Details

Mit:
Datum: 27. März 2004
Location: Palladium
Schanzenstraße 40
51063 Köln
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Wir sind die Roboter. Oder doch nicht wirklich?

Review von Alexander Cordas

Sie war schon fast mit Händen zu greifen. Die Vorfreude und Spannung, die das Publikum an diesem Abend in der Rheinmetropole Köln erfasst hatte. Kraftwerk geben sich die Ehre. Ein bunt gemischter Haufen aus gerade-Twens bis hin zu gestandenen Herren und Damen versammelte sich, um der Vernissage des Gesamtkunstwerks Mensch Maschine beizuwohnen.

Die Empore im hübschen Palladium zu Kölle war bereits kurz nach Toröffnung rammelvoll, nachträgliches Drängen hin zum Geländer brachte nicht den erhofften guten Sichtplatz. Frustriert musste man dennoch nicht von dannen ziehen, denn ein Kraftwerk-Konzert funktioniert auch aus dem normalen Blickwinkel des ebenerdigen Auditoriums gut. Im Gegensatz zu so manch einer hektischen Kapelle verharren die vier Roboter ja auf ihren Plätzen, und so kann der linsende Gast sein Blickfeld in aller Ruhe ausrichten, um den Elektro-Legenden beim gepflegten Rumstehen zuzuschauen.

Kurz nach 19:30 war es dann so weit. Der traditionellen Ankündigung der Düsseldorfer gingen noch einige Fieps und Blupps voraus, die ähnlich klangen wie die Begleittöne der Kraftwerk-Homepage. Der Startschuss für das zweistündige Spektakel stand "Mensch Maschine" zu. Bevor jedoch der Vorhang zur Seite glitt, waren die dunklen Umrisse der vier Musikanten zu sehen, die, von roten Spots aus dem Rücken heraus angestrahlt, düstere Schatten warfen. Schwarz und rot sind denn auch die Farben des Outfits des Quartetts. Im schicken Anzug mit knallig rotem Hemd, sowie schwarzer Krawatte üben sie modisch schickes Understatement.

Oder wäre Startschub nicht die bessere Umschreibung für den Beginn? Schließlich geschieht hier nichts Knall auf Fall. Die ganz lauten Töne sind nicht des Kraftwerkers Ding. Der (Kling) Klang ist wohl ausbalanciert, in den Bässen druckvoll und kristall(o)klar, und deshalb frei von störenden Verzerrungen.

Unterstützung erfährt diese Perfektion von der visuellen Seite, die mit den altbewährten Grafiken und Animationen aufwartet. Neben Effekten zu den vier neuen Songs ("Tour De France 2003", "Vitamin", "Elektro Kardiogramm" und "Aero Dynamik") bestach an diesem Abend ein stimmlich hervorragend aufgelegter Ralf Hütter. Im Gegensatz zu so manch früherem Konzert, bei dem auch der Einsatz nicht so klappen wollte, funktionierte dieses Mal alles.

Einer der Höhepunkte des ersten von zwei Konzerten des Abends war die Remix-Version von Expo 2000. So schleppend sich das Original präsentiert, so druckvoll und funky pumpt die Variation. Dann war es an der Zeit, einmal ein kleines Kompliment an die heutige Elektro-Szene ins hinaus zu schicken. "They're so electric in Detroit" tönte da aus den Boxen. Huch? Eine umgekehrte Referenz an die Hauptstadt des US-Techno? Wer hätte das gedacht.

Die vielzitierte Kälte der Mensch Maschine fand diesmal einfach nicht statt. Auch Schneider, Hütter, Schmitz und Hilpert sind scheinbar nicht die Roboter, als die sie immer hingestellt werden. Es gab Grund genug für sie, fröhlich drein zu schauen. Lediglich Henning Schmitz wirkte etwas verkrampft, was wohl auch am einen oder anderen Fehler liegen könnte, der ihm bei der Performance unterlief, wobei ihn der Dirigent ganz links, Ralf Hütter, mit Blicken strafte.

Das Sahnehäubchen setzten die Kölner (und die vielen eigens für das Konzert angereisten) mit hervorragender Stimmung dem ohnehin schon ausgezeichneten Konzert auf. Nachdem die Kraftwerker die Neon-Anzüge beim Konzert in Luxemburg noch hatten im Schrank hängen lassen, kamen diese in Köln im Zugabeblock zum Einsatz. Mit diesem letzten optischen Lichtblitz zeigen Kraftwerk, dass sie sowohl klang- als auch visuell-ästhetisch her kaum zu toppen sind. Der schon liebgewordene, etappenweise Abgang von der Bühne bei "Musique Non Stop" beschloss einen faszinierenden Konzertabend, der wohl nur die Miesepetrigsten nicht zufrieden stellte.

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Kraftwerk

Es gibt wohl kaum eine Band aus Deutschland, die so oft als Inspirationsquelle angegeben wird wie Kraftwerk. Keine andere Gruppe wurde so oft gesampelt …