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Mit:
Datum: 4. Juni 2008
Location: MS Hoppetosse
Berlin
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Hellsongs: nie klang es in der Hölle kuscheliger. Mit Vinyl-Verlosung!

Review von Martin Leute

Einen geeigneteren Ort hätte diese Band für die Präsentation ihres Longplayer-Debüts nicht finden können. MS Hoppetosse nennt sich das Berliner Clubschiff, auf dem das schwedische Trio Hellsongs zum intimen Showcase geladen lud. Bei prächtigem Wetter war am Treptower Spreeufer das lauschige Ambiente bereitet, um auf dem Unterdeck einem gutlaunigen Publikum die "Hymns In The Key Of 666" zu präsentieren.

Das Coverartwork der anstehenden Veröffentlichung ziert ein VW-Bus, der sich unter Pace-Regenbogen seinen blütenbestückten Weg bahnt. Friedfertige Neo-Hippies mit Wandergitarre und teuflischen Liedern?

Das musikalische Konzept dieser Kombo, Metal-Klassiker von Rockern wie AC/DC, Slayer oder Megadeath ins Singer/Songwriter-Genre zu transformieren, ist so einfach wie heikel, weil die Interpretation von Fremdkompositionen immer die Gefahr in sich birgt, die eigene Individualität aufs Spiel zu setzen. Aber wie der Dreier diese Höllenlieder entkleidet und ihre Essenz freilegt, ist großartig. Man muss wahrlich kein Metal-Fan sein, um die Größe dieser Songs anzuerkennen.

"Quiet Is The New Loud" proklamierten einst die Kings Of Convenience, Hellsongs bringen dieses Motto mit ihrem Lounge Metal exakt auf den Punkt. Reduktion bestimmt auch das Bühnenbild, ein schlichtes mit dem Namenzug bedrucktes und bunten Blumen umfasstes, am Keyboard befestigtes Banner verweist auf die Bescheidenheit der Göteborger. Deren einnehmende Bühnenpräsenz und Liebenswürdigkeit erweist sich anschließend auch als völlig ausreichend, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Im Zentrum dieser Darbietung befindet sich die zauberhafte Sängerin Harriet Ohlsson, die mit ausdrucksstarkem Gesang und nuancierter Intonation schon nach wenigen Takten des Openers "Breaking The Law" von Judas Priest dem Publikum ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Auch wenn das Wiedererkennen der Originale das Hörerlebnis versüßt, diese entzückende Musik funktioniert auch ohne dieses Wissen.

Ebenso wunderbare Mitstreiter hat Harriet mit Kalle Karlsson an der Akustikgitarre und Johan Bringhed am Keyboard. Ein Tamburin und eine Rassel kommen in diesem Kontext ebenso wirkungsvoll zur Geltung wie die Zweitstimme von Kalle und hübsche Anekdoten zwischen den Songs. Die Harmonie des musikalisch hervorragend aufeinander abgestimmten Trios überträgt sich scheinbar mühelos auf die Zuhörer.

Schnell lässt sich das Publikum animieren, die Metallica-Nummer "Seek And Destroy" mit lockerem Fingerschnippen – "The lounge metal way to clapping your hands" - zu rhythmisieren oder bereitwillig als "pop choir" Iron Maidens "The Trooper" oder "We're Not Gonna Take It" von Twisted Sister auszumalen.

Lässig changiert das Trio zwischen der ernsthafter Interpretation, die ein Text wie "The Trooper" von Iron Maiden erfordert und feinfühliger Ironie, wenn ein swingender Keyboardlauf Megadeaths "Symphony Of Destruction" strukturiert und Harriet mit erhobenem Arm den Zeige- und den kleinen Finger ihrer Hand abspreizt und dezentes Headbanging praktiziert.

Den famosen Abschluss bildet eine Lo Fi-Version von AC/DCs "Thunderstruck" und das melancholische, von der gezupften Akustischen begleitete "Run To The Hills" von Iron Maiden, das mit eingängigem Refrain und dem Chorgesang der vergnügten Gäste ausklingt.

Die außerordentlich sympathischen Schweden haben sich mit diesen famos arrangierten Coverversionen als wundervolle Liveband offenbart und eine gleichermaßen gemütliche wie spaßige Show abgeliefert. Wohl nie klang es in der Hölle kuscheliger.

Und weil wir Hellsongs so mögen und Euch am höllischen Sound des Trios teilhaben lassen wollen, verlosen wir je drei Vinyls von "Hymns In The Key Of 666" und drei hübsche Hellsongs-Stoffbeutel. Da wir diese Goodies natürlich nur an echte Metalheads ausgeben, schickt bitte die Antwort auf folgende Frage mit Eurem vollständigen Namen und dem Betreff "Hellsongs" an gewinnen@laut.de: In welcher Band spielte Megadeth-Fronter Dave Mustaine von 1981 bis 1983? Viel Glück!

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Hellsongs

Den Beginn der musikalischen Laufbahn auf die Interpretation fremder Songs zu gründen, ist ein gewagtes Konzept. Schließlich sollte im Idealfall den …