laut.de-Kritik
Wenn die Band aus Newcastle loslegt, findet der Funken das Pulverfass.
Review von Andreas BättigWoran erkennt man, dass ein Konzert im Zürcher Mascotte richtig gut ist? Genau. Daran nämlich, dass während des Gigs plötzlich immer mehr Security-Prügel vor den Bühnenrand stehen, weil es ihnen langsam dämmert, dass die Meute dermaßen außer Rand und Band ist, um jederzeit die Bühne zu stürmen.
Aber erst mal alles der Reihe nach. Der restlos ausverkaufte Club füllte sich nach der Türöffnung sehr schnell, und damit passte sich die Innentemperatur auch gleich der sonnigen Außentemperatur an – also gefühlte 30 Grad. Man konnte bei dem Zeitpunkt schon erahnen, welch tropisches Fest das werden würde, wenn die dann die Menschen auch noch zu tanzen beginnen – lecker. Aber das ist eben Rock'n'Roll und gehört wohl einfach dazu.
Zuerst betraten die Zuger Rockband The Delilahs die kleine Bühne des Mascotte. Die drei jungen Frauen rotzten ordentlichen Alternative mit Melissa Auf der Maur-Einschlag. Der Auftritt der optisch doch sehr ansprechenden Ladies war solide, mehr aber auch nicht.
Nach einer kurzen Umbauphase verdunkelt sich der Club. Die fünf Herren aus Newcastle entern die Bühne. Noch hält sich die Crowd beim ersten Song "Grafitti" zurück, schwankt ein bisschen mit und nickt mit dem Kopf. Sänger Paul Smith glänzt mit einem Melonenhut und sieht dabei Alex von "Clockwork Orange" sehr ähnlich. An diesem Abend ist es Smith, der klar alle Blicke, alle Energie auf sich zieht und mit dem Publikum kommuniziert. Von den anderen Bandmitgliedern ist wenig bis gar keine Präsenz spürbar.
Schon beim dritten Lied "Now I'm All Over The Shop" brennt die Hütte und ein erstaunlich frenetisches Publikum feiert die englischen Jungs. Dabei ist anzumerken, dass sich Konzertbesucher Maximo Parks wesentlich von anderen Britpop-Bands, die zur gleichen Zeit aus dem NME-Hype schlüpften, unterscheiden. Von 18 bis 50 ist alles dabei. Der größte Teil der Fanmasse bildeten Typen, schwärmerische Indie-Mädchen sind nur in geringer Anzahl zu finden.
Nach "The Coast Is Always Changing", dem wunderschön hymnischen "By The Monument" und weiteren Perlen aus dem neuen und alten Album bittet Smiths das Publikum um Ruhe. Es soll sich jetzt aber doch bitte beruhigen. Denn ansonsten könnte noch jemand an einem Herzinfarkt sterben oder vom Balkon stürzen. Tatsächlich hören ihm alle gespannt zu, im Mascotte nutzen alle die kurze Pause und nippen an ihrem Drink oder Bier.
Im nächsten Moment kann man aber auch gleich sein Bier über den Vordermann prusten. Denn Paul will keine Ruhe. Nein, er schreit die ersten Zeilen von "Apply Some Pressure" und im selben Moment gibt es kein, aber auch überhaupt gar kein Halten mehr. Ja, der Funken findet das Pulverfass. Dabei genießt Smith den Gig richtig. Er grinst, zeigt sich charmant, hat einfach Spaß.
Als dann wirklich die 39 Grad-Grenze erreicht ist, verabschieden sich Maximo Park mit "Sandblasted And Set Free" sowie dem wundervollen "Limassol". Für den Fan war aber hier noch nicht Schluss. Denn die Jungs legten noch im Zürcher Acapulco Club auf. Das große Schwitzen konnte also weitergehen.