laut.de-Kritik
Mit hektoliterweise Haarspray auf Headliner-Tour.
Review von Thomas GraffeDer Hirsch-Club in Nürnberg ist ziemlich gut gefüllt, und wie nicht anders zu erwarten, kommt man sich als Nicht-Zwanziger fast schon alt vor. Aber was solls, irgendwoher muss der Nachwuchs ja kommen. Obwohl die erste Band nicht vor neun auf die Bühne geht und das Konzert an einem Dienstag stattfindet, gibt es jedenfalls keine Beschwerden.
Beloved Enemy sind als lokaler Support ins Line-Up gerutscht und nutzen ihre halbe Stunde so gut wie möglich aus. Fronter Ski beschränkt sich in seinen Ansagen auf das Wesentliche, begrüßt das Publikum kurz und überzeugt mit einer Gesangsleistung, beinahe besser als auf CD. Langsamere Songs bleiben heute außen vor, mit "Die Alone" gibt es sogar einen Vorgeschmack auf das hoffentlich im Sommer erscheinende zweite Album "Behind Enemy Lines".
Nach einer kurzen Umbaupause stehen für manch einen überraschend bereits Deathstars auf der Bühne. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass dies eine Co-Headlinertour mit Sonic Syndicate ist und man sich folglich mit der Headliner-Position abwechselt. Heute müssen eben Deathstars als Erste ran und geben natürlich direkt mal ein paar Nummer von ihrer aktuellen Scheibe "Night Electric Night" zum Besten.
Gab es bei Beloved Enemy schon deutlich mehr als nur Höflichkeits-Applaus, so rasten die Fans bei den Todessternen schon förmlich aus. Die neuen Songs sind bei den Fans schon gut bekannt und werden entsprechend mitgesungen. Da sich die beiden Hauptbands die Backline teilen, ist inzwischen auch deutlich mehr Platz auf der Bühne, den die Jungs auch redlich ausnutzen. Allein Basser Skinny parkt meist in der Nähe seinen Mikros, da er doch einige Backing Vocals übernehmen muss.
Von der Spielzeit her schenken sich die beiden Bands aus Schweden nichts, weswegen es schon schwer auf Mitternacht zugeht, als Sonic Syndicate auf die Bretter gehen. War bei Deathstars das Bühnenlicht weitgehend in grün und blau gehalten, geht es bei Sonic Syndicate deutlich farbenfroher zur Sache. Styling scheint in Schweden eine große Rolle zu spielen, denn beide Bands dürften so in etwa 20 Hektoliter an Haarspray in ihrem Bus haben. Wobei die Sonics natürlich den Vogel abschießen und zwischen den Songs auch mal das Outfit wechseln …
Dem Publikum dürfte das egal sein, die singen lieber die Songs der mit und freuen sich über eine ebenfalls äußerst agile Band. Die ist mit ihrem eigenen Gig im nachhinein zwar nicht sonderlich zufrieden, die Fans, die weitgehend bis zum Ende vor Ort geblieben sind, dürften das – im positiven Sinne – anders gesehen haben.