laut.de-Kritik
Die Heartbreak Engines gewannen einige neue Fans hinzu.
Review von Michael EdeleWie schon ein Jahr zuvor, ist auch auf der diesjährigen Popkomm das SO 36 meine bevorzugte Anlaufstelle, um den Abend musikalisch ausklingen zu lassen. Vor allem nachdem klar war, dass die Heartbreak Engines dort ihr neues Album "Love Murder Blues" präsentieren würden, wusste ich, wer mal wieder die laut.de-Fahne des guten Geschmacks hochhalten musste. (Is klar Eddy! Anm. der Red.)
Als kurz nach neun die erste Band Ski King die Bühne betritt, ist der Laden erst etwas über die Hälfte gefüllt. Vor dem Publikum steht ein Kerl in einer Mischung aus Elvis-Klamotten und einem Trainingsanzug, mit tätowierten Kotletten und einer schnieken Tolle. Rechts im Bühnenhintergrund sitzt eine ebenfalls schwerstens tattowierte Dame (seine Frau) vor einem Notebook, drückt auf Enter und los geht der 50er/60er Karaoke-Abend. Den Hüftschwung des wahren Kings hat unser Mann auf der Bühne zwar nicht so raus, aber die Stimme des Kerls kann sich schon hören lassen. Elvis, Buddy Holly, und diverse andere Sänger aus der Zeit der geschmalzten Tolle kommen zu Ehren, ehe der Ski King von der Bühne swingt und Platz für die Heartbreak Engines macht.
Die legen gleich vom ersten Ton an gut los und auch wenn die anwesenden Gäste mit dem neuen Material nicht unbedingt vertraut zu sein scheinen, gehen sie doch nach einer kurzen Auftauphase richtig gut mit. Trotz des Jugend der Band geben sie sich auf der Bühne sehr routiniert und bieten einen ziemlich geilen Gig. Allen voran natürlich Contra-Basser Grischa, der sein Instrument in allen möglichen und unmöglichen Situationen zupft. Sitzend, liegend, auf dem Kopf, drauf stehend, das volle Programm eben. Klampfer Syd zockt ein paar coole Soli und sein Kollege Dan und Drummer Rocco runden das musikalische Fundament gekonnt ab. Der Sound ist zwar nicht ganz optimal, aber davon lassen sich die Jungs nicht abhalten und bieten eine schweißtreibende Show.
Während der Umbaupause gibt der Ski King noch einmal ein paar seiner Songs zum besten und überzeugt nach und nach auch die wenigen anwesenden Skeptiker. Dann ist es Zeit für Deadline aus London, die mit ihrer Frontlady Liz einen anständige Hardcore Sound fahren. Nicht alle im SO 36 zeigen sich von ihrem Material begeistert, aber vor der Bühne geht es rund. Deadline bieten eine gute und souveräne Performance. Liz ist nicht nur optisch der Blickfang, sondern verfügt auch über eine interessante Stimme, die irgendwo zwischen singen und schreien liegt. Da sie erst kürzlich auch Teil der Where The Bad Boys Rock-Tour waren, haben sie in Berlin noch eine große Anzahl an Freunden.
Ein letztes Mal entert der Ski King die Bühne und zeigt, dass er nicht nur als Crooner bestehen kann. Um auf die folgenden The Bones richtig einzustimmen, röhrt der Mann sogar Motörheads "Ace Of Spades" auf's kernigste ins Micro. Abgang Ski King, Aufmarsch The Bones, Streik der Kamera, FUCK! Vom fluchenden Laut-Redakteur unbeeindruckt, ziehen die vier Schweden ihre Show durch und sind dabei noch besser und intensiver, als vor ein paar Wochen auf dem Summer Breeze. Mit diesem Sound muss man einfach in einem Club auf einer Bühne spielen, in dem das Publikum auf Tuchfühlung gehen kann. Seltsamerweise sucht man nach Stagedivern vergeblich, was die Party aber nicht weniger gelungen macht. Beef hält seinen Fleischklops wie immer in der linken Bühnenecke, Andi Nero trägt seinen Cowboyhut durch die Gegend und Bones schreit seine Partylyrics ins Volk. Viel zu schnell ist der Abend aber vorbei und es geht ins nah gelegene Wild At Heart, wo schon die nächste Rockabilly Band auf der Bühne steht. Betty Page forever!