laut.de-Kritik
Selten wurden Katastrophen so schön besungen.
Review von Andreas BättigI Am Kloot haben sich in den vergangenen Jahren in der Indie-Pop-Welt einen Namen erspielt. Der große Durchbruch gelang ihnen jedoch nie. Zum Glück, muss man fast sagen. Denn so kamen in der kleinen Ortschaft Sursee, in der Schweiz, zahlreiche Konzertbesucher in den Genuss eines intimen, aber durchaus intensiven Indie-Pop-Konzerts.
Easy Tiger nennt sich die Luzerner Alternative-Combo, die schon mal mit druckvollem und sphärischem Alternative das Publikum auf den Hauptact einstimmen. Die Gitarren rollen bleiern vor sich hin, der Sänger versinkt im warmen Songstrudel. Schwere Vor-Kost für ein anschließend stattfindendes Indie-Pop-Konzert, die aber doch gefällt.
Ein paar Minuten später stehen John Bramwell (Gesang und Gitarre), Pete Jobson (Bass) und Andy Hargreaves (Schlagzeug) auf den Bühnenbrettern. Jobson nimmt auch gleich die Position ein, die er in den kommenden eineinhalb Stunden nicht mehr wechseln wird: Er sitzt, seine langen Haare fallen ihm vor sein Gesicht, der Bass liegt in seinem Schoß, eine Kippe schmückt seinen Mund.
"Oh, so what is love?" fragt John gleich beim zweiten Lied singend und melancholisch das Publikum. Keine Frage, "From Your Perfect Sky" aus der die Textzeile stammt, ist einer der schönsten Songs im I Am Kloot-Repetoire. Mit einem Hauch von Verträumtheit zieht der Sänger seine Blicke auf sich. Seine große, akustische Gitarre behandelt er behäbig und wirkt fast wie ein väterlicher und erhabener Noel Gallagher.
Es ist ein Akustik-Konzert zum Zuhören, nicht zum Tanzen. Zwischen Drinks und Bier ist das Publikum auch tatsächlich aufmerksam, ohne nebenbei zu schnattern. Sänger John selbst, scheint der Auftritt zumindest Spaß zu machen. Zwischen den Songs findet er immer wieder Zeit, mit der vordersten Reihe der Crowd ein paar Worte zu wechseln, um dann schmunzelnd das nächste Lied mit seiner unverkennbaren Stimme anzufangen.
"It's about desaster" - um "Desaster" soll es laut John in den meisten der Songs gehen. Aha. Dann wurden aber Katastrophen selten so schön besungen. Klar ist, dass Lieder wie "Because" oder auch "Titanic" verleiten, durch das herbstlich nebelige Manchester, dem Herkunftsort der Band, zu schlendern.
Nach gut eineinhalb Stunden verabschieden sich I Am Kloot mit einer Zugabe von der Bühne. Das Publikum klatscht sich aus seiner Versunkenheit. Wenig später steht die Band an ihrem Merchandise-Stand und verkaufen T-Shirts.