laut.de-Kritik
Sieges Even entwickeln sich zu einer aktiven Liveband.
Review von Michael EdeleMit "Paramount" haben Sieges Even nach ihrem Comeback-Album "The Art Of Navigating ..." gewohnt stark nachgelegt und präsentieren auf Tour nun einige Songs daraus. Im Vorprogramm spielen ihre Kollegen von Dreamscape und wenn dabei ein Gig im altbekannten Colos-Saal rausspringt, ist der laut.de-Redakteur natürlich nicht fern.
Kaum im Venue angekommen, läuft mir auch schon Gitarrist Markus Steffen über den Weg, der sich inzwischen einen ganz schönen Wiener-Schmäh angewöhnt hat. Backstage treffe ich auf den Rest der Band, die den Nachmittag entspannt in der Sauna oder im Schwimmbad verbracht hat. Dort läuft mir auch Ronald Utens über den Weg, mit dem Sänger Arno ja auch bei Bonebag spielt (dort aber als Drummer) und der im Auftrag von Sieges Even alles mit der Kamera festhält. Scheint also eine DVD oder Ähnliches im Anmarsch zu sein.
Dreamscape gehen um neun auf die Bühne und legen ordentlich los. Obwohl sich das Line-Up der Band wieder verändert hat und die jetzige Besetzung bislang noch nicht viel Live-Erfahrung gesammelt hat, gibt es musikalisch nicht viel an der Performance der Münchner auszusetzen. In Sachen Bewegung und Kommunikation mit dem Publikum liegt die Sachen ein wenig anders, denn auch wenn sich Gitarrist Wolfgang sichtlich Mühe gibt und hin und wieder mit Bassist Ralf und Keyboarder David interagiert, ist nicht viel los auf der Bühne. Fronter Mischa macht gesanglich richtig was her, kommuniziert aber nur wenig mit den etwas hüftlahmen Zuschauern und taut erst gegen Ende richtig auf. Nach einer dreiviertel Stunde ist Schluss und zumindest ich bin auf die nächste Scheibe schon sehr gespannt.
Sieges Even laufen nach einer kurzen Umbaupause fast schon still und heimlich auf die Bühne. Ganz ohne Intro steht das Quartett auf einmal da und geht mit dem Opener von "Paramount" in die Vollen. Arno hatte zwar schon Andeutungen in diese Richtung gemacht, aber es scheint tatsächlich so, als würde Basser Oli seit neuestem Kilometergeld bekommen. Nicht, dass er jetzt von einem Eck ins andere flitzt, aber der Mann ist doch ständig in Bewegung und muss entsprechend oft seinen Kabelsalat neu ordnen. Man sieht Sieges Even den Spaß auf der Bühne zu jederzeit an, auch wenn Gitarrist Markus nach wie vor der Ruhepol ist und sich auf sein Gitarrespiel konzentriert. Immerhin dreht er sich inzwischen schon in drei, von vier Himmelsrichtungen und spielt - genau wie der Rest der Band - einmal mehr auf überirdischem Niveau. Allerdings könnte sich auch Arno vielleicht mehr als zwei Meter vom Mikroständer wegbewegen. Das Publikum verhält sich zwar (bis auf den Applaus) weitgehend zurückhaltend, als Arno aber um gesangliche Unterstürzung bittet, stehen ihm doch einige zur Seite. Manch einer mag vielleicht ein wenig irritiert sein, dass die Backings vom Band kamen. Laut Arno arbeiten sie schon daran, dass die in Zukunft vielleicht sogar von der Band selbst kommen. Mal sehen, ob Arno aus den Holzwarth-Brüdern noch ein paar passable Sänger macht. Nach etwa 100 Minuten gehen Sieges Even endgültig von der Bühne und lassen sichtlich zufriedene Fans zurück.
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