laut.de-Kritik
Ein Härtetest für alle Sneakerdämpfungen.
Review von Benjamin BuntzelWillkommen in einer der wohl saubersten Städte der Welt! Nach den sechs Gigs in Deutschland, erwiesen die Deftones in Zürich der Schweizer Fangemeinde die Ehre. Die Eidgenossen ließen sich auch nicht lumpen und stellten mit dem Volkshaus eine Lokalität zur Verfügung, die gar mit Parkettboden aufwartete.
Als Vorband sind Will Haven angesetzt. In rotes Licht getaucht beginnen sie ihre Vorstellung mit einem lauten Screaming. Die Hintergrundbeleuchtung wandert im Laufe ihrer Performance den gesamten Regebogen ab. Musikalisch sind sie leider weniger abwechslungsreich. Besonders die Vocals kommen über simples Kreischen nicht hinaus. Erst als gegen Ende die Drums und der Bass das Kommando an sich reißen, löst sich das Publikum aus der Reserve und wärmt sich langsam für den Hauptgang auf. Nachdem Will Havens Gitarrist Jeff Irwin auf der Bühne noch die Kerzen auf seiner Geburtstagtorte ausblies, steigen sie von der Bühne. Wir werden noch eine Dreiviertelstunde mit fröhlichen Oldies beschallt, bevor eine bestialische Elektroorgel im Duett mit psychedelischem Kratzen dem Ganzen ein jähes Ende bereitet und es endlich ans Eingemachte geht.
"Feiticeira", der Opener des legendären "White Pony" spielt auch heute die erste Geige. Mit 1600 Gästen ist das Volkshaus fast bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt. Das Publikum zeigt sich auch von Anfang an am Geschehen interessiert, wobei das Eis doch erst beim vierten Song "Back to School" zu brechen beginnt. Der sonst eher verbissen wirkende Moreno lässt sich da sogar zu einem Lächeln in Richtung Fans hinreißen. Von hier ab beginne auch ich das Konzert in vollen Zügen zu genießen, begleitet vom süßlichen Geruch der einen langsamen Feuertod sterbenden Hanfpflanzen. Ein wirklich schönes Bild offenbart sich bei "Korea", als nahezu die gesamte Crowd Morenos Aufruf nachkommt und ihre speziellen Sneakerdämfungen mit wilden Springeinlagen einem Härtetest unterzieht.
Um das Lob an den Chefkoch gleich vorweg zu nehmen: Die Abstimmung ist an diesem Abend exquisit! Gerade bei den Deftones mit ihrem typischen Wechsel aus bockhartem Nu-Metal und tiefer Melancholie, ist dies keine leichte Aufgabe. Vom neuen Album "Saturday Night Wrist" spielen die Kalifornier mit "Hole In The Earth" und "Xerces" die ruhigen Nummern in direkter Abfolge. Es sind aber doch die alten Hits, die für Stimmung sorgen und so verabschiedet sich die Band auch mit "Change" und "7 Words" aus den Vorgängeralben. Zugaben gibts keine. Ratzfatz werden die Deckenlichter angeworfen und Eminem dröhnt aus den Boxen. Scheint hier aber niemanden zu stören. Vielmehr scheint man sich mit der äußerst professionellen Darbietung der US-Boys zufrieden zu geben. Ein bisschen mehr Interaktion mit dem Publikum hätte ich mir zwar schon gewünscht, aber musikalisch ging der gesamte Auftritt voll in Ordnung.