laut.de-Kritik
Metallica, Die Toten Hosen und Prodigy als Topacts am Hockenheimring.
Review von Giuliano BenassiEs war eine mutige Entscheidung, in einem Abstand von wenigen Wochen den Hockenheimring für zwei Megaevents zu buchen: Erst für AC/DC, dann für den Wiederbelebungsversuch eines der legendären Festivals schlechthin, dem Monsters of Rock.
Zumindest spielte in beiden Fällen das Wetter mit. Während in der Umgebung verbreitet Sturm und Gewitter tobten, blieb es auf der Rennstrecke sonnig und trocken. Was zu langen Schlangen an den überforderten Bierständen führte und die Sanitäter auf Trab hielt, denn die Betonwüste heizte sich schier unerträglich auf. Vereinzelt sorgten Feuerwehr und Security mit Schläuchen und Eimern für Abkühlung.
Wie die Zuschauer verglühten in der Mittagshitze auch die ersten Bands, die bei je einer halben Stunde Spielzeit kaum die Möglichkeit hatten, Spannung aufzubauen. Mit ihren Dudelsäcken und billigen Riffs wirkten In Extremo zur Teezeit noch lächerlicher, als sie ohnehin schon sind, und ebneten den Weg für die ersten Headliner, Prodigy, bei denen die Sonne gnädigerweise schon hinter der Bühne versunken war.
Das neue Album "Invaders Must Die" und dessen ungeahnter Erfolg haben bei den Briten offenbar Wunder bewirkt, jedenfalls zeigten sie sich spielfreudig wie lange nicht mehr. MC Maxim versuchte zwar, mit Körperkontakt zum Publikum zu punkten, doch das Blickfeld beanspruchte der blondierte Keith Flint, der wie ein Jungspund herum hüpfte und bald klatschnass geschwitzt war. Die alten Hits aus "Fat Of The Land" brachten das Publikum zum Massentanzen.
Ebenso fit präsentierte sich wenig später Campino, der sich zum Entzücken des weiblichen Teils des Publikums bald jeglicher Oberkörperbedeckung entledigte. Mit dem Wurf von Bierdosen sicherte er sich in den ersten Reihen auch das Wohlwollen der Begleiter.
Nach dem Best Of-Programm der Toten Hosen waren die Stimmbänder warm genug, um den Hauptact gebührend zu feiern. Der hatte es sich auch verdient, denn im Vergleich zum letzten Jahr wirkten Metallica wie ausgetauscht. Dass die meisten Zuschauer wegen ihnen da waren, zeigte sich daran, dass sie ausnahmslos jedes Stück mitsangen, ob es nun aus dem letzten Album "Death Magnetic" stammte (recht viele) oder zu den Klassikern zählte (hätten ein paar mehr sein können). Den hohen Anteil an Schnulzen machten Hetfield und Co. mit ausgeprägter Spielfreude und der einen oder anderen improvisierten Einlage wett – etwa Queens "Stone Cold Crazy" und einer Andeutung von Michael Jackson "Beat It" bei den Zugaben.
Als pünktlich nach zwei Stunden das letzte Feedback von "Seek And Destroy" verhallte, blieb ein sonnenverbranntes, zufrieden wirkendes Publikum zurück. Im großen Ganzen ein erfolgreicher Auftakt für das Festival. Doch ob es sich auf Dauer etabliert, bleibt offen: Während zu AC/DC 90.000 Zuschauer strömten, kam zum Sonisphere bei weitem nicht einmal die Hälfte.