laut.de-Kritik
Pure Spielfreude, auch nach jahrzehntelanger Karriere.
Review von Benjamin FuchsGitarrenzaubereien und jede Menge Latin-Rhythmen. Das will der Zuschauer auf einem Santana-Konzert hören - keine Frage. Das weiß auch Carlos selbst und griff in der Kölnarena tief in die Schatzkiste seiner musikalischen Karriere.
Nachdem er bereits sein eigenes Vorprogramm als Gitarrist der Band seines Sohnes Salvador bestritten hatte, kam er zum Hauptteil dennoch höchst entspannt und standesgemäß ganz in weiß gekleidet auf die Bühne.
Auch die Videoprojektionen stimmten in typischer Manier ein: Eine Weltkugel, dazu Tänzer aus Afrika, Bilder aus Südamerika, zum Schluss flatterte die weiße Santana-Taube in Zeitlupe über die Bühne. Dazu ließ der Schamane seine Finger fliegen und zog die Besucher in seinen Bann. Gleichgültig, ob sie hauptsächlich wegen der älteren Songs oder der neueren, nach "Supernatural" gekommen waren. Wenn der Meister loslegt, fällt die Ladeluke offenbar zwangsläufig bis auf Kniehöhe.
Santanas Schallwellen wirkten hypnotisch, erst nach einer halben Stunde erwachte das Publikum wieder aus seiner Trance. Bei den ersten Tönen von "Maria, Maria" feierte es seinen Gitarrero lautstark. Der Song scheint unter den Fans also doch nicht so umstritten zu sein, wie manche annehmen. Dann nahm die Show mit "Black Magic Woman" und "Oye Como Va" weiter ihren Lauf.
Das anfangs verhaltene Lächeln der Musiker auf der Bühne wich bald purer Spielfreude und dem Spaß an der eigenen Musik um. Bei "Corazon Espinado" verstand es Sänger Andy Vargas beispielsweise sowohl das Publikum anzuheizen, als auch zur Seite zu treten, wenn die Zeit dazu gekommen war. Keine leichte Aufgabe für einen Fronter, wenn er nicht der zentrale Mann im Line-Up ist.
Santana brachte in der Kölnarena seine Paul Reed Smith in gewohnt großartiger Manier sanft zum Weinen. Der Sound so weich, dass selbst die höchsten Töne nicht in den Ohren bissen, sondern schmeichelten - schon allein deshalb ein Erlebnis. Man sollte Santana einmal gesehen haben und die Freude mitbekommen, die er trotz langer Karriere-Jahre noch immer auf der Bühneversprüht.