laut.de-Kritik
Das Publikum frisst VNV Nation förmlich aus der Hand und singt jede Zeile mit.
Review von Michael EdeleWas ist eigentlich im Hause VNV Nation los? All die Jahre über hat sich die Band immer mehr Fans erspielt, sei es mit ihren Alben oder ihren absolut intensiven Live-Shows. Eine mittelgroße Electro-Band, die vermeintlich über einen gewissen Insider-Status nie hinaus wachsen wird.
Und plötzlich explodiert die Combo in den USA, spielt dort immer öfter und vor einem immer größer werdenden Publikum - und auch in Europa kommt man plötzlich auf den Geschmack.
So auch in Frankfurt, wo Ronan Harris und Mark Jackson bereits den zum zweiten Mal während der laufenden Tour auftreten, denn die Show war bereits seit Wochen ausverkauft. Da sich so schnell aber keine größere Halle buchen ließ, wurde einfach gestern schon eine Zusatzshow gespielt – die ebenfalls ausverkauft war!
Sind VNV Nation auf einmal Rockstars? Kommt hier der nächste Hype? Wohl kaum, dazu sind die beiden Hauptakteure viel zu bodenständig, der Kontakt zu ihren Fans viel zu eng und das Frankfurter Publikum zu Beginn mal wieder viel zu lethargisch. Einen Frontmann wie Ronan bringt sowas natürlich genauso wenig aus dem Konzept, wie das anfangs immer wieder kurz aussetzende Mikro.
Die Kommunikation mit seinem Publikum beherrscht der kleine Ire perfekt. Es dauert keine drei Songs, bis er den kompletten Saal auf seiner Seite hat. "Wenn ihr nur dastehen und uns anstarren wollt, bitte. Das können wir auch!"
Machen sie natürlich nicht, sondern schicken einen Hit nach dem anderen in den brechend vollen Saal. War die Luft schon nach dem Opener Rotersand stickig, macht sich der Sauerstoff nach und nach auf und davon. Die Hitze steigt ebenso an, was Ronan nach der ersten Zugabe dazu bewegt, ein paar Wasserflaschen ins Publikum zu reichen mit der Bitte, diese doch auch an andere Fans weiterzugeben.
Als er die erste, leere Flasche zurück in die Hand gedrückt bekommt, meint er nur: "Wie deutsch ist das denn? Mann, seid ihr ordentlich. Du bekommst aber kein Pfand zurück!" Jaja, mal wieder über die deutschen Tugenden hergezogen. Wie war das nochmal? Das achte Weltwunder wäre ein nicht besoffener Ire? Egal, die Kommunikation mit dem Publikum passt und die Stimmung wird von Song zu Song euphorischer.
Mag man Ronans Aussagen, das Publikum sei heute viel lauter, enthusiastischer und einfach geiler als gestern, zunächst noch als typisches Frontmann-Gelaber abtun, muss man sich mehr und mehr eines Besseren belehren lassen. So ehrlich überwältigt wie er und Mark nach dem nicht abbrechenden Applaus am Ende der eigentlich letzten Zugabe sind, muss an seinen Aussagen tatsächlich was dran sein. So kommt es abschließend also noch zu einer ursprünglich nicht geplanten Zugabe, bevor nach knapp 90 Minuten endgültig Schluss ist.