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Datum: 17. August 2006
Location: Wiese
Dinkelsbühl
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Auch auf ungewohntem Boden begeistert das Summer Breeze wieder mehrere tausend Fans.

Review von Michael Edele

Vom Ort des Geschehens berichten Michaela Putz und Michael Edele

Vom 17. bis zum 19. August pilgern wieder zigtausend langhaarige, schwarzgewandete Zugehörige der seltsamen Spezies 'homo metallus' zum Summer Breeze Festival. Natürlich lässt es sich auch die Metaller-Minderheit der laut.de-Redaktion nicht nehmen, mit einer Horde Gleichgesinnter drei Tage lang der schönsten Sache der Welt – dem Metal – zu frönen. 2006 findet das Summer Breeze erstmals in Dinkelsbühl statt, und wie das bei neuer Location nun mal so ist, treten ein paar Mängel auf. Die Park- und Campingplätze für die Behinderten sind viel zu weit vom der Bühne entfernt, was auch auf die für die Presse zutrifft. Rennt ihr mal mit Muskelkater zwischen zwei Bands vom Gelände zum Zelt und zurück ...

Andererseits musste man dieses Jahr nicht auf einem abgeernteten Maisfeld mit 80% Hanglage zelten, sondern bettete sich auf sattem Grün zur Ruhe und konnte bei offenem Zelteingang den einen oder andere Grashüpfer frühstücken. Das Security-Personal ist überall freundlich und relaxt und schwäbelt meist dermaßen durch die Gegend, dass man fast drüber wegkommt, ganz knapp schon in Bayern zu sein. Bald sieht das Gelände aus wie ein mittelalterliches Zeltlager wegen der vielen Flaggen und sonstiger dekorativer Späße. Allein die FICKEN-Flagge war nirgends zu sehen und auch den typischen 'Heeeelgaaaa'- Brunftruf vernahm man nur selten.

Schon am Mittwoch, dem Vortag, reisen wir an und stellen uns auf fünf Tage Dekadenz ein: Bier als Hauptnahrungsmittel (ein Hoch auf den Kollegen, der in Holland drei Paletten pfandfreie Dose besorgt hat), daneben etwas Dosenfutter und Grillzeug, Toi Tois – und Duschen als Kür statt Normalität. Darauf stoßen wir voller (Vor)Freude gleich mal an, denn losgehen tut es ja erst am Donnerstag (burps, schuldigung).

Donnerstag

Während die Praktikantin nur mühsam aus dem Zelt kriecht, steht der Metal-Edele himself um sieben schon unter der Dusche. Nicht, dass so was freiwillig passieren würde, aber der Kollege im Zelt schnarcht sogar in der stabilen Seitenlage lauter, als ne Horde Brüllaffen. Ein Gyros rettet der laut.de-Praktikantin den Tag, der Redakteur versucht es lieber mit einem Espresso auf Softeis. So gestärkt geht es natürlich gleich ins Konzertgelände. Die Main und die Pain Stage sind dieses Jahr praktischerweise gleich nebeneinander aufgebaut und nicht wie im Vorjahr noch in L-Form. Da man sich also nicht viel bewegen muss, spielen die Bands quasi nahtlos durch (was bei den Fotografen mitunter zu einiger Hektik führt). So ist es beinahe unmöglich, etwas zu verpassen.

Dann kommt die erste Überraschung: Regicide und Fear My Thoughts haben kurzfristig abgesagt, was zu einigen Umwürfen im Programm führt. Volbeat, die als erstes gespielt hätten, führt das Programm jetzt als dritte Band. Den Startschuss für das Summer Breeze 2006 lösen damit die Stuttgarter von Subconscious. Dass sie mit ihrem technischen Death/Thrash Metal ganz andere Mucke machen als Volbeat, stört nicht, ganz im Gegenteil. Stagactong sieht aber auch anders aus. Da die Stimme des Fear My Thoughts-Sänger flöten gegangen ist, werden sie von Tourette Syndrome vertreten. Die Australier liefern eine energiegeladene Show. Die Sängerin überraschte mit ihrem rauen Stimmorgan, das auch einem Mann gehören könnte, und mehr Haaren unter den Achseln, als so mancher laut.de-Mitarbeiter noch auf dem Kopf hat (schauder).

