laut.de-Kritik
Bevor Bullet For My Valentine ins Bett mussten, rockten sie ordentlich die Halle.
Review von Michael EdeleMit "Scream Aim Fire" haben Bullet For My Valentine ihr zweites Album vorgelegt, das - wie erwartet - eher zwiespältige Reaktionen hervorruft. Dass die Band einen feuchten Dreck auf die Missgunst gibt, erklärt sich wohl von selbst in Anbetracht des Fanauflaufs vor dem Schlachthof.
Allerdings sei der Fairness halber erwähnt, dass nicht wenige Besucher auch wegen Still Remains gekommen sind. Da sich Skindred-Drummer Arya vor ein paar Tagen eine schwerere Kopfverletzung zugezogen hat, muss die Band aus Detroit als erstes um Punkt sieben auf die Bühne. Erstaunlicherweise ist der Schlachthof um die Zeit schon rappelvoll. Spandexhosen-Träger Ben Schauland (Keys) und Drummer Bone stehen also schon einer jubelnden und drängelnden Meute gegenüber, als sie zu zweit den Reigen eröffnen, bis kurz darauf die Restbesatzung von Still Remains nachfolgt.
Die legen echte Spielfreude an den Tag. Vor allem Klampfer Jordan Whelan zeigt schnell, dass er ein ganz Großer in Sachen Posertum ist. Von seiner Gitarre gibt es allerdings meist nur in den Solopassagen wirklich etwas zu hören, da der Mann am Mischpult vorwiegend die Liebe für Keyboardsounds entdeckt hat. Was die jugendliche Zuhörerschaft allerdings kaum stört.
Auch am Gesang gibt es wenig auszusetzen: Fronter TJ Miller und Gitarrist Mike Church harmonieren wirklich verdammt gut miteinander. Das sieht das Publikum genauso, und TJs Wall Of Death-Versuch klappt zumindest in der Theorie ganz hervorragend. Still Remains verabschieden sich jedenfalls mit Zugabe-Rufen und einem ganzen Saal gereckter Fäuste von der Stage.
Ein schwerer Stand somit für Bullet For My Valentine? Nicht wirklich, schließlich wissen die vier Waliser genauso gut wie das Publikum, wer sich hier Headliner und Act der Stunde schimpft. Den Trick mit der weißen Leinwand, die noch vor dem Umbau auf der Bühne vor den Fans hochgezogen wird, mögen sie sich bei Linkin Park abgeschaut haben.
Zum Intro wird das überdimensionale Betttuch angestrahlt, und als sich die Silhouette von Fronter Matt abzeichnet, gibt es in der Halle kein Halten mehr. Während auf RTL gerade einmal mehr das Volk mit DSDS verblödet wird (wie haben gerade mal 20:15), geht auf der Bühne der Punk ab, als Bullet For My Valentine den neuesten Titeltrack ins dankbare Publikum schroten.
Auch beim Headliner stehen die Gesangseinlagen relativ sicher - der Wechsel zwischen Matts melodischer Stimme und den Shouts von Basser Jay geht auf. Die jungen Fans zeigen sich recht textsicher und singen jeden Chorus mit. Die Menge an Crowdsurfern hält sich zwar in Grenzen, aber sowas versaut einem ja auch den ein oder anderen fiesen Scheitel.
Bei den balladesken Stücken kommen die Mädels in der ersten Reihe mit dem Schmachten kaum hinterher, die Michals Soli haben ebenfalls das richtige Feeling, und wenn's drauf ankommt, können die Jungs ja auch richtig schön vorwärtspreschen. Um halb zehn ist die ganze Chose jedoch auch schon wieder vorbei - so richtig Rock'n'Roll ist das nicht...
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