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Mit:
Datum: 8. Mai 2009
Location: Caveau
Mainz
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Punkig angehauchter Indierock mit formidabler Boygroup-Performance.

Review von Yan Vogel

Das Caveau in Mainz öffnet in schöner Regelmäßigkeit seine Pforten für den Nachwuchs aus der Rhein-Main-Region. Somit gibt es die Möglichkeit für junge und aufstrebende Musiker in einer schönen Location der schönsten Nebensache der Welt nachzukommen.

Dass Mainz mittlerweile mehr zu bieten hat als zweitklassigen Fußball und Karneval, hat sich heute im zahlreich erschienenen weiten Rund umgesprochen. Mit dem Action Team und Pinks Not Red standen am letzten Freitag zwei Bands auf dem Programm, die ihren regionalen Bekanntheitsgrad durch zahlreiche Liveshows quer durch die Republik nach und nach aufbrechen konnten bzw. nach wie vor gewillt sind dies zu forcieren und dieses Jahr mit ihren ersten regulären Langspielplatten aufwarten.

Support erhielten die beiden Nachwuchshoffnungen durch die Mainzer Band Sir Toby die ihren Indie-Rock souverän und engagiert runterzockte und die Begeisterung im Publikum aufrechterhielt, obwohl sie von den Songs her eher den ruhigen Teil des Abends präsentierten. Kompakt arrangiert ließen die vier Jungs mit einprägsamen, repetierten Melodien und Riffs dem Zuschauer genügend Luft, um das Konzert entspannt zu verfolgen. Jederzeit tanzbar, bekamen die Jungs nicht nur Höflichkeitsapplaus, sondern krönten den Abend mit einer Zugabe.

Davor gab es die volle Dröhnung mit dem Action Team. Das Quartett um Fronthampler Jim Toronto erschien in individueller Montur: Sänger und Gitarrist in 70er-Jahre-Shorts und Fliegerhelm, Bassist Jaques Michel im Rennoveral, Drummer Chuck Eisenhieb mit Pimmelmütze und Gitarrist Pete Bohne im legeren Traininganzug mit Käppi.

Auch wenn der Humor an erster Stelle steht und gleichsam Wert auf zünftige Bühnen-Ätschn gelegt wird – u.a. gab es eine formidable Boygroup-Performance zu einem Disco-Remix des Songs "Action Action" zu bestaunen: Das Quartett versteht es mitreißend zu rocken und gibt sich musikalisch keine Blöße.

Prägnante Rock-Riffs harmonieren prächtig mit den deutschen Texten, die gleichsam Oberlippenbartträger adeln, aber auch den Finger in die Wunde des deutschen Fernseh-Establishments legen – immer mit Augenzwinkern, aber mit ausdrucksstarken Worten geschmückt. Die Bartwuchshymne wurde begeistert aufgenommen und mit "Action Action" und "Bewegung" lieferten die Rheinhessen die passenden Schwingungen ab. Die Fans ließen sich diese Steilvorlage nicht nehmen und rockten ordentlich ab.

Passend zum Auftritt gab es für die Fans die frisch eingetroffenen EPs zu kaufen. Flankiert wird der Fünftracker durch die Rocknummern "Oberlippenbärte" und "Bewegung". Dazwischen erhält der Hörer einen Eindruck von den musikalischen Möglichkeiten des Quartetts:
Der Country-Einschlag in "Glotze aus", erhält durch die Lead-Gitarren ein krudes Western-Feeling, noch getoppt durch die dissonanten Einsprengsel im Refrain. Disco-Beats, Synthesizer und Kastratenvocals finden sich in "Äktschn On The Floor". Noch Fragen? Um abschließend Jim Toronto aus dem Track "Interview" zu zitieren: "Oh, halt die Fresse"!

Den Abschluss des Abends bildeten die Lokalmatadoren von Pink's not Red. Die Band sitzt seit den abgeschlossenen Aufnahmen im letzten November auf glühenden Kohlen. Genaueres zum Release wollte Sänger Doelke jedoch auch nicht preisgeben. Entsprechend furios startete das Quintett mit "Automatic", einem grandiosen Tanzbrettfeger mit Ohrwurm-Refrain und einem 'weirden' Einstiegsriff. Weitere Knaller wie "Ramona" oder "Vision" bildeten die Eckpfeiler des Abends. Der Fünfer verstand es obendrein die Songs zu variieren, interessante Übergänge zu finden und setzte mit ein paar ruhigeren Nummern einen schönen Kontrapunkt zum ansonsten punkig angehauchten Indierock.

Die Band versprüht pure Energie, angefangen bei Blickfang und Frontmann Doelke. Flankiert von der Saitenfraktion, die entsprechend der Aufteilung in filigrane und Riffrock-Passagen harmonisierte Backings oder Shouts beisteuert, ließ insbesondere Drummer Simon nichts anbrennen und führte tight und fehlerlos die Pinkies durch ihr Set.

Einzig die Zugabe, eine überarbeitete Version von "One More Day", überzeugte mich nicht restlos. Da hatte die alte Version einfach mehr Abwechslung zu bieten. Den Leuten hats trotzdem Bock gemacht, sie holten die Band auch zu später Abendstunde zu einer Zugabe zurück auf die Bühne.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Das Action Team

November 2005: "Wir waren zu dieser Zeit alle mit irgendwelchen Handlampen-Kapellen unterwegs, und gänzlich unangegeilt von dem was wir machten.", so …