Wegen einer Autopanne entern Volbeat deutlich verspätet die Main Stage. Mit ihrer Mischung aus Metal und Rock'n'Roll heizen sie dem Publikum ganz schön ein, müssen aber schon nach nur vier Songs wieder von der Bühne. Auf der Pain Stage startet derweil das Trio von Undertow seine doomige und groovende Metalshow. Joschi und Co. meistern ihren Auftritt souverän und ziehen alle Register. Danach legen Neaera los und beweisen, dass sie nicht in die typische Metalcore-Ecke gehören. Mit einer gehörigen Portion Death Metal bringen sie das Publikum zum Mitsingen und Mitbangen. Auf der Pain Stage haben Angel Blake ihr Konzertdebüt. Da wir es bei der Band eigentlich mit erfahrenen Musikern zu tun haben, ist die fehlende Bewegung auf der Bühne sehr bedauerlich. Allein Sänger Tony Jelencovitch ist ständig am laufen und Problem mit dem Contrabass sorgen dafür, dass der Kerl erst ab dem dritten Song in die Saiten greift.

Etwas zu früh im Programm, nämlich um halb fünf abends, stürmen The Haunted die Bühne. Wobei stürmen wahrlich der richtige Ausdruck ist. Frontmann Peter Dolving legt los wie ein Orkan, was sich auch auf das Publikum auswirkt. Zwar ist vor der Bühne noch nicht so viel los, doch die Propeller kreisen schon heftig, wenn der Mann Songs wie "All Against All" oder "Sabotage" ins Mikro plärrt und dazu abgeht wie ein Irrer. Jensen ist einfach die coolste Sau von allen, und die Bjorler-Brüder lassen es ebenfalls krachen. Mittelalterstimmung kommt auf, als die in Trachten gehüllten Spielmänner von Saltatio Mortis die Bühnenbretter betreten. Ihren Totentanz führen sie mit traditionellen Instrumenten wie Flöten, Sackpfeifen, Davul, Darabuka, Schalmeienund E-Gitarren auf. Die Gitarrenfraktion passt optisch zwar gar nicht, das tobende Publikum störts aber wenig.

Dann wird'’s düster (bei strahlendem Sonnenschein). Bei Moonspell gibt es die dazu passende Bühnendeko in rot-schwarz. Ebenso tritt auch Sänger Fernando Ribeiro auf: in rotem Mantel und schwarz geschminkten Augen. Auch der Rest der Band hat sich angemalt, was dennoch nur zu verhaltenem Zuspruch vom Publikum führt. Bei 1349 pilgern die Schwarzmetaller vor die Pain Stage. Zwar ist das Gelände um sieben Uhr abends noch nicht in den finsteren Mantel der Nacht gehüllt ist, schwarz wird es bei 1349 trotzdem. Das Schlagzeug malträtiert übrigens Tony Laureano (Ex-Nile/Malevolent Creation) in Hochgeschwindigkeit.

Danach gibt es Humppa vom Feinsten. Frisch aus Finnland, von den dort beheimateten Trollen. Ähnlich wie auf dem Rock Hard Festival machen die Waldschrate auf der Bühne ganz gut was los und auch Sänger Vreth scheint inzwischen etwas selbstbewusster zu agieren. Finntrolls schwarzem Folk Metal folgen die eher umstrittenen ASP, die ihre Gothic/Industrial-Show mit viel Pryotechnik untermalen. Egal, was man von dem Mann und seiner Band halten mag, aber das Publikum zeigt sich sehr angetan von der Musik und der Show, die dank der einsetzenden Dunkelheit seine Wirkung nicht verfehlt.

