5 Fragen an The Inspector Cluzo

'Selbermachen' steht bei The Inspector Cluzo ganz hoch im Kurs. Mathieu Jourdain (Schlagzeug) und Laurent Lacrouts (Gitarre/Vocals) betreiben neben ihrer Band auch noch einen Bauernhof in der Gascogne und leben nach dem Motto: "Running a family farm is more rock than playing Rock'n'Roll Music". Anfang Juni erschien ihr neues Album "Less Is More", und das Duo erzählte uns ein bisschen was über Landwirtschaft und Musik.
1. Was können Musiker:innen oder die Musik-Industrie aus der Landwirtschaft lernen?
Musik und Landwirtschaft verbindet eine lange Freundschaft. Afrikabische Musiker:innen waren und sind meist Farmer. Denke nur an Ali Farka Touré oder all die Mississippi Blues-Typen. Musik gibts in jeder ländlichen Region auf dem Planeten, weil Landwirte und der Boden mit Musik verbunden sind und umgekehrt. Hier in der Gascogne spielen die meisten Farmer aus Spaß Horn in 'Bandas' und feiern Fiestas mit Freund:innen.
Die Musikindustrie hat mit Landwirtschaft hingegen fast gar nichts zu tun. Wie die Musikindustrie sich um ökologische Aspekte kümmert, ist ein Witz. Sie ist ein Wachstumsgeschäft und damit ein massiver Verschmutzungsfaktor dank Streaming und großen Shows. Ihre Religion ist 'Mehr ist mehr', wohingegen Farmer wissen, dass wir auf einem endlichen Planeten leben. Als ökologische Bauern – wir machen in Frankreich etwa 15 bis 20 Prozent der Landwritschaft aus – wissen wir, was Ökologie ist. Es geht um Balance und deshalb gilt: Weniger ist mehr.
2. Was können Landwirte von Musiker:innen lernen?
Wie wärs mit 'gar nichts'? Außer vielleicht spät aufzustehen, haha.
3. Was zeichnete die Arbeit an "Less Is More" besonders aus?
Es ist unser zehntes Album! Wir finanzieren immer noch alles selbst, auf unserem eigenen Label. Das ist auf einem Level wie unserem in einem Meer von Industrialisierung sehr selten. Wir haben alle Angebote von großen Touring-Companys und Musik-Corporations abgelehnt. Nicht weil wir 'anti' sind, sondern weil wir 'Post-Growth-Guys' sind, die dem Klimawandel gegenüberstehen.
Wir versuchen, eine neue Gesellschaft zu errichten und zu strukturieren, wo Post-Wachstum und regionale Ethik, Kapitalismus, Sozialwirtschaft und ökologisches Wirtschaften miteinander verbunden sind. Deshalb bleiben wir zu 100 Prozent unabhängig. Wir können nicht für Firmen arbeiten, die immer noch meinen, Wachstum sei die Zukunft. Ist es nicht. Wir versuchen etwas anderes. Eine alternative Route ist möglich, und wir müssen sie finden.
Außerdem wurde das Album live in vier Tagen aufgenommen – ohne Klicktrack, ohne Backing-Tracks. Wir spielen alles live. Gemischt wurde es an drei Tagen in Nashville von Vance Powell (Chris Stapleton, Jack White).
4. Was ist euch in eurer Musik am wichtigsten?
Freundschaft, Treffen, Stimmung, universelles Gefühl. Musik ist eine der seltenen universellen Sprachen.
5. Welche Pläne hegt ihr für die Zukunft?
Nach Veröffentlichung des Albums unternehmen wir erst mal eine kleine Plattenladentour, dann spielen wir auf einigen französischen Festivals, bevor es mit Tyler Bryant und unseren Freunden Clutch in die USA und nach Kanada geht. Im September müssen wir dann auf dem Bauernhof Mais ernten und an den Gemüsegärten arbeiten. Im Oktober touren wir in Deutschland sowie dem Rest Europas und spielen schließlich fünf Gigs hintereinander in Paris in La Maroquinerie – so spielen wir quasi einmal das Zenith, aber mit Postwachstumsansatz, denn mit fünf Konzerten in einem kleineren Venue erzielst du dasselbe Ergebnis. Du kannst die Tickets aber günstiger verkaufen und hast weniger Verschmutzung als bei einer großen Show.
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