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17. We Lost The Sea - "Departure Songs"

Jahr: 2015

Wir kehren zurück zum Crescendo-Core: Wenn wir heute von Post Rock reden, dann meinen wir eben simple Melodieläufe, die sich zu einem großen, pathetischen Finale erheben. Das liegt daran, dass in den letzten zehn Jahren nur noch Genrekost nach dieser Formel durch die Untergrund-Sparte trieb. "Departure Songs" ist da der König. Der Godfather des Worldhaspostrock-YouTube-Kanals. Aber es hat einen Grund, dass dieses Album an der genauen Grenze von Post Rock und Post Metal zu den am heißesten geliebten Platten des Genres gehört: "Departure Songs" ist ein Manifest der erzählerischen und emotionalen Qualität.

Ein bisschen tiefer schlägt diese Platte ein, wenn man die Hintergrundgeschichte kennt: Die australische Band We Lost The Sea machte schon vor der Jahrzehntwende Musik, doch nach dem Release ihres vorletzten Albums "The Quietest Place On Earth" nahm sich ihr Lead-Sänger Chris Torpy das Leben. "Departure Songs" ist das Jahre später erschienene Abschiedswerk des ehemaligen Sängers, das sich erstmals in der Band-Karriere komplett instrumental hält. Das Schweigen spricht Bände, und es geht unter die Haut, wie bereits der Opener "A Gallant Gentleman" in dieses Gefühl von Verlust und Trauer gräbt.

Jeder Song ist einer realen Tragödie nachempfunden, jeder Song nutzt geschmackvoll gewählte Sprach-Samples, Ambience-Ideen und Noise-Passagen für eine maximal cineastische Erfahrung. Es hat einen Grund, dass dieses Album auf seine eigene Art und Weise einen viralen Hype ausgelöst hat. Auch wenn es mit Sicherheit nicht sehr innovativ ist und viele Bausteine von Godspeed You! Black Emperor linear übernimmt, ist es doch das eine Album in diesem Jahrzehnt, das mit den selben Mitteln doch irgendwie eine ähnlich intensive Magie und Erfahrung ermöglicht hat. Es ist Tarantino zum Godspeed-Godard.

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