Kurz vor zehn kommt ein Höhepunkt des Festivals. Mit viel visuellen Spielereien wie Podesten und blinkenden Lichtsäulen machen Kreator ihre Show zum wahren Spektakel. Damit macht eine der erfolgreichsten deutschen Metalbands ihrem Status als Headliner des ersten Abends alle Ehre. Das Publikum würdigt dies, indem es in rauen Mengen vor der Bühne erscheint und die Nackenmuskeln bei Stücken wie "Pleasure To Kill" oder "Enemy Of God" ordentlich in Anspruch nimmt. Mille ist allerdings nicht so ganz bei Stimme, vielleicht sollte man nicht so viele Rauchbomben zu Beginn zünden. Den Abschluss dieses Tages bilden Katatonia aus Schweden. Mit ihrer ruhigen Performance auf der in blaues Licht getauchten Pain Stage verbreiten sie gleichzeitig Kälte als auch bittersüße Melancholie.

So eingelullt wandert die Praktikantin in ihr Schlafgemach, namentlich Zelt, und träumt dort von großen, starken Skandinaviern. Der Redakteur fällt mit seinem Fotografen im Pressezelt zu morgendlicher Stunde noch (un)angenehm auf, als er die Baseball-Saison für eröffnet erklärt und mit zusammengerolltem Metal Hammer, kleine, grüne Plastikbälle durch die Gegend prügelt. Nach und nach kommen auch andere Schlaginstrumente zum Einsatz, und auch die Anzahl der Spielwilligen nimmt rapide zu. Nächstes Jahr bitte das eigene Base mitbringen.

Freitag

Sind Herr und Frau Metaller auf einem Festival um elf Uhr Vormittag schon fit? Tatsächlich, der Eddy steht schon seit zehn im Regen und kratzt am Pressezelt um Einlass und Kaffee. Doch egal, es heißt stark bleiben, um nur ja nichts Wesentliches zu versäumen.

Gut, dass Apostasy einen mal so richtig schön die Gehirnwindungen wach klopfen. Steht da etwa der Skandinavier aus dem Praktikantinnen-Traum auf der Bühen? Die müden, herunter hängenden Mundwinkel und halb geöffneten Augen wandern sofort nach oben, als die Excrementory Grindfuckers ihr völlig wahnsinniges und wahnsinnig komisches Programm durchziehen. Holla die Waldfee! "Ein bisschen Grind muss sein", na klar! Und wer kann widerstehen, trotz aller Müdigkeit mitzugehen, wenn sie eine Grindversion von David Hasselhoff liefern und der Sänger dazu brüllgrunzt und dann wieder kreischt wie ein abgestochenes Schwein. "Musik machen andere", wie es auf den Band-Shirts heißt (neben "Roy Black Metal Ist Krieg", harhar).

Die nächste Ladung Grind gibt's mit den explosiven Leng Tch'E. Technisch hochwertig und kräftig auf die Nuss, aber eben ohne den kranken, wahnsinnigen Humor der Grindfuckers machen die Belgier zwar Laune, verlieren im direkten Vergleich aber. Ihnen folgen die Ausnahmemusiker The Ocean, die zu sechst auf der Bühne stehen. Neben dem Drummer ist auch ein Percussionist dabei, der auch mal die Flex auspackt, aber akustisch nur wenig zum Geschehen beiträgt. Dafür gehen die andern ab wie Schmidts Katze, was ja auch schon viel Wert ist.

Eine atmosphärische Show liefern Trail Of Tears mit Grunts und melodischen Parts ab. Dabei untermalen sie zwar nach wie vor alles mit Synthies, jedoch treten sie auch zum ersten Mal ohne weiblichen Gesang auf. So steht neben Ronny Thorsen nun mit Kjetil Nordhus ein weiterer Sänger auf der Bühne, der mit seiner Murmel Cathrine Paulsen optisch kaum ersetzt. Abwechslungsreichen und melodischen Schwedentod bringen Fragments Of Unbecoming unters Metalvolk. Dumm nur, dass alle bis auf Shouter Sam alle einen Vertrag mit Pattex haben und sich keinen Meter bewegen.

Die frohe Botschaft vom Mittelalter Metal verbreiteten die Mönche von Potentia Animi, hintendran immer ein "Hallelujah". Das Publikum scheint von den Mönchen durchaus angetan zu sein, woran das allerdings genau liegt, lässt sich für den Rezensenten nicht erschließen. Noch mal Göteborg-Sound gibt’s von Scar Symmetry auf die Löffel, die großteils Songs des neuen Albums präsentieren. Die klaren Gesangspassagen sitzen anfangs noch nicht ganz sicher, doch im Laufe des Gigs bessert sich das. Auch hier könnte in Sachen Bewegung ein wenig mehr abgehen.

