20. April 2005
"Ich könnte mich als Erzähler oder Songwriter durchschlagen"
Interview geführt von Michael EdeleHey Eddy, wie geht's dir denn so. Schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Die Worte "schön" und "Gesicht" höre ich im Zusammenhang mit mir eher selten, aber ich freu mich auch dich zu sehen. Wie läuft die Tour denn bisher?
Absolut fantastisch! Das Album verkauft sich gut, in den USA sogar hervorragend, womit eigentlich niemand gerechnet hat. Ich am wenigsten. Wir müssen wohl irgendwas richtig gemacht haben auf "Matter & Form".
In unserem letzten Interview haben wir uns auch über Charts unterhalten. Wie siehts da in Bezug auf "Matter & Form" aus?
Ach, da lief wieder einiges schief, weil viele der großen Musikläden die CD erst eine Woche nach dem Release in ihren Regalen hatten. Irgendwas hat mit der Belieferung nicht geklappt, aber dennoch sind wir auf Platz 38 in die Charts gekommen, was nicht wirklich schlecht ist. Aber das war noch lange nicht das einzige, was schief lief und mich mächtig angepisst hat. Wir haben die Europa Tour so gebucht, dass wie mindestens eine Woche Pause hatten, bevor es auf die US Tour geht. Also musste das Veröffentlichungsdatum so gelegt werden, dass es sowohl für Europa, als auch für Amerika schon vor der Tour erhältlich ist. Eine Booking Firma wollte uns für ein Festival in den USA für Anfang Mai, weshalb wir die Europa Tour auf Anfang April angesetzt haben und das VÖ Datum ebenso. In Amerika müssen sie das Album immer zweieinhalb Monate vor Erscheinen haben, frag mich nicht warum. Also mussten wir uns beinahe ein Bein ausreißen für 'ne Sache, die im Endeffekt gar nicht hingehauen hat, weil wir für das Festival nicht gebucht wurden. Aber wir haben eigentlich kein Problem damit für ein Album zu touren, dass noch gar nicht erhältlich ist. Das haben wir schon so oft getan und es hat immer funktioniert. Auf dieser Tour gibt es nun einen Unterschied und zwar den, dass die Leute unsere neuen Lieder mitsingen und sie auch weitersingen, wenn wir schon von der Bühne gehen. Das ist mir auf dieser Tour zum ersten Mal passiert. Wir sind von der Bühne gegangen und haben Backstage gehört, wie sie "Perpetual" gesungen haben. Das ist sowieso ein Song, von dem ich mir alles andere als sicher war, dass die Leute ihn akzeptieren und verstehen. Ich hab in letzter Zeit eine Menge Gitarrenmusik gehört und ich war gespannt, ob die Leute offen genug sind, sich auch auf so eine Art Indie-Poprock, oder Indie-Punk einzulassen. Aber das war überhaupt kein Problem und das finde ich großartig.
Ich muss gestehen, dass ich wirklich erstaunt war das Album auch zum angekündigten Zeitpunkt in den Händen zu halten. Die DVD wurde ja ungefähr 83 mal verschoben.
Oh, hör bloß auf, das war eine Geschichte. Die Firma, mit der wir gearbeitet haben ist voll gefloppt und wir mussten uns eine andere suchen. Dann gab es noch Probleme mit der GEMA, mit allem Möglichen und Unmöglichen. Manchmal glaube ich echt, dass ich das Chaos anziehe, aber was soll's, hahaha. Letztendlich kam die DVD wohl zum richtigen Zeitpunkt raus. Sie erschien zwar sieben Monate später als geplant, aber bis dahin wusste schon jeder von dieser DVD und war heiß drauf sie zu bekommen. Diese mysteriöse, geheimnisvolle DVD auf die man so lange warten musste. Jeder wollte wissen, was da denn jetzt so Tolles drauf ist, dass das so lange dauert, hahaha.
Ihr habt dieses Mal mit einem Produzenten gearbeitet?
Ja und das war eine sehr sinnvolle Sache. Es war sehr entspannend für mich einfach jemandem zu sagen: "Hey ich will, dass das so klingt und hier diese Stimmung auftaucht". Auf der anderen Seite hat er mir auch geholfen, dass ich mich nicht in irgendwelchen Kleinigkeiten verrenne und zu lange damit aufhalte. Wir hatten eine Menge Spaß und hätten noch neun Monate weiter produzieren können. Wir hatten letztendlich an die 30 Songs, von denen es nur elf aufs Album geschafft haben. Kann gut sein, dass nächstes Jahr schon ein neues VNV Nation Album erscheint. Wir haben auf jeden Fall tonnenweise B-Side Tracks. Für die Single "Homeward" hab ich schon jede Menge Ideen.
