laut.de-Kritik
Bühnen-Präsenz, Räucherstäbchen und der Zauber schwarzer Musik.
Review von Alexander EngelenDen Gang einer Diva hat sie auf jeden Fall drauf, Neo Soul-Göttin und Hip Hop-Traumtänzerin Erykah Badu. So stolzierte sie das Treppchen zur Bühne der Züricher Maag Music Hall erhobenen Hauptes an der Hand eines Tourbegleiters hinauf und tippelte in Blümchenkleid, Pumps, mit passendem Handtäschchen und dickem Goldschmuck versehen, zur Mitte der Stage. Sofort bannte ihre Aura und Präsenz das Publikum. Räucherstäbchen und Teekanne taten ein Übriges für die perfekte Inszenierung der spirituellen Soul-Ikone.
Die folgende zweistündige Live-Show zeichnete jedoch ein weitaus zugänglicheres Bild der Sängerin, die als spirituell vernarrt und sehr eigenwillig gilt. Wider Erwarten verzauberte Erykah Badu weder abgehoben noch unnahbar die Halle. Sie sang, performte und steckte jede Form von Emotionen in ihre Songs: Liebe, Hass, Trauer, Freude, Zweifel.
Ihr Gesicht sprach Bände bei der Interpretation von Tracks wie "On And On", "Bag Lady" oder "Tyrone". Die Begleitung der achtköpfigen Band - mit Drums, Percussions, Background-Vocals, Bass, Keys und DJ - sponn dazu den patentierten Badu-Sound aus warmen Soul-Teppichen und schlichten Hip Hop-Beats. In Kombination avancierte die theatralische Inszenierung der Protagonistin zur gemeinsamen Zelebrierung schwarzer Musik.
Den Facettenreichtum ihres Sounds ließ Erykah Badu in Zürich hochleben - bei der stimmgewaltigen Interpretation der Soul-Nummern, bei den Old School-Raps des zehnminütigen "Love Of My Life"-Remixes oder beim vortrefflichen Hinternwackeln zu aktuellen Down South-Bangern.
Zu guter Letzt folgte auf eine waghalsige Stagedive-Aktion ein leise gehauchtes "I guess I'll see you next lifetime" und die spirituelle Soul-Göttin Erykah Badu entschwand wieder dieser Welt.