laut.de-Kritik
Psychodelischer Hippiesound, klasse Support und der erste Schnee ... München Olé!
Review von Julia DörflerWir befinden uns vor dem Münchner Atomic Café, einem von nur vier Tourstops von Kula Shaker in Deutschland. Es ist 20:58 – noch eine Minute bis zum Einlass. "Achtung: Es wird voll" hat der Veranstalter extra angekündigt. Na dann, raus aus dem kalten Regen, der sich zwischenzeitlich sogar als Schnee zu erkennen gibt, und rein in die Bude. Bewaffnet mit einer Kamera warte ich gespannt, bis es losgeht. Und so langsam bewahrheitet sich auch die Voraussage. Ja, es ist voll!
Ein junger Mann tritt auf die Bühne, schnappt sich seine Gitarre und liefert, unterstützt von einem Piano, eine geniale Show. Wie ich am nächsten Tag auf der Page des Atomic Cafés erfahre, heißen die Newcomer aus München Kimo. An diesem Abend besetzt mit Fabio Russo an der Gitarre und am Mikro und Kimo Schröder an den Tasten. Schlagzeuger Nico Erdmann scheint es nicht auf die Bühne geschafft zu haben. Trotzdem ist das vorgeführte Programm völlig genial, es fehlt an nichts.
Während des Konzertes selbst, ist der Name der Band leider nicht ausfindig zu machen. Das Publikum entlockt Fabio nur das ein oder andere "Danke". Und auch wenn Kimo nicht sonderlich gesprächig sind, ziehen sie das Publikum mit schwermütigen Melodien in ihren Bann. Anstatt die Zeit vor Kula Shaker zu nutzen, um die Bar noch genauer zu erkunden, sind die Zuhörer wie gefangen von der Melancholie dieser Band - ein Vergleich mit Coldplay liegt auf der Hand. Als seien sie selbst von ihren Liedern getroffen, räumen die beiden schleppend das Feld.
Nun treten Crispian Mills und Co auf die Bühne. Der Frontmann beweist schnell, dass er noch lange nicht alt geworden ist, er rockt nach sechs Jahren Pause mit Kula Shaker über die Bühne wie am ersten Tag. Leider ist er aber auch der einzige, der solch eine super Show hinlegt.
Musikalisch gibt es natürlich nichts auszusetzen. Auch Bassist und Backgroundsänger Alonza Bevan, Drummer Paul Winterhart und Harry Broadbent, der seit der Reunion Jay Darlington (Oasis) an den Tasten ersetzt, sind erfahrene Musiker. Daher gibt es auch keinerlei Unstimmigkeiten, man muss auch keinen ihrer Hits vermissen. Eine Mischung aus neu und alt zieht sich durch das Programm, und bei "Hush" scheint kaum jemand im Klub ruhig zu stehen.
Doch diese Euphorie hält leider nicht lange an. Denn obwohl alle mit Freude erwarteten Songs gespielt werden und der Laden komplett voll ist, fehlt der berühmte Funke. Die Stimmung ist ganz gut und die ersten Reihen drängen sich vor der niedrigen Bühne hin und her. Doch mir fehlen Momente der totalen Begeisterung, die ich mir von dem Konzert erhofft hatte.
Dennoch ist der Auftritt natürlich nicht zu verachten. Mit einem super Sound liefert Mills eine schweißtreibende Show und beweist sich in seiner Rolle als Kopf der Band mit jedem einzelnen Song.