Livesplitter: Nordic Giants
Mit animierten Filmchen können auch Nordic Giants etwas anfangen. In ihre Liveshow bauen die Engländer derzeit den oscarnominierten Kurzfilm "This Way Up" ein, in dem zwei Bestatter allerhand Hindernisse überwinden müssen, um einen Sarg ins Grab zu bringen. Auch sonst gestaltet sich die Show im Berliner Musik & Frieden erwartbar visuell. Rôka und Loki positionieren sich mit Keyboard-Aufbauten und Schlagzeug jeweils rechts und links einer dominanten Leinwand, über die das gesamte Konzert lang perfekt zu den Songs getrimmte Videoclips flimmern.
Das Konzert ist eine durchkomponierte Kunstaktion, für Improvisation oder Publikumsinteraktion haben Nordic Giants keinen Platz. Dafür konzentrieren sie sich darauf, ihre ganz eigene Atmosphäre zu schaffen. Eindruck hinterlässt vor allem, wenn Rôka sich aus dem Schatten seines Drumkits bewegt und in mystisches Licht gehüllt seine gefiederte Gitarre mit einem Geigenbogen bearbeitet. Dann zahlt sich auch die Bühnenkleidung aus: Oberkörperfrei, mit Kriegsbemalung, auf Kopf und Schultern eine ebenfalls über und über mit Federn bedeckte Maske. Loki liefert das Pendant dazu, wenn er die dynamische Intensität der Stücke mittels Trompete anzieht.
Was nicht so recht passen will, sind allerdings einige fast Ego Shooter-mäßige Clips, die sich in die Videoplaylist schleichen. Die darin gebotene Hektik und bisweilen überbordende Brutalität ergänzt die fein strukturierte Musik nur bedingt. Genauso verschluckt ein vor der Leinwand aufgebauter Videowürfel Teile regelmäßig eingeblendeter Textzeilen. Da der Würfel die meiste Zeit ohnehin nur das zeigt, was er vom Leinwandbild verdeckt, erschließt sich seine Notwendigkeit nicht so richtig. Trotzdem stechen Nordic Giants in der Livelandschaft deutlich hervor. Wer Lust auf ein besonderes, aber erschwingliches Konzert hat (in Berlin kostete ein Ticket gerade mal 14 Euro), sollte sich die noch verbleibenden Konzerte im Kalender notieren:
08.12. Wien, Arena
09.12. Zürich, I45
10.12. München, Kranhalle
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