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Die Darstellung von Idols

Was ich kacke finde: Dieser Film hat offensichtlich ein Verständnis davon, was K-Pop ist, aber es kommt mir die ganze Zeit so vor, als würde er das Genre musikalisch wie künstlerisch überhaupt nicht respektieren. Das fängt damit an, wie die Idols gezeichnet werden. Auf eine ganz komische Art und Weise passen wir sie unseren westlichen Vorstellungen von Künstlerinnen und Künstlern an. Sie haben quasi die ganze Kontrolle über ihre Musik. Nicht nur schreiben sie ihre eigenen Texte, sie machen auch die Choreos, sie sitzen sogar selbst an Fruity Loops. Einen Manager gibt es, aber er tut eigentlich nichts und hält die kreative Durchschlagskraft der Sängerinnen im Grunde nur auf. Sie bestimmen selbst, wann ihr neues Comeback an den Start geht. Natürlich essen sie so viel sie wollen und wann immer sie wollen.

Ich habe zwei Probleme damit: Auf der einen Seite ist das straight-up Propaganda. So funktionieren Idols nicht, es verschleiert auch aktiv sehr viele Probleme in der Idol-Industrie. Offensichtlich wäre es etwas dark, in einem Kinderfilm die extrem strengen Diät-Regiments zu thematisieren, denen Idols unterworfen sind. Aber dann ins Gegenteil zu schwenken und so zu tun, als wäre es normal, dass Idols sich nach Herzenslust den Bauch vollschlagen. Das kommt mir doch aktiv unehrlich und manipulativ vor, vor allem, weil wir natürlich trotzdem nicht auf die Idee kommen, Idols abseits absolut lächerlich perfekter Körperbilder zu zeichnen. Wir haben einfach den Kuchen und essen ihn auch: Klar können unsere Figuren essen, so viel sie wollen und haben trotzdem absolut perfekte Körper, auch ohne sonst irgendwas dafür zu tun. Wie, das ist bei dir nicht so? Dann wird das wohl deine Schuld sein!

Fans schlagen sich ohnehin die ganze Zeit die Köpfe darüber ein, welche Idols die besten Songwriter sind. Meine Meinung darüber war immer, dass das eigentlich total unerheblich ist. Ein Idol sein heißt, ein Skillset zu haben und eine Kunstform zu sein. Performer zu sein, ist eine Kunstform. Das ist in vielen klassischen Pop- und R'n'B-Gruppen so, das ist im Ballet so, das ist im Schauspiel so.

Ich habe ein bisschen das Gefühl, der Film trägt zu diesem Irrglauben bei, ein echter Künstler kann nur sein, wer sein Material von Anfang bis Ende komplett selbst schreibt und gar produziert. Die Tatsache, dass für den kompletten Self-Insert-Tagtraum Idols dann noch die Mixing-Software selbst bedienen, zeigt in meinen Augen ein bisschen den geringen Respekt vor dem tatsächlichen Idol-Handwerk. Um sich einen Song zu eigen zu machen und ihn gut zu performen, gehört extrem viel dazu. Wenn man K-Pop als Kunstform wertschätzen möchte, dann gehört in meinen Augen der Respekt vor dem Handwerk der Performer genauso dazu, wie der Respekt vor dem Team Effort. Krasse Männer und Frauen, die produzieren, die choreographieren, die Visuals machen und die das Ganze koordinieren. Vielleicht bin ich da penibel, aber ein bisschen kommt es mir so vor, als würde hier der tatsächliche K-Pop durch eine ganz komisch amerikanische Linse dessen gepresst, was künstlerisch "wirklich" wertvoll wäre.

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