Nach Rebellion – die mit ihrem traditionellen Teutonen Metal keinen der laut.de-Recken vor die Bühne locken können – kommt neben Angel Blake eine zweite Band auf die Bühne, die aus den ehemaligen The Crown hervorgegangen ist. Die "21st Century Killing Machine" um Sänger Johan Lindstrand aus der One Man Army & The Undead Quartet bolzt auf der Pain Stage los und lässt die Köpfe rotieren. Für eine Horde Untoter lassen es die Jungs richtig krachen und zeigen, was ne Harke ist.

Sind ja Exilia nach Ansicht der hier schreibenden Autorin nicht so der Kracher auf CD – auf der Bühne haben es die Italiener um Frontröhre Masha drauf. Das sieht man auch am Publikum, das sich in Mengen vor der Bühne versammelt. Und das, obwohl die Band mit ihrem Crossover-Stil eigentlich nicht wirklich zum restlichen Line-Up passt. Dann ist Battle Metal angesagt. Bei den rot-schwarz bemalten, mit Bärenfellen und Trinkhörnern ausgestatteten finnischen Kriegsgöttern von Turisas mit ihren Schlachten-Epen mit Humppa-Anleihen macht es auf jeden Fall Spaß, zuzusehen. Auch wenn sich der Kerl mit der Ziehharmonika wohl nur nen Duschvorleger umgeschnallt hat und der Geiger aussieht, als ob er am Montag wieder die Schulbank in der 10b drückt.

Einer der persönlichen Höhepunkte der laut.de-Praktikantin betritt mit Amorphis die Bühne, bei denen sich reichlich Publikum einfindet. Die Finnen rund um den relativ neuen, dreadgelockten Frontmann Tomi beginnen mit "Leaves Scars" vom aktuellen Album "Eclipse". Neben neueren Songs huldigen sie aber auch ihren Death Metal-Wurzeln, womit Tomi zeigt, dass er stimmlich beides drauf hat. Ihren krönender Abschluss liefern sie mit "Black Winter Day". Damit geben sie auch gleich an die Saalfelder von Heaven Shall Burn ab, denen man an der Statur nicht ansieht, welche Power sie haben. Haben sie aber! Denn die Jungs fetzen ordentlich, wenn Marcus Bischoff Songs wie "The Weapon They Fear" shoutet. Vom neuen Album gibt's einige Kostproben.

Um neun wird es Zeit für absolute Szenegrößen. Es dämmert schon, als Morbid Angel in klassischer Besetzung mit Fronter David Vincent auf der Hauptbühne erscheinen. Eine nebelverhangene, in orange-rotes Licht getauchte Bühne bietet die perfekte Stimmung für die Todesmetaller, die Songs ihrer ersten vier Alben zum besten geben und ein ganz besonderes Feeling in das riesig angewachsene Headbanger-Volk bringen. Mit "Sworn To The Black" werden wir alle noch mal daran erinnert, warum wir diese Farbe einfach lieben müssen. Warum sie den zweiten Abend nur co-headlinen, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Neben Trey Azagthoth (der am Abend zuvor noch im Pressezelt vom Kollegen als singender Duschvorhang bezeichnet wurde) steht übrigens auch Hate Eternal-Kopf Eric Rutan mit auf der Bühne.

Nach den sanften Engelsstimme von Liv Kristine auf der Pain Stage, die ihre Melodien in feiner Gewandung unter die Zuhörer bringt, kommen die eigentlichen Headliner Lacrimosa. Ausgestattet mit ihrem alles ausfüllenden Bandlogo als Bühnendeko und einer Lichtshow spielen sie sich durch ihre Bandgeschichte. Schon am Vormittag waren sehr viele schwarze Seelen am Konzertgelände anzutreffen. Trotzdem sind bei der Gothic-Formation sichtlich weniger Zuseher vor der Hauptbühne anzutreffen als noch bei Morbid Angel. Nicht alle sind mit der Headliner-Wahl glücklich. Vor allem im Pressezelt wird es noch während der Spielzeit kräftig voll, weswegen Thilo Wolff seine Rückengymnastik nur vor beinharten Gothic-Fans abzieht.

