laut.de-Kritik
Mille regte mit seinen immer wieder plakativen Ansagen zum Grinsen an.
Review von Michael EdeleÜber manche Zusammenstellungen kann man sich wirklich nur wundern. Siegfried und Roy – keine Frage. Cindy und Bert – ok. Miss Piggy und Kermit der Frosch – naja, wegen mir. Harald Schmidt und Oli Pocher – grenzwertig und fast schon drüber. Aber Kreator, Caliban, Eluveitie und Emergency Gate? Hallo??
Ich kann ja verstehen, wenn man sich die Vorbands immer wieder nach der Finanzstärke des Labels oder des Managements aussucht. Aber was bringt einem sowas, wenn man im Endeffekt vor halbvollen Hallen spielt? Genau das passiert im Schlachthof, wobei man zu der Zeit, da Emergency Gate auf die Bühne gehen, noch nicht einmal von halbvoll sprechen kann. Die Bayern, die seit dem aktuellen Album "ReWake" auch den Suidakra-Sänger und -Gitarristen Matthias Kupka in ihren Reihen haben, machen das Beste draus und rocken einfach nach vorne ab. Der Sound ist ganz gut, und da die Schlachthof-Crew mitgedacht und den hinteren Teil der Halle abgesperrt hat, sieht es vor der Bühne nicht zu leer aus.
Emergency Gate machen ihre Sache ordentlich und finden mit ihrem Sound zwischen Soilwork und In Flames auch manchen Fan unter dem anwesenden Publikum. Ein ziemlicher Stilbruch steht mit Eluveitie an, deren neues Album "Evocation I" erst im April erscheint. Außerdem fällt einer der beiden Gitarristen aus, weswegen wahlweise die Caliban-Mucker, der Roadie oder einer vom Merch die zweite Klampfe übernehmen. Tatsächlich haben auch die Schweizer Flötenmetaller ihre Fans im Publikum, doch nicht wenige, die eigentlich wegen dem Headliner vor Ort sind, zucken beim Pagan Metal der Truppe nur gelangweilt mit den Achseln. Seit die Kirder-Zwillinge nicht mehr dabei sind, ist die Band optisch auch um eine deutliche Attraktion ärmer.
Mit Caliban kann vor allem das jüngere Publikum im Schlachthof was anfangen. Die sind unterwegs, um mal ein paar Songs des demnächst erscheinenden "Welcome To Tragedy"-Albums zu testen. Die obligatorische Wall Of Death klappt auch in Wiesbaden, wobei die Animationen von Shouter Andreas ein wenig lustlos oder einfach zu routiniert klingen. Den Fans ists egal. Die gehen fröhlich ab, auch wenn in Sachen Crowdsurfing oder Moshpit eher weniger los ist.
Das ändert sich bei Kreator nur bedingt, denn obwohl Mille immer wieder einen Moshpit fordert und mit der ein oder anderen recht plakativen Ansage zum Schmunzeln anregt, bleibt es im Schlachthof gesittet. Die Stimmung ist aber dennoch gut, und auch die neuen Songs von "Hordes Of Chaos" kommen durch die Bank prächtig an. Im Hintergrund fährt man immer wieder eine weiße Leinwand auf, welche die Videos zu den Songs oder andere Einspieler zeigt.
Während Mille und Speesy bei jeder Gelegenheit die Matte kreisen lassen, ist Sami mal wieder der Ruhepol und spielt ein begnadetes Solo nach dem anderen. Auffallend aber auch die Schlagzeugarbeit von Ventor, der sich die letzten Jahre enorm verbessert hat. Mit einer Spielzeit von knapp 90 Minuten geht der Auftritt absolut in Ordnung. Allerdings sollte man sich das nächste Mal wirklich überlegen, ob ein reines Thrash-Package wie bei Overkill, Exodus, Gama Bomb und Torture Squad vor ein paar Wochen nicht besser gewesen wäre.