laut.de-Kritik
Dream Theater prog-rockten in Freiburg auf De(z)ibel komm raus.
Review von Alexander CordasStatt an neuem Material zu feilen, begeben sich die fünf Amis noch einmal auf Konzert-Tour, um ihre Fans zu bedienen. Hatte man sich am Einlass durch die wartende Menge gekämpft, gab's für die, die sich auf den Merchandise-Stand gefreut haben, erst einmal einen Dämpfer. Unverschämte 50 Teuros sollte der werte Besucher für ein wenig prickelndes Football-Shirt ausgeben.
Doch der Gig in der Freiburger Stadthalle barg noch weitere Überraschungen. Denen, die zum ersten Mal hier waren, wird wohl - neben der katastrophalen Akustik - die bezaubernde Jugendherbergs-Atmosphäre der Halle aufgefallen sein. Vom Rahmen her also alles andere als geeignet, um eine Band zu beherbergen, die auf den Namen Dream Theater hört. Lustigerweise erklärten die Security-Leute vor dem Konzert, auf die dürftige Bühnen-Deko angesprochen, dass der Inhalt des zweiten Trucks aufgrund von Platzmangel nicht mehr in die Halle gepasst habe. Ohne Support gabs dann pünktlich ab kurz nach acht (mit kleiner Pause) über zweieinhalb Stunden Prog-Rock aufs Ohr, die sich gewaschen hatten.
Nachdem Gesangs-Statist James LaBrie die Bühne geentert hat, konnte es nach dem Intro auch vokal in die Vollen gehen. Und hier präsentierten DT gleich zu Beginn eines der Highlights mit dem Awake-Doppelpack "The Mirror" und "Lie". Entsprechend wurde in der zu zwei Dritteln gefüllten Halle auch abgerockt. Überhaupt war die Stimmung bei den Anwesenden sehr gut, was sich auch auf die Band selbst übertrug. John Petrucci kam aus dem Lächeln kaum mehr heraus und Mike Portnoy mimte hinter seinem überdimensionierten Drumkit des öfteren den Clown.
Den Sound kommentierte der eine oder andere mit den Worten "der Mischer muss Ohrstöpsel getragen haben", denn wie wohl schon zur Tradition passend, wäre der Meister der tiefen Töne John Myung selbst dann nicht zu hören gewesen, wenn er seinen Bass an die Wand geschmettert hätte. Technisch in einwandfreiem Zustand präsentierte sich jedoch das Zusammenspiel der Band, und auch das schwächste Glied LaBrie konnte mit seinen - im Vergleich zu seinen Mitstreitern - bescheidenen Mitteln durchaus gefallen.
Nach dem ersten Teil des Sets wurde die Menge in Ungewissheit gelassen, was denn nach der instrumentalen Vollbedienung noch folgen sollte. Vereinzelt machte das Gerücht die Runde, DT würden einen ihrer Cover-Sets abliefern, bei dem die Band eine komplette Platte (meist von Iron Maiden) nachspielen. Dem war aber (leider?) nicht so. Im zweiten Teil wurde dann noch mal eine Stunde instrumental Vollgas gegeben, was aber (zumindest für meine Ohren) ein wenig zu viel des Guten war. Etwas weniger von den opulenten SFAM- und Six Degrees-Stücken und dafür zum Beispiel das geniale "Pull Me Under" hätten dem Set gut getan. Aber so wartete man vergeblich auf den "Hit" des Fünfers. Trotzdem konnten alle zufrieden nach Hause gehen.