auf ein neues Album.
Review von Michael EdeleIch fasse es nicht. Irgendwas muss das Nachtleben in Frankfurt an sich haben, dass dort immer wieder Kultbands ihren vorerst einzigen Deutschland-Gig spielen. War es im November 2004 noch Sieges Even, die sich dort offiziell zurück meldeten, so sind es heute die legendären Cynic, die sich die Ehre geben.
Meiner einer gibt sich allerdings erst einmal einen beschissenen Stau auf der A3, da vor dem Flughafen Frankfurt irgendwelche Aufräumarbeiten zugange sind. Dadurch verpassen wir natürlich direkt mal knappe 20 Minuten des Sets der Kalifornier, da diese nicht – wie im Programm und auf der Karte angekündigt – mit Vorband spielt. Das ist bei einer Band, die gerade mal ein Demo und ein Album veröffentlicht hat schon ärgerlich, aber was solls immerhin spielen hier CYNIC, verdammt! Hatte ich aber eher mit einer familiären Veranstaltung im kleinsten Kreise gerechnet, sehen wir das Nachtleben bei unserer Ankunft recht ordentlich gefüllt. Vor allem fällt auf, dass sich alles dermaßen vor der Bühne drängt, als würde der Laden aus allen Nähten platzen, was nun doch wieder nicht der Fall ist.
Allerdings ist dieses Phänomen leicht erklärt: Hier steht jede Menge Musikerpolizei, die den vier Akteuren auf der Bühne einfach genau auf die Finger schauen will. An Shirts sieht man alle anderen technischen Kult-Bands wie WatchTower, Atheist, Confessor, Incantation ... allein mit den Cynic-Shirts statten sich die Anwesenden erst am heutigen Abend aus.
Sänger/Gitarrist Paul Masvidal macht zumindest bei der Kommunikation mit dem Publikum einen Eindruck, als ob er schon ein paar Tüten drin hat, spielt aber – genau wie seine Kollegen – absolut göttlich. Seine meist recht hohen Vocals sind alle noch zusätzlich verzerrt und werden durch sphärische Videoeinstrahlungen im Hintergrund unterstützt. Tony Teegarden, der in den Staaten noch mit von der Partie war und die Deathgrunts übernommen hatte, fehlt in Europa und so kommen seine Vocals vom Band.
Ebenfalls nicht mit dabei ist Gitarrist Santioago Dobles, der seinen Posten an David Senescu abgetreten hat. Jener erledigt seinen Job allerdings auch zu vollster Begeisterung und kann durchaus neben den anderen drei Meistern ihres Fachs bestehen. Was Chris Kringel an seinem Bass vollführt, ist eh nicht von dieser Welt, und auch Drummer Sean Reinert schüttelt sich mit einer Lockerheit die jazzigsten Rhythmen aus dem Ärmel, dass einem der Unterkiefer ständig über den Boden schleift.
Obwohl wir gerade mal noch 40 Minuten der Show mitbekommen, haben wir doch das Glück noch einen neuen Song namens "Evolutionary Sleeper" zu erleben. Die Nummer steht den alten Stücken in nichts nach und nährt natürlich die Hoffnung, dass man vielleicht in naher Zukunft mit einem neuen Album rechnen kann.
Mit der Hoffnung gehen dann wohl auch alle Anwesenden nach Hause und auch wenn bis auf einen kein Song jünger als 14 Jahre war, dürfte wohl keine das Gefühl gehabt haben, dass man sich gerade ein paar Oldies reingezogen hat.