5 Fragen an Cold Night For Alligators
Am 4. März haben die dänischen Progressive Metaller Cold Night For Alligators ihr drittes Album "The Hindsight Notes" veröffentlicht. Waren die beiden Vorgänger "Course Of Events" (2016) und "Fervor" (2018) noch eher auf der härteren Seite des Genres angesiedelt – vor allem gesanglich –, öffneten sie sich diesmal mehr unmetallischen Einflüssen und setzten verstärkt auf Klargesang. Sänger Johan Pedersen steht die neue Ausrichtung hervorragend, erinnert er doch mit seiner variablen Stimme bisweilen an Agent Fresco und Blaue Blume.
"The Hindsight Notes" spielten Cold Night For Alligators zusammen mit 14 Gastmusiker:innen ein, darunter ein Saxophonist, ein Chor und Kim Song Sternkopf von MØL. Sollte man – mindestens als progaffiner Musikfan – gehört haben.
Johan und Drummer Nikolaj Lauszus beantworteten uns ein paar Fragen und verrieten im Gespräch schon mal, dass für den Sommer eine kleine Deutschlandtour ansteht.
1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf euch als Musiker?
Nikolaj: "Revolver" von The Haunted. Für mich ist das ein perfektes Album. Das Songwriting ist perfekt, die Musiker sind unglaublich, ich liebe die Lyrics und die Vocals. Ich wünschte, ich könnte sowas Gutes machen.
Johan: In der Metalszene begann für mich alles mit "Infest" von Papa Roach. Ich höre die Band nicht wirklich, und es inspirierte mich nicht sonderlich. Aber damit fing alles an. Ihr Konzert war das erste Mal, dass ich jemanden so harte Musik spielen sah. Fuck yeah, das wollte ich auch machen! Damals sang ich noch klassische Musik.
2. Auf welches Riff/Melodie/Lyric/Pattern, das ihr geschrieben hast, seid ihr bis dato am meisten stolz?
Johan: Für mich "Black Swan" vom vorhergehenden Album. Das ist ein sehr persönlicher Song für mich.
Nikolaj: Los, checkt unser letztes Album aus, haha! Ich sage "Behind Curtains". Auf die Drumkomposition bin ich wirklich stolz. Es ist nicht die auffälligste Drum-Performance, die ich je aufgenommen habe, aber wie sie gebaut ist, gefällt mir sehr. Ein bisschen Percussion ist auch mit drin, was sehr gut dazu passt. Damit bin ich wirklich glücklich. Deswegen haben wir das auch gerade als Playthrough veröffentlicht.
3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?
Nikolaj: Ich bin riesiger Metal-Nerd, aber mich nervt echt, wenn Leute es zu sehr Teil ihrer Identität machen – bis zu einem Grad, an dem sie sich als verfolgte Minderheit betrachten und denken, sie müssten sich von allen anderen unterscheiden. Und dann sagen: 'Oh, niemand versteht mich.'' Hey, du trägst ein Cannibal Corpse-Shirt mit verstümmelten Babies drauf – natürlich verstehen das normale Leute nicht. Und du trägst das doch, weil du willst, dass sie es nicht verstehen. Ich selbst mag so anstößige Shirts auch, aber manchmal artet das in eine Art Opferkomplex aus. Manche denken, sie müssen hervorstechen, fühlen sich aber gleichzeitig ausgegrenzt. Das ist ein bisschen widersprüchlich.
Johan: Ich finde super, wenn Bands sich weiterentwickeln, Neues versuchen und nicht immer denselben Stil spielen. Darüber haben wir den Song "Nostalgic" geschrieben. Denn jede Band, die in der Metalszene etwas Neues ausprobiert, kriegt so viel Hass ab. Das verstehe ich nicht. In anderen Genres gibts das nicht so arg, glaube ich. Wir sind einfach zu nostalgisch und hängen uns zu sehr daran auf, was in der Vergangenheit gemacht wurde. Das kann sich zum Besseren verändern, damit Metal sich als Genre weiterentwickelt. Habt keine Angst, wenn jemand plötzlich nicht mehr genauso schreit oder singt wie früher.
4. Was ist euch in eurer Musik am wichtigsten?
Nikolaj: Live zu spielen. Das ist die Belohnung am Ende.
Johan: Der Raum, sich zu entwickeln und bei jedem Album etwas Neues zu machen. Die Freiheit, das zu machen, was ich möchte. Denn nur das bringt mich als Musiker und auch als Person weiter.
5. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?
Nikolaj: "Sapiens" von Yuval Noah Harari. Es gibt dir eine neue Perspektive auf viele Dinge und ist dabei sehr zugänglich geschrieben. Ich liebe das Buch.
Johan: Ich enthalte mich. Ehrlich gesagt bin ich kein großer Leser, haha. Aber ich empfehle einen Film: "Midsommar".
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