laut.de-Kritik
Wummernde Bässe und Pogotänze - ein absoluter Live-Exzess.
Review von Kathrin FinkEine Frau mit Gitarre steht einsam auf der Bühne und haut in die Saiten, dass die Wände zittern. Nach einer halben Stunde stöpselt sie ihr Instrument aus und fängt an, eigenhändig das Equipment zusammen zu räumen. Nein, keine Angst - Soulwax haben sich nicht zu einer One-Woman-Show entwickelt, dies war lediglich der sehr Karaoke-inspirierte Auftritt der Vorgruppe (Vorfrau) Punk Sugar. Die Kölnerin gab sich Mühe (hatte man zumindest das Gefühl), doch sie konnte das Publikum nicht wirklich überzeugen.
Es gab ein paar "Soulwax"- und "Hoffentlich war das jetzt das letzte Stück"-Rufe, die sie ziemlich gut wegzustecken schien. Schließlich endete auch sie: "Ich freue mich auf Soulwax, ihr hoffentlich auch." 45 Minuten später - das Licht geht an - der Bühneneingang auf, und Soulwax stehen auf der stickigen und verrauchten Abart-Bühne. Vom ersten Moment an ist die Hölle los. Dem Drummer fliegen die Arme um den Kopf, der Mann am Mischpult lässt zornige Elektrobeats durch den Raum fliegen und der Sänger singt bzw. schreit sich vom ersten Moment an die Seele aus dem Leib. Zu Tracks wie "Any Minute Now" und "NY Excuse" kann man die Füße fast nicht auf dem Boden halten. Knallharte Rhythmen und ausgetüftelte Songstrukturen erinnern daran, dass Soulwax ursprünglich ein DJ-Gespann war, machen aber auch klar, dass sie nicht nur an irgendwelchen Computern rumbasteln, sondern in erster Linie eine absolut geile Live-Band sind.
Nach etwa dem fünften Song sackt meiner Meinung nach die Spannung (für Soulwax-Verhältnisse) etwas ab. Ruhigere Stücke wie "Slowdance" und "A Ballad To Forget" erwecken den Eindruck, das Konzert sei jetzt langsam zu Ende. Doch Soulwax rocken solide weiter und verwandeln das eh schon heiß gelaufene Abart in eine einzige Durststrecke. Nach ein paar gekippten Mineralwassern geht es mir wieder besser und die belgischen Herren begeben sich zur mittlerweile vierten Zugabe auf die Bühne.
"Too Many DJ's" vom letzten Album lässt die Zuschauer in unüberschaubare Pogo-Tänze ausbrechen, bevor mit dem Spruch: "Zurich, you've been the best so far", der Vorhang endgültig fällt. Die ausgelaugten Konzertbesucher strömen langsam auf die nassen Straßen hinaus - was bleibt, sind progressive Rhythmen in den Beinen, wummernde Bässe in den Ohren und ein absoluter Live-Exzess im Gedächtnis.