Dann versteh ich umso weniger, warum ihr fünf instrumentale Nummern auf dem Album habt.
Was geht eigentlich ab? Jeder hackt darauf rum, dass wir so viele instrumentale Stücke auf "Matter & Form" hätten. Wir hatten auf jedem Album einige Instrumentals, auch auf "Futureperfect" waren es vier. Ich mag das einfach, denn ich bin nicht der Meinung, dass Musik eine Stimme benötigt, um eine Botschaft zu vermitteln. Ich liebe Soundtracks und dafür brauchst du einfach keinen Gesang. Ich habe letztendlich aus einer Liste von 16 Songs ausgewählt, welche Tracks auf der Scheibe landen. Einer der Songs die es nicht geschafft haben heißt "Suffer" und einer unserer Live-Keyboarder hat mitbekommen, dass ich diese Nummer nicht verwenden will und er fragte mich: "Hast du eigentlich 'nen Schatten? Der Song ist doch großartig, der muss auf die Scheibe!" Ich sagte nur: "Nein". Jedes Album hat für mich ein Konzept und diese Breaks und die EBM oder Techno-lastigen Nummern sind unbedingt notwendig.
Wenn du schon von Soundtracks sprichst, ich denke dass man bei Soundtracks keinen Gesang benötigt, weil einfach eine bestimmte Atmosphäre schon allein durch die großartige und opulente Musik erzeugt wird. Bei diesen Techno-Nummern kommen zumindest bei mir keine großen Emotionen bei rum.
Bei mir auf jeden Fall schon und ich weiß auch, dass Mark sehr auf "Lightwave" steht und mir geht es ebenso. Ich mag einfach diese Goa und EBM Sachen und das ist wohl so eine Art Tribut an meine Vergangenheit. Ich kann einfach kein Album mit zehn Songs machen, in denen überall Gesang auftaucht. Das wäre für mich wie ein kommerzielles Songwriteralbum. Ich hab ein paar richtig starke Songs auf diesem Album geschrieben und ich habe gemerkt, dass ich ein wirklich guter Songwriter sein kann, wenn ich das tatsächlich will, aber ich will einfach nicht einer dieser perfekten, kleinen, sauberen, kommerziellen Acts sein. Ich brauche diese Abwechslung, denn gerade dadurch passen die Sachen für mich zusammen. Das ist genauso, wie wenn du heutzutage in irgendwelche Clubs gehst, wo die DJs den selben Scheiß immer wieder spielen und es einfach keine große, stilistische Abwechslung mehr gibt. Diese Abwechslung war und ist für VNV Nation aber unersetzlich. Auf der einen Seite steh ich sehr auf Dark Ambience Sounds oder auch Sachen wie Sigur Rós, auf der anderen Seite mag ich aber auch Künstler wie Death In Vegas sehr. Ich kenne Leute, die lieben "Lightwave" über alles, können aber mit dem Rest nichts anfangen und genauso gibt es Leute wie dich, bei denen es ungekehrt ist. Das hat doch auch was für sich. Zum Beispiel hat mir neulich einer gesagt, dass er "Endless Skies" total Scheiße findet. Er meinte, das würde ihn an einen Song von ... äh, verdammt wie hieß der noch mal. Irgendein teuflisch schlechter Künstler und es war einfach offensichtlich, dass der Kerl nicht mal wusste worüber er da spricht.
Auch wenn eine größtmögliche Abwechslung schon immer ein wichtiger Faktor war, so hat sich euer Sound doch merklich verändert.
Auf jeden Fall. Wir haben uns ein gutes Stück von dem ganzen Trance Zeug entfernt. "Futureperfect" war sowas wie der Sargnagel für dieses Genre und das ist auch ganz gut so, denn inzwischen kann ich so einen Kram nicht mehr hören. It annoys the shit out of me! Das ist aber auch ein großes Problem der Szene, denn es gibt immer noch zu viele Leute, die eine feste Vorstellung davon haben, wie ein Lied oder eine CD klingen müssen und das ist mir einfach zu langweilig. Deswegen brauche ich ein Stück wie "Chrome". Wenn der Song ein paar bpm mehr hätte, könnte das ein Ramones Song sein. Glaub mir, wir haben das tatsächlich ausprobiert, hahaha. Wir haben es auf 150 bpm hochgefahren und es mit ner Gitarre gespielt, das war großartig!
