laut.de-Kritik
Die Kanadier schrauben die Rübe nicht einfach nur ab, sie lassen sie explodieren.
Review von Michael EdeleOk, viele von uns (da schließe ich mich nicht aus) müssen auch am Freitag aufstehen und was arbeiten. Die Angewohnheit, die erste Band schon vor acht auf die Bühne zu schicken, ist also wohl ein schlechter Witz. So kommt es, dass ich die erste Band, die laut Zeugenaussagen eine technisch hochklassigen Gig bietet und verstärkt an die alten Soilwork erinnert, komplett verpasse.
Auch von End Of Days bekomme ich leider nur ein paar Songs mit, bei denen die Band um John Tardy-Soundalike Kevin Otto jedoch ganz gut überzeugt. Kevin ist stets in Bewegung und brüllt seine Shouts souverän ins gut aufgelegte Publikum. Der Rest der Band könnte sich ein wenig ein Beispiel an ihrem Sänger nehmen, denn sie steht meist nur etwas planlos in der Gegend rum, anstatt mal kräftig über die Bretter zu fegen. Am mörderischen Sound der Songs ändert das natürlich nichts, und der Applaus am Ende des Gigs war gerechtfertigt.
Aber eigentlich waren wir alle doch nur wegen einer einzigen Band vor Ort, die um kurz nach zehn auch die Bühne betritt. Devin Townsend und seine Jungs treten ins Rampenlicht, lassen ein kurzes Intro ertönen und entfachen mit "Imperial" ein absolutes Inferno. Devin zieht eine fiese Grimasse nach der anderen, schreit, singt und keift sich durch den Set, lässt den Haarkranz fliegen und zockt nebenher noch locker seine Klampfe. Basser Byron Strout hält sich meist vornehm im Hintergrund und schaut nur selten mal unter seiner blonden Mähne vor. Auch Jed Simon kommt eigentlich nur für seine kurzen Backing Vocals an den vorderen Bühnenrand und bleibt sonst meist in Höhe des Keyboarders. Die coolste Sau neben Zaphod Beeblebrox ist der Kerl sowieso, auch wenn ihm Drumtier Gene Hoghlan gelegentlich Konkurrenz macht. Der Kerl parkt wieder nur in seinem Schlagzeug und legt Geschwindigkeiten vor, die in keinen Drumcomputer passen. Dabei spielt der Mensch exakt wie ein Uhrwerk und sieht so entspannt aus, als ob er im Sonnenstuhl auf einer Kreuzfahrt sitzt.
Disaster Area mögen die lauteste Band des Universums sein, Strapping Young Lad sind die extremste! "Skeksis", "Love", "Shitstorm" und als Zugabe "D-Tox" schrauben die Rübe nicht einfach nur ab, sie lassen sie explodieren. Obwohl Devin stimmlich etwas angeschlagen ist, und ein paar mal der Saft auf seiner Klampfe und Byrons Bass fehlt, bringt die Band beinahe die selbe Power wie auf Tonkonserve rüber. Sollte wirklich noch jemand bezweifeln, dass Genie und Wahnsinn dicht beieinander liegen, gebt euch die Kanadier live und ihr werdet es besser wissen. Wer sich mit den Worten: "Good bye, we are Strapping Young Lad from Canada and you're not", verabschiedet, muss doch einen an der Klatsche haben. Fucking hell!