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Mit:
Datum: 15. Dezember 2008
Location:
Hamburg,-Fabrik
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Soul und Blues vom Feinsten.

Review von Artur Schulz

Alte Klasse rostet nicht: Davon konnten sich Fans sämtlicher Altersschichten beim Auftakt von Paul Carracks Dezember-Deutschland-Tour in Hamburgs gut besuchter Fabrik überzeugen.

Als Songwriter und Producer von Acts wie den Eagles, Roxy Music, Pretenders, Genesis ließe es sich gut prunken - doch Carrack hat es als Mann mit Stil und Klasse nicht nötig, den Big Man herauszukehren. Höflich-bescheiden begrüßt er sein erwartungsfrohes Publikum und greift sich gleich sämtliche Herzen mit der dezent groovenden Midtempo-Nummer "Satisfy My Soul".

Der bereits früh angestimmte Klassiker "How Long" aus seligen Ace-Seventies-Zeiten erobert frisch und unverbraucht die Neuzeit. Pauls Setlist-Mix funktioniert prächtig: Lückenbüßer sind nicht auffindbar an diesem Abend. Dafür hat der Künstler ein erlesen zusammengetragenes Repertoire im Gepäck, das unangestrengt zwischen vergangenen Jahrzehnten und dem Heute pendelt. Das gekonnte Jonglieren mit Gestern und Heute beweist vor allem, dass von Meisterhand ausgeführter Soul und Blues einfach eine zeitlose Magie ausüben.

Gut eingespielt zeigt sich Pauls Begleitband. Gerade die Bläsersektion, bestehend aus Trompete und Saxophon, platziert immer wieder kräftige und scharfe Akzente in die Songs. Pauls platinblonde Background-Sängerin mutet in Sachen Haar-Styling auf den ersten Blick wie eine Mixtur aus Transvision Vamp und Sigue Sigue Sputnik an, doch das Entscheidende: Was für eine Stimme! Diese Lady hat den Soul, keine Frage.

Das Cover von "Don't Dream It's Over" (Crowded House) weckt selige Erinnerungen an die ebenfalls glänzend intonierte Paul Young-Version der Achtziger. Die bunt eingestreuten Nummern von Pauls aktuellem Album "I Know That Name" fügen sich bestens in die Klassiker-Rundschau des Abends ein.

Pauls Bühnenaktivität beschränkt sich nicht nur auf den Gesang. Hier ein Griff zur rockenden Gitarre, danach folgen einfühlsame Parts auf dem Piano. Und er entlockt sogar dem oft übel daherkommenden Reggae-Pop absolut unpeinliche Augenblicke.

Als ganz besonderer Zugaben-Bonbon entpuppt sich Marvin Gayes "What's Going On": Carrack ist einer der ganz wenigen Interpreten, bei dem sich dieser Song in wirklich guten Cover-Händen befindet. Carrack arbeitet nicht mit vordergründigen Taschenspieler-Tricks - er ist halt ein echter Zauberer. Der lang anhaltende Schlussapplaus ist somit verdienter Lohn für einen zähen, langlebigen Ausnahme-Künstler.

Und wer nun Appetit bekommen hat auf echtes, gereiftes altes Blues-Schrot und Soul-Korn: Carrack und Band weilen bereits im März 2009 erneut in deutschen Landen.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Paul Carrack

Vielseitig, in der Kollegengunst hoch geschätzt – und vielen Musikfreunden zunächst doch unbekannt: Bei dem am 22. April 1951 im englischen Sheffield …