Der Song klingt auch sehr wütend, meiner Meinung nach.
Das ist er auch in gewisser Art. Auf "Futerperfect" hab ich mir textlich die Welt betrachtet und gesagt: "Ich mag diese Scheißwelt um mich herum nicht. Wir müssen was daran ändern." "Matter & Form" ist etwas mehr auf Personen und mich selbst bezogen. Bisher war ich immer der Meinung, dass mit mir soweit alles in Ordnung ist und nicht ich mich ändern muss, sonder die anderen, hahaha. Aber inzwischen geh ich damit doch etwas differenzierter um. Ein Song wie "Endless Skies" dreht sich um Menschen, die ihr ganzes Leben nur rennend verbringen, ohne sich einfach mal die Zeit zu nehmen, anzuhalten und etwas Schönes nur zu betrachten und zu bewundern. Ich war in New Mexico und bin da aus dem Bus ausgestiegen. Auf der eine Seite des Busses war so ein indianischer Touristenstand aber auf der anderen Seite stand ich plötzlich vor dem größten, verdammten Himmel den ich je in meine Leben gesehen hatte. Die Farben und der endlose Horizont, das war absolut unglaublich! Ich stand einfach nur da und dachte: "Verdammt, ich liebe das." Verstehst du, diesen Himmel gibt es jeden verdammten Tag irgendwo zu sehen, aber kaum einer ist sich dessen bewusst. Ich habe durch das Schreiben der Texte sehr viel gelernt, vor allem über mich, aber auch über das Musikmachen selbst.
Eine Sache die mich schon immer interessiert hat ist: Du schreibst die Musik und deine Texte doch eigentlich komplett allein. Wie wichtig ist Mark für VNV Nation?
Oh, sehr wichtig. Er war Anfangs nur als Live-Drummer dabei, wurde aber schnell ein festes Mitglied und ich brauche einfach seine Präsenz. Wir reden viel über die Songs. Die Chemie zwischen uns ist einfach perfekt und bei der Entwicklung der Songs sehr wichtig. Er ist ein wichtiges, psychologisches Mitglied der Band, denn ich hab ihn immer im Hinterkopf, wenn ich Songs schreibe. Ich weiß, was er mag und was nicht, und das beachte ich, wenn ich für VNV Nation schreibe. Würde ich ein Solo-Album machen, würden seine Vorlieben und Abneigungen keine Rolle für mich spielen. Ich brauche Mark definitiv in dieser Band um mich auf einer gewissen Linie und fokussiert zu halten. Ich habe jede Menge Stücke, die sich für ein Solo-Projekt eignen, das ich sehr gern machen will. Diese Sachen unterscheiden sich dann auch deutlich von VNV Nation. Ich habe ein paar Sachen in der Hinterhand, die sich auf zehn Geschichten stützen, die ich mit Leuten erlebt habe, die ich irgendwo getroffen habe. Eine z.B. handelt von einer Frau, die ich um vier Uhr Morgens in einem Truck Stop in Amerika traf. Ich bin da rein, um einen Kaffee zu trinken, da der Bus für 'ne halbe Stunde Pause machte. Ich traf da diese Frau und ich liebe es einfach wildfremde Menschen zu fragen, was in ihrem Leben so passiert. Die Frau erzählte mir dann, dass sie von ihrem Mann weggelaufen ist, der sie missbraucht und geschlagen hat und mit dem sie ein Kind hat. Bei ihrer ganzen Geschichte sprach sie aber mit einer Gleichgültigkeit und Ergebenheit der du angemerkt hast, das dieser Frau einfach schon zu viel angetan wurde. Sie war innerlich tot und abgestumpft. Ich habe dann genau darüber mit ihr gesprochen und versucht, ihr mit ein paar Erlebnissen aus meinem Leben zu helfen. Das faszinierendste daran war aber, wie diese Frau schon beinahe poetisch ihr Leben, ihre Träume und Wünsche beschrieben hat. Das war unglaublich und in dieser Art sind auch die anderen neun Geschichten aufgebaut. Ich glaube du solltest präzisere Fragen stellen, sonst laber ich dir hier vier Stunden lang auf’s Band.
