New Order - "Power, Corruption & Lies"
Der Freitod von Sänger Ian Curtis beendet 1980 den erfolgsversprechenden Beginn der jungen Band Joy Division aus Manchester abrupt. Dementsprechend verwirrt klingt der Neuanfang im Folgejahr, das New Order-Debüt "Movement". Doch schon mit "Power Corruption & Lies" beschreitet das Quartett neue musikalische Wege und vermählt den alten Bastard Indie-Rock mit der neuen Versuchung in Gestalt des Bass-Synthesizers TB 303 und des Samplers Emulator II, den man mit 5 1/4-Disketten füttern muss. Kaum vorstellbar, dass die visionäre Dance-Granate "Blue Monday" in einer solch vorsintflutlichen Ära zum Leben erwachte. Das ebenfalls legendäre Single-Cover bildet eine ausgestanzte Floppy-Disk in Pappform nach und kostet das Label Factory ein Vermögen.
Dieser unter anderem von "Dirty Talk" (Klein & MBO) und Kraftwerks "Uranium" inspirierte Track, darüber ist man sich in der Band schnell einig, passt überhaupt nicht zu den anderen neuen Songs, weshalb es nur eine logische Konsequenz gibt: Er kommt nicht aufs Album. Dieser kapitale Fehler wird bei späteren Nachpressungen korrigiert.
Dennoch machen New Order 1983 einen gewaltigen Karrieresprung: Ihr Mix aus Gitarre, Bass und Synthie-Pop könnte genau so gut Ende der 80er erschienen sein, was man von anderen Elektronik-Bands aus dieser Liste nicht behaupten kann. "Age Of Consent" und das dunkel-wehmütige "Your Silent Face" zählen heute zu den Klassikern, mit "586" integriert man zumindest noch eine Art "Blue Monday"-Reminiszenz. Einzig der Song "Ecstasy" klingt seltsam ziellos und bestätigt somit die Titelwahl. Die Metamorphose zur fast porentief reinen Elektroband gelingt New Order zwei Jahre später mit "Low-Life".
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2 Kommentare
TB 303? Das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Dessen Qualitäten wurden eigentlich erst viel später entdeckt. War’s nicht doch der ARP 2600?
War natürlich auch enttäuscht, dass Blue Monday nicht drauf war. Aber die Maxi hat eh jeder geholt. Das Album ist unverzichtbar und die Entwicklung nach Curtis Tod mutig und wegweisend.
Mich würde nur mal interessieren, ob Sumner anfangs nur eine Notlösung als Sänger war oder ob er fest eingeplant war.
Zum Glück bis heute dabei.