laut.de empfiehlt
Gewalt
Am Anfang verweigerten sie sich konsequent den Konventionen des Markts und veröffentlichten ausschließlich 7"es. Erst sechs Jahre nach der Bandgründung erschien mit "Paradies" 2021 doch noch ein Gewalt-Longplayer - zu viel Material hatte sich bei dem Berliner Trio angestaut. Ein tröstliches Ohrenfeuer inmitten der Pandemie.
Geblieben ist ihr unvorhersehbarer Mix aus Industrial, Postpunk und Electro. Das ist auf dem neuen Song entgegen des alarmierenden Titels nicht anders: "Ein Sonnensturm tobt über uns" ist fast schon softer No Wave, in den Gewalt sogar ungeniert ein Saxofon integrieren, während Patrick Wagner fast schon zärtlich singt. Those were the 80s, falls sich jemand erinnert. Hirn einschalten ist bei ihrer Musik nach wie vor angebracht, der neue Albumtitel spricht Bände: "Doppeldenk".
Auf dem weiteren Vorabtrack "Trans" mischen sie sich in den Gender-Kulturkampf ein und kotzen ihre Wut über die Diskriminierung und gesellschaftliche Ausgrenzung von trans Menschen hinaus. Ein wichtiger Song, mit dem Helen Henfling, Jasmin Rilke und Wagner LGBTQ-und Trans-Gruppen supporten.
Am Bass wird dann Jasmin Rilke leider nicht zu erleben sein: Sie hat Gewalt Ende September aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen verlassen: Für sie übernehmen einer Pressemitteilung zufolge Sally Brown (Plattenbau) sowie Sol Astolfi.
