laut.de-Kritik
Der Nightwish-Basser bleibt trotz wenigen Fans gut gelaunt.
Review von Michael EdeleDie Götter - und wohl vor allem das deutsche Label - haben endlich ein Einsehen und schicken Diablo nach ihrem genialen Gig im Rahmen der Popkomm 2006 auf Deutschland-Tour. Im Gepäck ihrer Landsmänner Tarot machen die Thrasher auch in Aschaffenburg Station.
Leichtgläubig wie ich bin, vertraue ich auf die Angaben im Internet und rechne damit, dass Diablo erst um 21 Uhr auf die Bühne gehen. Als ich zwanzig Minuten früher endlich vor dem Club stehe, ist die Band allerdings schon beim zweiten, oder dritten Song. Danke dafür! Was solls, schnell die Kamera gezückt und ab vor die Bühne.
Dort machen Rainer Nygard und seine Jungs den paar anwesenden Nasen gehörig Feuer unterm Hintern und konzentrieren sich dabei auf ihre letzten beiden, über Drakkar veröffentlichten Alben. Die Stimmung ist okay. So richtig überspringen will der Funke aber nicht, was womöglich auch daran liegen könnte, dass die Band nach jedem Song erst mal wieder die Klampfen stimmt. Die Finnen haben dennoch ihren Spaß und bringen ihre Songs genauso tight wie auf CD. Rainer meistert den Wechselgesang auch beim letzten Deutschland-Gig mit Bravour und auch die Kommunikation mit dem Publikum geht in Ordnung.
Als eine halbe Stunde später Tarot auf die Bühne gehen, ist es zumindest ein wenig voller, aber zwei Drittel des Colos-Saal bleiben leer. Daran scheinen sich die Hietala-Brüder und ihre Sidekicks aber nicht zu stören. Vor allem Basser Marco - der ja mit Nightwish Hallen gewohnt ist, in welche das Colos-Saal fünfmal reinpasst - grinst übers ganze Gesicht. Anscheinend genießt er den direkten Kontakt zum Publikum.
Denn der Basser ist nicht nur ein guter Sänger, sondern vor allem auch ein sehr unterhaltsamer Frontmann. Zwar teilt sich der Mann inzwischen den Gesang oftmals mit Tommi Salmela, da beide aber eine ähnliche Stimmfarbe haben, fällt das nicht sonderlich auf. Zwar singt Tommi auch mal ein Stück komplett allein und vor allem, ohne sich hinter seinem Keyboard zu verstecken. Die Joe Cocker-Imitation (zumindest was die Gestik angeht) ist aber nicht der Rede wert.
Während sich Marco extrem spiel- und redefreudig zeigt, konzentriert sich sein Gitarre spielender Bruder meist aufs Posen und/oder Zigarette rauchen. Anfangs noch mit Sonnebrille im Gesicht und meist mit der Kippe im Mund kommt der Kerl dabei tatsächlich nicht abgehoben, sondern einfach kauzig/sympathisch rüber.
Drummer Pecu mimt mit seinen Sprüchen ein wenig den Rockstar, und Keyboarder Janne bekommt die Schnauze erst gar nicht auf. Wie dem auch sei, Tarot bereiten recht kurzweilige 60 Minuten und kündigen an, von der Bühne zu verschwinden, jedoch zurück zu kehren, wenn man genügend Lärm machen würde. Als auf die Ankündigung andächtiges Schweigen herrscht, meint Marco nur: "Äh, wir meinten, dass ihr HEUTE und JETZT Lärm macht, wenn wir wieder kommen sollen!" Anscheinend war die Reaktion anschließend zufriedenstellend, denn die Finnen legen noch zwanzig Minuten drauf und entlassen die Zuschauer in die regnerische Nacht.