Details

Mit:
Datum: 26. Oktober 2006
Location: Palladium
Schanzenstraße 40
51063 Köln
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Und die Hölle brach los ...

Review von Bine Jankowski

Und dann bricht die Hölle los. Die Luft zittert unter dem Geschrei tausender Münder, Füße verlieren innerhalb Sekundenbruchteile ihren Kontakt zum Erdreich, Menschen verschmelzen zu einer brodelnden, triefendnassen Masse aus verloren gegangenen Armen und wieder gefundenen animalischen Instinkten. Die Rede ist nicht etwa von unschönen Angelegenheiten wie der Apokalypse, sondern vom Auftritt einer jungen Musikgruppe aus Las Vegas.

Seltsam, auf den vor der Halle verteilten Werbezettelchen schauen die Jungspunde von Panic! At The Disco recht harmlos aus. Mit gepflegten Seitenscheiteln und schwarz angemalten Augen wirken sie sogar irgendwie niedlich. Auch das Publikum, welches sich nun für den Opener Pale im Saal versammelt, macht einen manierlichen Eindruck. Nahezu andächtig lauscht die Konzertgemeinde dem Aachener Rockensemble. In angemessenem Rahmen hüpfen Zuhörer zu der einfühlsamen Indiemusik und spenden den gebührend euphorischen Applaus. Schön.

Als nächstes stiefeln die Vorzeigeschweden von The Sounds auf die Bühne. Sängerin Maja, gekleidet in einem koketten schwarzen Etwas, trällert dem jubelnden Auditorium ihre geballte Rockerseele entgegen und zeigt sich begeistert von der zurückschwappenden Reaktion: "You make me proud!". Zwischenzeitlich aufgelockert durch Backgroundgesang, Saxophonklänge und einer wild auf dem Schlagzeug herumturnenden Maja erlebt das Konzert der Sounds einen gigantischen Ausklang: Gitarrist Felix und Bassist Johan donnern (im Einklang mit Drummer Fredrik) ein Crescendo auf die eingewechselten E-Drums, dass einem Hören und Sehen vergeht. In positiver Weise und saugut.

Die folgende Wartezeit zieht sich wie Kaugummi. Unruhe keimt in der großen Halle auf. Besonders im vorderen Bühnenbereich, da wo die Luft nicht mehr atembar und schon lange flüssig über den Köpfen hängt, entstehen kleine Schubsereien um ein paar Zentimeter Bühnennähe. Ein junger Mann in einem klatschnassen Kapuzenpullover versucht die angespannte Situation durch lockeres Schunkeln zur Pausenmusik zu entschärfen. Zwecklos. Die wartenden Fans schunkeln lieber vor, zurück und gegen ihre Mitmenschen, anstatt im Takt und Händchen haltend. Mädchengekreisch bestimmt zunehmend die Klanglandschaft.
Das Licht geht aus.

Die Hölle bricht los. Ungeachtet der vorab beschriebenen Publikumsmutation betreten Panic! At The Disco in aller Ruhe die Bühnenbretter. In schlichtem Schwarz gekleidet und, was Drummer Spencer und Gitarrist Ryan angeht, kunstvoll mit Schminkbart bzw. Clownsaugen geschmückt, spielen sie ihr Set ohne große Ansagen. Ihr Gemisch aus klassischer Indiemucke, melodiösem Elektrodekor und experimentellen Sounds erfüllt den Saal und bringt die Luft zum Schwingen. Die teilweise von weit her angereisten Fans beherrschen den dazugehörenden Text bis zur letzten Phrase - dabei besonders lautstark die Single "I Write Sins Not Tragedies". Nur bei einem zwischendurch eingestreuten Cover der Smashing Pumpkins wird es still in den größtenteils schulpflichtigen Reihen ...

Nach einer großzügigen Zugabe strömt die vollends durchgerockte Zuhörerschaft an die frische Luft, und tut wieder normale Dinge, wie Bandshirts kaufen, schunkeln und sich mit seinem Nebenmenschen gepflegt über das erlebte Konzert unterhalten. Natürlich nur, wenn einem wegen der kreischenden Mädels (Wie können diese Wesen bei einem solch winzigen Klangkörper bloß derartige Lautstärken produzieren?!) nicht sämtliche Trommelfelle gerissen sind. Panic! At The Disco werden jedenfalls weiterziehen, um das zu tun, was sie am Besten können: Ihrem Namen alle Ehre machen!

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