Als auf der Pain Stage fünf Marilyn Mansons auftauchen, kommt schon mehr Stimmung auf. Aber, jeder weiß... die Fünfe sind keine wirklichen Manson-Klone. Sie nennen sich Deathstars und gingen aus ehemaligen Dissection-Mitgliedern hervor. Die musikalischen Wurzeln sind kaum zu glauben, bei der Industrial-Metal Show, die sie mit allerlei Licht und Nebel durchziehen. Nach dem Gezüngele zwischen Sänger Whiplasher und Gitarrist Nightmare Industries und einer Zugabe heißt es dann, sich ins Schlafgemach zu verziehen... wahlweise auch an die Bar. Auf der Bühne ist für heute jedenfalls Schluss. Der Redakteur klemmt sich sogar direkt hinters Lenkrad, um rechtzeitig am nächsten Morgen als Hochzeitsgast in der Bundfaltenhose zu glänzen.

Samstag

Vor uns liegt der bandmäßig wohl stärkste Tag des Festivals. Ob es daran liegt oder einfach an der Tatsache, dass Wochenende ist? Jedenfalls sind heute die meisten Leute am Festivalgelände anzutreffen. Vor der Bühne wird es dichter. Schon zu Mittag machen sich Menschenmassen am Konzergelände breit. The Other um elf sind eindeutig zu früh dran, und auch Perzonal War müssen leider ohne mich auskommen. Immerhin stehen unsere Fotografen schon Spalier und lichten die Bonner entsprechend ab. Muss ein starker Auftritt gewesen sein.

Kurz nach der Zwölf-Uhr-Sirene stehe ich jedoch vor der Main Stage und erlebe Mittelalter, zum Dritten. Lumsk spielen auf mit ihrer Folkshow, die Geigen und die opernhafte Stimme der Sängerin beinhaltet. Ein hartes Brett vor den Kopf gibt’s mit den Franzosen von Gojira. Die bewegen sich im Umkreis von Meshuggah und Morbid Angel, was schon auf keine leichte Kost hindeutet. Jedenfalls knallen sie einem schon zu Mittag solche Mörderriffs um die Ohren, dass einem nichts übrig bleibt als zu bangen und die ohnehin schon stark beanspruchten Nackenmuskeln zu strapazieren.

Bei Visions Of Atlantis auf der Main Stage wird es wieder ruhiger. Hier ist übrigens keine Band aus Übersee am Werk, sondern die österreichischen Landsmänner der hier schreibenden Autorin. Vor allem Sängerin Melissa ist ein absoluter Blickfang und lockt einige Herren vor die Bühne. Dann kommen drei Bands hintereinander, die mir Freudenschauer über den Rücken jagen respektive meinen Kopf schneller kreisen lassen. Ordentlichen Thrash Metal liefert die Legion Of The Damned mit Songs wie "Bleed For Me" oder "Legion Of The Damned".

Bei den darauffolgenden Necrophagist ist erst mal 'Kinnlade wieder einrenken' angesagt. Denn was diese technisch versierten Todesmetaller mit ihren Instrumenten veranstalten, ist beinahe unglaublich. Die Finger der Gitarristen scheinen die Sechssaiter zu fliegen, und auch Basser Stefan Fimmers ist nicht von dieser Welt. Zum Mitbangen ist der Stoff eindeutig zu abgefahren, doch die Faszination hält umso länger an. Und ja, Necrophagist kommen aus Deutschland! Alter Schwede, wie lange können Dreadlocks eigentlich sein, schießt mir durch den Kopf, als Carnal Forge-Fronter C. Mortensen mit seiner Partie auf die Pain Stage kommt. Die knallen einem gehörig was vor den Latz, die Stimmung des Publikums ist sichtbar gut (und der Metal-Papst könnte sich in den Arsch beißen, zur gleichen Zeit nem Rudel Anzugträger beim Prosecco-Saufen zuzuschauen! Eddy).

