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Kate Nash vs. die Musikindustrie

"Die Musikindustrie hat Angst und die ist berechtigt", so Kate Nash gegenüber dem NME. Erst kürzlich geriet ihre Aktion "Butts For Tourbusses" in die Schlagzeilen. Unter dem provokanten Slogan verkauft die 37-Jährige bei OnlyFans Bilder ihres Allerwertesten, um die hohen Kosten ihrer Konzerte zu decken. Ihr Feldzug gegen die Musikindustrie ist jedoch größerer Natur. In einem Feuerwehrwagen, den ein Plakat mit ihrem Hinterteil zierte, fuhr die Sängerin jüngst die Londoner Zentralen von Live Nation und Spotify sowie das Parlament an und machte Passanten auf den desaströsen Einfluss börsennotierter Unternehmen auf die Kunst aufmerksam. So hätten allein im letzten Jahr 125 Clubs in Großbritannien schließen müssen.

"Die Realität ist, dass Konzerttourneen nicht mehr profitabel sind, sondern defizitär. Die Basis befindet sich in einer akuten Krise. Clubs schließen, Festivals geben auf. Im Raum stehen Fragen wie: 'Warum sollte ich überhaupt eine Band gründen' und 'Wie kann ich mich als Künstler über Wasser halten'", so Nash im NME-Interview. Große Hoffnungen setzt Nash in Labour-Politikerin und Kultusministerin Lisa Nandy, die das Thema bereits ins Unterhaus einbrachte sowie Treffen mit Live Nation zum Thema einfädelte. Die Tochter einer Produzentin stünde klar auf der Seite der Künstler*innen und würde dies auch ranghohen Industrievertretern klarmachen: "Sie könnte zu unserer Heldin werden", schwärmt Nash. Vor allem das Geschäftsmodell des Global Players Spotify zwinge Musikschaffende in die Knie: "Ich habe gelesen, dass weltweit ein gestreamter Song von zehn aus Großbritannien stammt, aber nur etwa ein Dreißigstel des Geldes kommt wieder nach Großbritannien zurück. Auf was sollen wir denn stolz sein, wenn innovative britische Kultur und Musik irgendwann nicht mehr existieren?"

Damit sind ausdrücklich auch die Majorlabels gemeint: "Sie hätten uns beschützen sollen, das haben sie nicht getan.", so Nash. "Ich bin ehemalige Künstlerin eines Majorlabels, sie setzen Maßstäbe, weil sie alle Kataloge haben, ihre Verträge basieren aber alle auf Geheimhaltungsvereinbarungen. Es ist ein großes Geheimnis, sie verdienen eine Menge Geld und es ist ihnen scheißegal." Daher müsse man sich als Künstler nun selbst lautstark für Veränderung einsetzen, findet Nash: "Die Musikindustrie hat Angst und die ist berechtigt. Es wird einige Untersuchungen geben. Dinge, die man für unveränderbar hielt, werden sich ändern. Es muss geschehen. Es betrifft ja nicht nur Musiker*innen und Musik, sondern auch die britische Wirtschaft. Und da werden Politiker hellhörig."


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