laut.de-Kritik
Die Rock-Götter aus Sacramento heizten ordentlich ein.
Review von Alexander CordasDie Deftones-Tour mit den Newcomern von Linkin Park und Taproot im Gepäck ist sicherlich eines der Konzert-Highlights des Frühjahres. So wundert es auch nicht, dass der Gig in München ratzeputz ausverkauft war und das schon seit Wochen. Alle waren sie gekommen, um den Mannen um Chino Moreno zu lauschen und sich mal wieder ordentlich die Muschel durchblasen zu lassen.
Angekündigt waren Taproot für 20.30 Uhr. Da man auf Zeitangaben aber reichlich wenig geben kann, stolperte ich erst kurz nach halb neun ins (mal wieder) völlig überfüllte Colosseum und war nicht wenig überrascht, dass Taproot schon wieder Fersengeld gegeben haben. Nun ja, so scharf war ich auf die auch wieder nicht, als dass ich mich jetzt hätte ärgern müssen. Linkin Park kamen als nächste und man konnte schon an der Anzahl der Shirts sehen, dass der Park ziemlich gut ankommt.
Nomen est omen und so kamen die Bubens denn auch etwas linkisch rüber. Keine schlechte Performance, aber der Spagat zwischen Coolness (hiiiihüpf) und Kommunikation mit dem Publikum geriet zum üblichen "Are You Havin' A Good Time?" was - wen wunderts - mit lautem "Yeah!" quittiert wurde. Nachdem "One Step Closer" den Pit richtig gut in Schwung brachte, wars auch schon vorbei mit der Herrlichkeit. Im Anschluss gab's noch Autogramme für die erste Reihe, ein Drumstick mit Unterschrift drauf und fertig war der unvergessliche Abend.
In der Umbaupause, und auch danach noch vereinzelt, meinten wieder einmal diverse Knallköppe, dass Becherwerfen ziemlich cool komme und so verfehlte einer nur um Haaresbreite meine Rübe. Gerümpel weggeräumt und Vorhang frei für die Deftones. Eigentlich dachte ich, die 15-jährigen Mädels wären wegen Linkin Park gekommen, aber Pustekuchen. Ohne viel Pathos wurde die Bühne geentert, mit Camillo an vorderster Front, aber lange hielt es ihn nicht auf selbiger und so musste er - von diversen Secs gestützt - aufs Polizeigitter und von dort aus seine Parolen ins Publikum schreien, singen, kreischen.
Welche Anbetung den Jungs aus Sacramento wiederfährt zeigte sich an den vielen Händen, die den Shouter zu fassen versuchten. Die ganze Chose war eine recht schweißtreibende Angelegenheit, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass dermaßen viele Zuschauer komplett nassgeschwitzt aus den vorderen Rängen nach hinten stolperten, um sich eine Erholung zu gönnen. Dementsprechend sah es hinten aus. Müde, erschöpfte Gestalten, wohin man auch blickte. Sound gut, Performance routiniert, klasse Songs (bis auf Wind Of Change), alle schienen zufrieden. Außer vielleicht denen, die komplett im Eimer in den Seilen hingen. Tja, vielleicht hätten sie sich einfach nicht mit Moreno einlassen sollen, denn er hat sie alle ausgeknockt!