Kein Problem, sprich einfach ins Micro, ich mach mir so lang was zu essen.
So siehst du aus, hahaha. Aber als ich mich mit diesen Geschichte befasst habe, dachte ich mir auch, dass ich damit meine Zukunft verbringen könnte. Die Songs schrieben sich beinahe selber und diese Menschen inspirierten mich ungemein. Ich könnte mich als Geschichtenerzähler oder Songwriter durchschlagen, immerhin kann ich so gut wie nie die Klappe halten, hahaha.
Schon mal daran gedacht, in der Art von Henry Rollins oder Danko Jones ein paar Spoken Word Performances zu machen?
Das mach ich in Amerika schon. Naja, es ist ein Teil der Show und so in etwa 'ne halbe Stunde lang. Das ist alles immer spontan und nicht geplant. Es macht aber einen Höllenspaß, und ich bringe das Publikum zum Lachen, schaffe es, dass sie auf bestimmte Dinge wütend werden, über andere nachdenken, usw. Das ist schon faszinierend, wenn man spontan einen Einwurf aus den Publikum aufgreift und den Faden einfach weiterspinnt. Das ist in Deutschland nur verdammt schwierig, wegen der Sprachbarriere.
Du hast mit Anachron Sounds dein eigenes Label. Denkst du, dass sich dadurch mehr Vor- oder Nachteile ergeben? Hast du mehr Stress oder vereinfacht es ein paar Sachen?
Es ist definitiv mehr Stress, vor allem jetzt, wo das Album raus ist und ich mich um alles kümmern muss. Ich hatte jemanden, der mir bei der Arbeit geholfen hat, aber derjenige hat Hamburg aus persönlichen Gründen verlassen. Das kam natürlich wieder zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt aber letztendlich bin ich ganz froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Immerhin dreht es sich dabei um meine Musik, um meine Worte, mein Herzblut und ich möchte, dass das mit der entsprechenden Hingabe vermarktet wird und das wird kaum jemand so gut machen, wie du selbst. So seltsam das ist, aber seit ich diese Entscheidung getroffen habe, sind mir tatsächlich immer wieder ein paar Menschen begegnet, die eine ähnliche Leidenschaft für die Produkte an den Tag legen, die sie vermarkten, wie ich mir das für VNV Nation wünsche. Es ist auch eine gewisse Art von Kunst, ein Produkt entsprechend zu vermarkten und mit diesen Leuten will ich in Zukunft auch zusammen arbeiten. Auf der einen Seite ist es also verdammt stressig, wenn du dich um alles selber kümmern musst, auf der anderen Seite will ich die Freiheiten dabei einfach nicht mehr missen. Ich will mir einfach von keinem Label und auch sonst niemanden vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen habe. Was hat ein verdammter A&R Manager schon für eine Ahnung davon, wie deine Musik zu klingen hat? Was soll der Scheiß? Ich kenne ein paar Bands aus unserer Richtung, die zu einem Major Label gewechselt sind und ihnen wurde jeden Tag erzählt: "Hey ihr seid die verdammt beste Band dieser Welt. Die Songs werden alle auf Platz 1 gehen". Das ist toll wenn jemand an dich glaubt, aber dann doch bitte in einem realisierbaren und realistischen Rahmen. Im Endeffekt haben die alle ihren Deal wieder verloren, weil es den Labels nur darum geht, Geld zu machen. Die Leidenschaft für die Musik fehlt einfach. Alles in allem bin also schon glücklich mit der Situation. Wenn es mir nur darum gehen würde Geld zu verdienen, dann könnte ich auch irgendwelche Scheiß-Pop Songs machen. Dann wäre ich der Dieter Bohlen der Elektro Mucke, hahaha.
Das wollen wir doch wenn möglich vermeiden.
Kein Problem, außerdem fehlen mit die Haare um das glaubwürdig rüberzubringen, hahaha.
Ich kann dir ein paar leihen, wenn du magst. Willst du eigentlich auch andere Bands auf dein Label holen?
