Jason Williamson "Slabs From Paradise"
Worum geht's?
"Slabs From Paradise" beinhaltet fünf Kurzgeschichten über Sex & Drugs & Rock'n'Roll in wütender Midslang-Lyrik. Ohne "strong language" geht hier nichts, denn nur mit einem "Fuck" und "Wanker" pro Seite ist es ein echter Williamson. Der Mann ist Fan von Psycho- und Horrorserien und so lesen sich die Stories wie ein Skript zu einer neuen brutalen Kult-Season. Sein Slang ist krass und aus dem Bauch heraus, seine fiktiven Personen oft rüpelhaft. Ein Leben zwischen Drogen und Pornographie. Immer wieder finden sich Parallelen zu seinem eigenen Leben. So werden Musiker gedisst, in "Tony" vor allem Kate Tempest, die auf der Bühne ihren moralischen Scheiß von sich gibt, aber dann einen 4-seitigen Rider mit Extrawünschen verfasst ("People get what they fucking deserve").
In "Southcrampton" blickt Jason hinter die Kulissen von shithole Clubs mit fiesen, fetten Besitzern, Gewalt, Säufern und diskriminierenden Prolls. Er beschreibt die Ausbeuter so schön widerlich authentisch, dass man die fiesen Fressen gleich vor sich sieht. "Fucking Nora" erzählt von Drogen und den Folgen.
Sie verändern den Charakter und die Wahrnehmung. Alles scheint gut, aber dann kommt das böse Erwachen nach dem weißen Rauschen. Am Ende bemerkst du, dass du dein Leben mit Ausgehen, Saufen und Drogen nur verschwendest.
Wer hat's geschrieben?
Jason Williamson ist Sänger der englischen Punk-Pöbler Sleaford Mods. Der Familienvater ist in seinem Leben schon vielen Idioten begegnet und beobachtet sie nun in seinem täglichen (Medien-) Umfeld. Er wohnt nach wie vor im selbsternannten "shithole" Nottingham.
Wer soll's lesen?
Klar, Sleaford Mods-Fans werden es lieben. Iggy Pop las begeistert aus seinem Buch "Grammar Wanker - Sleaford Mods 2007-2014" (zu sehen in der ebenfalls tollen Doku "Bunch of Kunst"). "Slabs From Paradise" handelt von den Ausgebeuteten und unterdrückten Minderheiten in unserer Gesellschaft, was sich in schaurig-realistischen Wortgebilden ausdrückt. Williamsons Worte sind Pflichtlektüre. Seine Songs eine Bereicherung. Selten flucht, motzt und schimpft jemand so gefühlvoll. Alle Arschlöcher, Glotz-Puppen und Trottel sollten sich das ebenfalls zu Gemüte führen, vielleicht wird die Welt dann ein bisschen besser.
Das beste Zitat:
(über Kate Tempest:) "She's a wanker, mate. Fucking pretender. Rucksack rhymes for the fucking comfy class, she can kiss my arse the pretentious cunt."
Jason Williamson "Slabs From Paradise", Amphetamine Sulphate, 40 Seiten, 10 Dollar.
Wertung: 5/5. Text von Jasmin Lütz
1 Kommentar mit 4 Antworten
IMHO fehlt in dieser Auflistung Bruce Dickinsons Autobiographie "What Does This Button Do".
Korrekt, unsere Metaller waren da auch heiß drauf, doch der Verlag blieb stumm.
die 16,99 für das buch hätten das budget gesprengt?
müßen wahrlich richtig heiß drauf gewesen sein.
Nuja, die deutsche Version kommt erst noch. Nehmen wir eben 2018 rein ...