Bei Totenmond klinkt sich die laut.de-Praktikantin aus. Man muss ja auch mal Pause machen! Allein die Fotografen bleiben vor Ort, lichten das Trio gekonnt ab und berichten von einem anständigen Auftritt. Mit ihrer rotzigen Punkrock-Show stechen Psychopunch aus dem übrigen Line-Up hervor, was der Laune keinen Abbruch tut. Sympathisch wie eh und je rotzen JM und seine Jungs ihre Songs runter und sorgen für eine ausgelassene Stimmung. Was im Vorjahr The Bones erledigt haben, übernehmen dieses Mal eben die Jungs von Psychpunch.

Dann kommen Corvus Corax. Und jaja, ihr wisst bestimmt schon, was jetzt kommt: Mittelalter, zum Vierten. Ausgestattet mit Percussion, Flöten, Schalmeien und allem, was dazu gehört zum entsprechenden Feeling, warten die Spielleute auf. Trotz der guten Mucke wird das Wetter immer mieser und als ein Wolkenbruch eintritt, heißt es erst mal, sich vor dem Regen zu verkriechen. Sehr kuschelig wird es, wenn zehn Leute versuchen, unter dem Pavillon vorm Zelt nicht von der hereinbrechenden Sintflut erwischt zu werden. Wegen des Regens muss dann auch die Gründung einer neuen Religion abgesagt werden. Ein paar Festivalbesucher haben aus Bierdosen ein Lamm gebastelt, das sie feierlich in einer großen Prozession vor sich hertragen. "Bambi", das Objekt der Begierde, wird aber ebenso wenig vom Regen verschont wie seine Verehrer.

Zurück aufs Gelände heißt es für uns dann bei Gamma Ray. Da schnapp ich mir doch ein Bierchen und warte, bis die Metalopis fertig sind. Der Großteil der Besucher scheint meinen mangelnden Enthusiasmus nicht zu teilen. Eine riesige Gruppe Old School-Metaller findet sich vor der Bühne ein und verfolgt die aufwändige Show, bei der auch Helloween-Klassiker nicht ausgelassen werden. Die Menge bleibt allerdings fast ebenso groß, als (endlich) Unleashed auf der Pain Stage erscheinen. Bier runter, schnell vor die Bühne hasten. Denn die Schweden zelebrieren Todesmetall vom Feinsten. Songs wie "Death Metal Victory" und "The Longships Are Coming" lassen so einiges Schwermetaller-Herz höher schlagen und bringen die Masse zum Toben. Das atmosphärische "Winterland" ist ein weiteres Highlight der Show. Als Bonus stellen sie Songs vom neuen, noch nicht veröffentlichten, Album vor.

Des Metallervolkes wird es nicht weniger, sondern mehr. Denn Fear Factory, eine weitere Legende des Festivals, ist kurz vor elf Uhr angesagt. Los geht’s mit Iron Maidens "Number Of The Beast", dann klampfen sie sich durch diverse Klassiker und neue Songs und sorgen für losgelöste Stimmung. Es darf gebangt werden! Den Abschluss der Performance bildet "Replica". Womit wohl einigen tausend Menschen schlagartig bewusst wird, dass nun die letzte Band des Festivals folgt. Wobei man sagen muss, dass sich wohl niemand besser angeboten hätte als My Dying Bride, um diese wahrlich gelungenen drei Tage ausklingen zu lassen. Keiner leidet schöner auf der Bühne als Aaron Stainthorpe. Der gibt sich in schwarzem Hemd mit weißem Kragen der Musik hin wie kaum ein anderer. Wer sich so in seiner Performance ausleben kann, muss wohl bei jedem Auftritt Katharsis erleben. So spielen sie sich durch doomige und todesmetallische Passagen, wobei die Zeit so schnell vergeht, dass es schier unglaublich klingt, als Aaron mit "Forever People" den letzten Song des Festivals ankündigt.

Womit die drei Tage eindeutig viel zu schnell vergangen sind. Jedoch hat das Aufgebot an tollen Acts aus den verschiedenen Sparten des Metal seinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zumindest bei der laut.de-Praktikantin. Und sicher auch bei einigen mehr tausend Angehörigen des Metallervölkchens.

Forogalerien zu fast allen Bands in den Portalen

Artistinfo

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