laut.de-Kritik
Nick Holmes hat einen Bewegungsradius von wenigen Millimetern.
Review von Michael EdeleMit "Paradise Lost" hat die gleichnamige Band aus England zumindest teilweise zu ihren Wurzeln zurück gefunden. Nick Holmes und Greg Mackintosh haben sogar wieder ne Matte auf dem Schädel mit lockeren 600 Nasen im Publikum stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass die Briten einen anständigen Gig bieten.
Zuvor müssen aber zu einer ungewöhnlich frühen Zeit schon Society 1 auf die Bretter. Die Band um Selbstdarsteller Matt Zane passt musikalisch nicht unbedingt ins Programm, kann aber bei den ruhigeren Nummern den ein oder anderen Punkt sammeln. In punkto Energie, ist auf der Bühne einiges los. Mr. Zane himself scheint aber auf das weibliche Publikum eine gewissen Ausstrahlung zu haben, denn eine der Schönheiten verschwindet nach Ende der Hauptband mal schnell mit ihm in den Backstageraum. Man darf gespannt sein, was der nächste Teil von "Backstage Sluts" so bringt.
Orphaned Land aus Israel vermischt viele unterschiedliche Einflüsse und sparen dabei auch den ein oder anderen Gothic-Anklang nicht aus. Natürlich sind es vor allem die orientalischen Klänge, die die Band so außergewöhnlch macht, aber auch die geschlossene Einheit als die sie auftreten, ist beeindruckend. Sänger Kobi Farhi steht im Kaftan auf der Bühne und hat in Keyboarder Eden Rabin und Gitarrist Yossi Saharon zwei Männer, die ihn bestens bei den Vocals unterstützen. Die Herren lassen sich nicht lumpen und bieten auch ein paar Songs vom kommenden Album, jedoch ist nach einer dreiviertel Stunde schon wieder Schluss.
Die Erwartungen an Paradise Lost sind nicht allzu hoch, auch wenn das letzte Album durchaus ok geht. Live waren die Untertanen der Queen noch nie sonderlich überzeugend. Kilometergeld gibt es auch an diesem Abend keines, aber Rhythmusklampfer Aaron Aedy und Basser Stephen Edmondson sieht man den Spaß auf der Bühne deutlich an. Nick Holmes hat wie üblich einen Bewegungsradius von wenigen Millimetern und Melodiemeister Greg Mackintosh versteckt sich größtenteils hinter seiner Matte, bangt aber trotz anhaltender Probleme mit seiner Blinddarmoperation ab und zu heftigst mit. Die Songauswahl konzentriert sich hauptsächlich auf die letzten beiden Scheiben und zum Bedauern vieler, spielen sie keinen einzigen Track von "Icon". Zwar schummeln sich ein, zwei Nummern von "Gothic" und "Draconian Times" rein, aber da Nick sich ja weigert, es von der Stimme her mal wieder richtig krachen zu lassen, fehlt dem Ergebnis etwas der Charme. Drummer Jeff Singer spielt seine Parts souverän und beinahe original, jedoch übernimmt er im Gegensatz zu seinem Voränger nicht noch die Backing Vocals. Diese kommen, genau wie sämtliche Keyboards, vom Band. Nach 90 Minuten, inklusive dreier Zugaben ist Schluss und sowohl Band als auch Publikum scheinen relativ zufrieden zu sein. Schade nur, dass sich keines der Paradise Lost-Mitglieder anschließend vor der Bühne zeigt, wo sich fast alle der anderen beiden Bands inzwischen unters Publikum gemischt haben.