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Kitschkrieg

Und damit zur versprochenen Kitschanalyse. Von Couch Riffs auf die abgedroschenen Texte angesprochen, die er bisweilen intoniert und generell in der Heavy Metal-Szene kursieren, antwortete der ehemalige Judas Priest- und aktuelle KK's Priest-Sänger Tim "Ripper" Owens pragmatisch:

"Manchmal denke ich mir: 'Oh Gott, das muss ich jetzt singen ...' Aber man muss eben dazu sagen, dass man das tut, weil es immer noch Leute gibt, die sowas hören. Wir hören sowas, und wir machen sowas. Schau dir Judas Priest an. Dort spielen 70-jährige, erwachsene Männer in Lederoutfits. Einige sagen dazu vielleicht 'Oh mein Gott', aber das sind eben Judas Priest.

Und weißt du was? Kitsch stört mich nicht. Kitsch hat mir eine Grammy-Nominierung eingebracht und zahlt meine Rechnungen. Es ist ja kein schlechter Kitsch. Jede Art von Musik ist doch kitschig. Guck bloß mal, wie kitschig Rap ist - auf seine Weise. Wie sie dort Geld durch die Gegend schmeißen und diese Outfits tragen ... Im Metal ist das auch cool. Wir können über alles schreiben. Manchmal gerät es eben kitschig.

Das Seltsamste ist, dass wir bei KK's Priest für "Brothers Of The Road" angegriffen wurden. Der Song sei cheesy, hätte so klischeehafte, schreckliche Lyrics. Wieso sind das schreckliche Lyrics? Es geht um Brüder on the road, die gemeinsam rocken. Ich schreibe auch eine Menge Lieder über das normale Leben. Ich schreibe darüber, was in der Welt passiert, was in meinem eigenen Leben passiert, was im Leben von jemand anderem passiert. Dazu tendiere ich eigentlich mehr. Aber ab und an streue ich eben einen Song über einen Vampir oder Zombies oder Aliens ein.

Hör mal: Über Dungeons and Dragons zu schreiben, ist kitschig für mich – über Brüder auf der Straße zu schreiben, nicht. Aber jeder betrachtet das anders, und so ist das halt. Es gibt Kitsch in jedem Musikgenre. So ist das nun mal. Momentan nehme ich auch einfach eine Menge Songs auf. So verdiene ich meinen Lebensunterhalt seit Covid eingeschlagen hat. Ich hatte echt Glück. Plötzlich fing ich damit an, jeden Tag in meinem Studio Songs für Leute aus der ganzen Welt aufzunehmen. Einige davon hätten kaum kitschiger ausfallen können. In einigen gehts um Sex und Frauen. Und ich denk mir nur: 'Oh Mann, ich bin 54 Jahre alt und erzähle davon, wie ich ein Mädel in mein Zimmer abschleppe und es mit ihr treibe ...' Ich erinnere mich noch, wie ich meiner Freundin den Text gezeigt hab' ... Aber man bezahlt mich eben dafür, dass ich das singe, also mache ich es auch."

(Fundstück aus Oslo)
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