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Datum: 16. November 2002
Location: Theaterhaus
StuttgartWangen
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

"Aus gegebenem Anlass empfehlen wir den Gebrauch von Ohrenschützern."

Review von Dominik Kraus

Vorfreude allenthalben, endlich, die Queens kommen. Seit Wochen schon fiebert mein halber Freundes- und Bekanntenkreis dem 16.11. entgegen: rein in die Kiste, ab nach Stuttgart-Wangen, Theaterhaus. Am Eingang prangt ein Schild mit der Aufschrift "aus gegebenem Anlass empfehlen wir den Gebrauch von Ohrenschützern". Die aktuelle Scheibe heißt "Songs For The Deaf". Na, dann ist ja alles klar.

Der gegebene Anlass kommt für viele etwas überraschend schon um 21.10 Uhr auf die Bühne, was der Begeisterung im Saal jedoch keinen Abbruch tut. Die Lautstärke ist gleich zu Beginn wie erwartet sehr sehr LAUT. Statt Drum-Ikone Dave Grohl, der noch bei den Festivals im Sommer die Stöcke schwingen durfte, sitzt diesmal Joey Castillo am Kit. Und schon beim ersten Song darf der bei einem locker vom Hocker eingestreuten Drum-Solo zeigen, was er drauf hat und dass wir Grohl die nächsten 1-2 Stunden nicht wirklich vermissen müssen. Jubel. Dann hat Oliveri seinen Auftritt, darf sein "You think ... but I feel like a millionaire" rausrotzen und gleich noch einen hinterher krähen. Jubel.

Es folgt ein etwa 80-minütiger Parforceritt durch die bisherigen drei Alben, bei dem die Queens jedoch nicht stumpf ihre Songs runtergeigen, sondern immer wieder mal variieren, hier einen fünf Minuten Psychedelic-Gitarren-Wahnsinn, dort ein verstecktes neues Lick einstreuen. Josh brilliert an Mikro und Gitarre und die Menge ist unüberhörbar glücklich. Nach etwa 30 Minuten betritt Mark Lanegan die Bühne. Stoisch wie gewohnt, ohne einen Ton zu sagen oder eine überflüssige (sprich: irgendeine) Bewegung tritt er ans Mikro und erhebt sein majestätisches Organ. "Autopilot" entwickelt sich so für mich zu einem der Höhepunkte der Show, Lanegan steht da wie ein düsterer Prediger der reinen Lehre des puren Rock'n'Roll, und aus dem sonst ruhigen Mittelteil wird ein wilder Exkurs in höchste Gitarrensphären.

Lanegan geht, wie er kam. Wortlos. Und weiter geht's mit Josh und Konsorten. Der hat übrigens mittlerweile einen ziemlich sexy Hüftschwung am Start und wackelt, wenn er nicht gerade singt, schön expressiv mit seinem Hinterteil zum Groove seiner eigenen Riffs. Mittlerweile hat der Mixer die Schlagzahl noch ein wenig erhöht, es wird noch lauter, was dem Sound, der eigentlich ganz o.k. ist, nicht unbedingt gut tut. Zwischendurch kriegt Homme noch ein Feuerzeug an den Kopf geworfen und ist kurzzeitig sichtlich genervt, nächste Ansage: "This one goes out to the dickhead who threw the f. lighter on me. Next time I'm gonna come down and kill you." Seis drum. Die Band spielt den gesamten Gig über wie aus einem Guss und wirkt sehr routiniert, teilweise sogar fast ein wenig zu routiniert. Besonders Oliveri habe ich schon agiler und spontaner (ausziehen und so) gesehen.

Am Ende des Sets steht wie eigentlich immer "Lost Art Of Keeping A Secret" und wie eigentlich immer geht die Crowd noch mal voll ab. Sehr viel Jubel. Die Queens lassen sich nicht lange bitten und bringen noch zwei Zugaben. Das letzte Stück des Abends ist zum Glück "Mexicola", nun ist die Sache rund und hat ihren würdigen Abschluss gefunden. Alles in allem ein wirklich überzeugender Auftritt einer einzigartigen Band, auch wenn wir "First It Giveth" und "God Is On The Radio" vermisst haben. Vielleicht beim nächsten Mal. Auch wenn zu befürchten ist, dass dieses nächste Mal in einem (kleinen) Stadion stattfinden könnte.

Noch ein Wort zur Vorband. Millionaire begannen ihr Set bereits Punkt 20.00 Uhr. Tja, leider verpasst. Liebe Veranstalter: 20.00 ist Tagesschau und nicht die passende Uhrzeit, um ein Rockkonzert zu beginnen, Vorband hin, Vorband her! In anderen Städten soll das ja noch krasser gewesen sein, sagt man sich in Druidenkreisen. Stop the madness.

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