Wenn die Zeit es erlaubt, auf jeden Fall. Ich kenne ein paar Künstler, die ein enormes Potential haben, das aber noch nicht ganz ausgereift ist. Es wäre großartig sie dabei unterstützen zu können und ihnen eine gewisse Richtlinie zu geben. Das möchte ich irgendwann in Zukunft auch machen, aber momentan ist das alles eine Zeitfrage. Es ist aber auch einfach so, dass es so viele gute Bands gibt, die es alle irgendwie verdient hätten, gehört zu werden, aber das funktioniert eben nicht. Das ist auch teilweise die Schuld der DJs, die immer wieder die gleichen Sache spielen und sich dabei dann auf die großen Namen konzentrieren. Gerade in so einer Position hast du doch die Chance, jungen Bands dem Publikum vorzustellen, warum nehmen das so wenige war? Keiner ist mehr bereit, ein Risiko einzugehen, sie wollen nur die Tanzflächen durchgehend gefüllt halten.
Das ist im Radio oder im Fernsehen doch nicht anders.
Da hast du Recht, aber ist doch traurig. Ich bin es einfach leid in irgendwelche Clubs zu gehen und immer wieder dieselben, alten Song zu hören. Deswegen versuche ich, wenn ich selber irgendwo auflege, das Material so variabel wie möglich zu halten.
Auf eurer Homepage kann man sich ne Remix-Version von "Cold" mit dem freundlichen Hinweis darunter: "Dieser Remix beinhaltet hochgradig zensiertes Material der Erwachsenenunterhaltung und sollte von Erwachsenen mit hoher Lautstärke gehört werden."
Ja und genau das tun sie auch, hahaha. In den USA wurde das Ding wie blöd heruntergeladen. Das war nur so 'ne Spaßnummer, die ich mit meinem alten Mitbewohner aufgegriffen habe. Der ist House-DJ und wir haben das nur aus Spaß gemacht. Das ganze hatte seinen Ursprung in einer Band, die ich mit drei Freunden gründen wollte. Wir waren damals alle Single und wollten ne Punk Band mit dem Namen My Imaginary Girlfriend gründen. Das lag daran, dass wir ab und zu zusammen saßen, tranken und uns gegenseitig unsere imaginären Freundinnen vorstellten. Wir haben dann ein paar Sachen angefangen und es kam natürlich nur Blödsinn dabei raus. Das war sozusagen die Grundlage, für diese Remix-Version. Wir haben das Teil dann online gestellt und ich finde es nach wie vor witzig. VNV Nation haben sonst immer einen sehr ernsten Hintergrund, aber wir wollten zeigen, dass wir auch Humor haben.
Aha, das Teil klingt für mich ein bisschen nach 'nem Soundtrack zu einem Homeporno.
Jahaha, da hast du schon recht, aber wir haben ja mit den allmächtigen Beeps gearbeitet, hahaha. Wir haben die Dinger aber so kurz wie möglich gehalten, so dass du immer genau weißt, was gesagt wird, es aber nicht exakt hörst. Das macht es für mich nur noch witziger, weil wir es selbst zensiert haben, aber eigentlich vollkommen umsonst. Die Messsage kommt definitiv rüber. Aber das hält uns juristisch natürlich den Rücken frei, hehe. In der ersten Woche hatten wir schon beinahe 1.600 Downloads, das war echt der Hammer. Wir hatten auch dazu geschrieben, dass sie das Teil auf CD brennen und ihrem DJ in die Hand drücken sollen. Daraufhin haben mich mehrere DJs angeschrieben und gesagt: "Ihr Bastarde, mir werden am Abend 15 CDs mit dem Remix in die Hand gedrückt, damit wir den Scheiß-Song spielen." Das Teil wurde ein richtiger Hit in den Staaten.
Da gibt es immer noch 'ne Sache, für die ich dich hasse. Erinnerst du dich noch daran, wie du mich im letzten Interview wegen den Festivals und Weihnachten verarscht hast?
(liest kurz den Teil durch und lacht sich dann halb schlapp) Öh, ok, das nimmst du mir doch nicht übel, oder. Du bist viel größer und stärker als ich, hahaha.
Quatsch, Mann, ich bin doch jedes Mal froh mich mit Leuten zu unterhalten, die einen ähnlichen Humor wie ich haben.
Das geht mir genauso. Ich nehme das, was ich mache sehr ernst, aber ich muss auch meinen Spaß haben. Ich kann es nicht leiden, wie manche Leute alles zu ernst nehmen. In Amerika behandeln uns manche schon beinahe wie eine Religion, aber wir sind auch einfach nur ein paar lustige Typen, das glauben wir zumindest. Das eine funktioniert ohne das andere einfach nicht richtig.
Na wenn das kein wahres Wort zum Schluss ist.
Das Interview führte Michael Edele
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